Erstmeldung vom 1. Dezember: Trier - Ein Autofahrer ist am Dienstagnachmittag in die Trierer Fußgängerzone gefahren. Laut Polizei gab es mindestens fünf Tote und mehrere Verletzte. Unter den Todesopfern befindet sich auch ein Kleinkind. Die Hintergründe sind noch unklar, der Bürgermeister Wolfram Leibe sprach von einer Amokfahrt. Laut Polizei wurde das Auto sichergestellt, der Fahrer festgenommen. Dabei handelt es sich um einen 51-jährigen Deutschen aus dem Kreis Trier-Saarburg.
Das Auto soll verschiedenen Berichten zufolge aus Richtung Konstantinbasilika über den Hauptmarkt durch die Fußgängerzone in Richtung Porta Nigra gefahren sein. Die Strecke soll mindestens 600 Meter betragen haben. Zum Motiv des Fahrers gibt es bisher nur Spekulationen. Der leitende Trierer Oberstaatsanwalt Peter Fritzen gab am Dienstagnachmittag auf einer Pressekonferenz Auskunft: Die Staatsanwaltschaft ermittle nun wegen dringenden Tatverdachts in vier Fällen, der Tatbestand des Mordes sei erfüllt, da er „heimtückisch handelte und das Fahrzeug als Waffe benutzte“.
Der 51-Jährige ist laut der Trierer Staatsanwaltschaft nicht vorbestraft. Der Beschuldigte werde auch am Dienstagabend noch vernommen. Anhaltspunkte, dass die Tat terroristisch, politisch oder religiös motiviert ist, gebe es nicht, so Fritzen. Es gebe aber Anzeichen, dass es ein „psychiatrisches Krankheitsbild gibt“. Der Beschuldigte wurde von einem Arzt des Gesundheitsamtes begutachtet. Ein abschließendes Gutachten sei das aber noch nicht, betonte der Oberstaatsanwalt.
Der Beschuldigte war während der Tat alkoholisiert, er „habe nicht unerhebliche Mengen Alkohol genossen“. Im Atem maßen die Beamten einen Pegel von 1,4 Promille, die Messung im Blut stehe noch aus. Morgen soll der 51-Jährige dem Ermittlungsrichter in Trier vorgeführt werden. Es ist laut Fritzen noch nicht klar, ob dabei ein Haftbefehl erlassen oder die Einweisung in eine psychiatrische Einrichtung erfolgen wird.
Die Polizei gab am Laufe des Nachmittags bekannt, dass die Gefahr für die Bevölkerung gebannt ist. Unbeteiligte sollen allerdings weiterhin die Innenstadt meiden. Die Fußgängerzone ist derzeit gesperrt.
Auf Twitter kursierte kurz nach der Tat ein Video, das mutmaßlich die Festnahme des Fahrers zeigen soll. Bestätigt von offizieller Seite wurde das allerdings noch nicht. Zu sehen ist darin, wie mehrere bewaffnete Beamte einen Mann am Boden fixieren. Weitere Einsatzkräfte umstellen einen silbergrauen SUV, der offenbar seitlich angefahren worden ist. Laut Ermittler soll sich der Fahrer bei der Festnahme gewehrt haben.
Das genaue Ausmaß und die Zahl der Opfer ist nach Polizeiangaben weiter unklar. „Es gibt mehrere Tote und eine ganze Reihe Schwer- und Schwerstverletzter“, sagte der Sprecher des Präsidiums Trier, Karl-Peter Jochem, am Dienstag.
Wolfram Leibe, der Trierer Bürgermeister, zeigte sich nach der Tat geschockt. „Wir sehen solche Bilder im Fernsehen ganz oft und denken, das kann bei uns nicht passieren“, sagte er am Dienstag. „Jetzt ist es auch in Trier passiert.“ Rettungskräfte aus der ganzen Region seien im Einsatz. „Alle sind damit beschäftigt, Verletzte und Schwerstverletzte im Moment in die Krankenhäuser zu bringen.“ Er sei nach dem Vorfall durch die Innenstadt gelaufen. „Es war einfach nur schrecklich“, sagte Leibe und schilderte, wie er einen Turnschuh ohne Träger gesehen habe. In der Innenstadt wurden nach der Tat mehrere Menschen psychologisch betreut. Mehrere hundert Einsatzkräfte sicherten Spuren, die Innenstadt wurde komplett abgesperrt. (fmü mit Material der dpa)