Thierse: Kirche in Vertrauenskrise gestürzt

Hamburg - Eine schwere Glaubwürdigkeitskrise der katholischen Kirche sieht Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) durch den Missbrauchsskandal in Deutschland.
Thierse, der auch Mitglied im Zentralkomitee der Katholiken ist, sagte am Montag im ARD-Morgenmagazin: “Die Kirche muss mit sich ehrlicher und strenger sein; und das gilt natürlich auch für den Papst.“ Das Vertrauen in die Kirche sei schwer erschüttert: “Gerade für eine Institution, die moralische Autorität beansprucht, sind strengere Maßstäbe anzulegen - selbst wenn man weiß, dass es Kindesmissbrauch nicht nur unter dem Dach der Kirche gegeben hat.“
Zurückhaltend äußerte er sich zur Frage der Opfer-Entschädigung. “Ehrliche Aufklärung tut den Opfern eher gut, als dass man sagt, ihr kriegt 5000, 10.000 oder welche Summe auch immer.“ Den Opfern sei mehr durch einen radikal offeneren Umgang der Gesellschaft mit diesen Verbrechen gedient. Über Verjährungsfristen müsse im Bundestag debattiert werden. “Ich glaube, dass die Verjährungsfrist gerade im Bereich der materiellen Entschädigung verlängert werden soll“, sagte Thierse dem ARD-Morgenmagazin.
dpa