Corona-Gefahr „in Deutschland extrem gering“? Altes Interview mit Virologe Drosten sorgt für Verwirrung im Netz
Momentan kursieren im Internet Verschwörungstheorien zum Coronavirus. Nun wird ein Interview mit Virologe Christian Drosten verbreitet, das für Verwirrung sorgt.
- In Zeiten des Coronavirus* sorgten immer wieder Falschmeldungen für Aufregung.
- Nun gibt es Wirbel um ein Interview des Virologen Christian Drosten, nachdem von Corona „keine Gefahr“ für Deutschland ausgehe.
- Hier gibt‘s den Wegweiser durch unsere Berichterstattung sowie grundlegende Fakten zum Coronavirus* und die Corona-News aus Deutschland. Außerdem haben wir hier die aktuellen Fallzahlen als Karte aufgelistet.
München - In Krisenzeiten wie diesen mehren sich im Internet verbreitete Falschmeldungen und verzerrte Berichte zum Coronavirus. Dabei geht es oft um einen baldigen Impfstoff*, die Ansteckungsgefahr* oder eine mögliche Corona-Immunität*. Die meist auf Facebook oder WhatsApp verbreiteten Meldungen sind dabei zwar völlig absurd, sorgen jedoch dennoch für Panik.
Corona-Gefahr „in Deutschland extrem gering“ - altes Interview von Christian Drosten sorgt für Aufregung
Im Internet kursiert derzeit auch ein Artikel des Virologen Christian Drosten. Konkret geht es um ein Interview, das er dem Sender RTL im Jahr 2013 gegeben hat. Die Überschrift lautet: „Tödliches Corona-Virus: Gefahr für Menschen in Deutschland extrem gering“.
In dem Bericht wird jedoch keineswegs das SARS-CoV-2-Virus, also das gegenwärtige Coronavirus thematisiert, sondern das damals kursierende MERS-Virus. Es gehört zwar ebenfalls zur Familie der Coronaviren, entspricht aber eben nicht dem aktuell grassierendem Virus.
Am MERS-Virus sind laut Weltgesundheitsorganisation seit 2012 weniger als 2.500 Menschen erkrankt. Der überwiegende Anteil der Infizierten komme laut Robert-Koch-Institut zudem von der arabischen Halbinsel. Zum Vergleich: Am aktuellen Coronavirus haben sich der Johns Hopkins Universität zufolge weltweit 1.935.646 Menschen infiziert (Stand: 14. April, 16.05 Uhr),
Corona: Zitate von Christian Drosten vollkommen aus dem Kontext gerissen
In dem entsprechenden Artikel erklärt Drosten, dass das MERS-Virus „eigentlich keine Gefahr“ für Deutschland sei. Drostens Zitate würden nun, sieben Jahre später, bewusst verkürzt und falsch dargestellt werden, was in Corona-Zeiten laut Patrick Gensing, von den Tagesschau-Faktenfindern, ein generelles Problem darstellt.
Denn „es gibt Leute, die einfach nur Verwirrung stiften wollen und sich wichtig nehmen. Sie reißen Bilder aus dem Kontext und behaupten, dies seien aktuelle Bilder, obwohl diese aus einem ganz anderen Jahr oder aus ganz anderen Ereignissen stammen.“
RTL hat mittlerweile reagiert und im ursprünglichen Artikel ergänzend dargestellt: „Der folgende Artikel mit Zitaten von Virologe Christian Drosten ist ursprünglich am 30. Mai 2013 veröffentlicht worden. Seine Aussagen und die Einordnung beziehen sich auf das damals hauptsächlich auf der arabischen Halbinsel grassierende Virus MERS-CoV, das sich von dem uns aktuell bekannten Coronavirus SARS-CoV-2 unterscheidet.“
Coronavirus: Verschwörungstheorien mit abstrusen Behauptungen
Die aktuelle Situation wird neben Verzerrungen wie im Fall Drosten teilweise auch bewusst missbraucht, um Verschwörungstheorien zu verbreiten. In diesen werden im Kern drei Auffassungen propagiert. So soll das Virus etwa in einem Labor gezüchtet worden sein. Auch wird behauptet, dass es das Coronavirus schlicht nicht gebe. In diesem Kontext sprechen die Verschwörungstheoretiker von „Seuchenerfindern.“ Darüber hinaus sei Covid-19 ausschließlich dazu da, die Weltbevölkerung zu reduzieren.
Zuletzt sorgte eine weitere Theorie für Aufregung: Ein Krieg, getarnt von den gewaltigen Störgeräuschen der Corona-Krise, soll auf europäischem Boden begonnen haben. Eine 101-Jährige ist aus einer Seniorenresidenz getürmt, weil sie ihrer Tochter zum Geburtstag gratulieren wollte - dabei nutzte sie die Gutgläubigkeit der Polizei aus.
as
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