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170 Anzeigen in Köln, zwei Festgenommene wieder frei

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Polizisten stehen vor dem Hauptbahnhof in Köln.
Polizisten stehen vor dem Hauptbahnhof in Köln. © AFP

Köln - Videos, Anzeigen, Verdächtige - eine kleine Spur: Nach den Ausschreitungen in der Kölner Silvesternacht sind zwei Männer festgenommen worden. Allerdings sind sie wieder frei.

Zwei am Freitag festgenommene mutmaßliche Trickdiebe wurden nach wenigen Stunden wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Tatverdacht gegen die beiden habe sich nicht erhärtet, sagte Staatsanwalt Benedikt Kortz der Deutschen Presse-Agentur. Bei den 16 und 23 Jahre alten Männern aus Marokko und Tunesien sollen nach Polizeiangaben Handys sicher gestellt worden sein. Nach Angaben von WDR und „Kölner Stadt-Anzeiger“ zeigen die Videos Ausschreitungen und Übergriffe auf Frauen. Polizei und Staatsanwaltschaft kommentierten das nicht.

Bundespolizei kennt 32 Verdächtige

Die Bundespolizei hat nach den Übergriffen in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof nach Stand vom Freitagabend 32 Tatverdächtige identifiziert, darunter 22 Asylbewerber. Wie ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in Berlin sagte, handelt es sich bei den festgestellten Delikten überwiegend um Körperverletzungen und Diebstähle. Sexualdelikte seien bisher nicht mit den Asylbewerbern in Verbindung gebracht worden, hieß es. Verdächtige seien in diesen Fällen auch noch nicht ermittelt.

Unter den 32 namentlich bekannten Verdächtigen sind laut Bundespolizei neun algerische, acht marokkanische, fünf iranische, vier syrische, ein irakischer, ein serbischer, ein US-amerikanischer und drei deutsche Staatsangehörige. Der Ministeriumssprecher betonte, es handele sich lediglich um Fälle, die in den Zuständigkeitsbereich der Bundespolizei fielen - also auf dem Bahnhofsgelände und bis zu einer Entfernung von 30 Metern auf dem Vorplatz.

Kölns Polizeichef verteidigt sich gegen Vorwurf der "Verschleierung"

Der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers ist in einen einstweiligen Ruhestand versetzt worden. Davor hatte er sich gegen den Vorwurf der "Verschleierung" der Herkunft möglicher Verdächtiger aus der Silvesternacht gewehrt. Dies sei "vollkommen abstrus", erklärte Albers. 

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) warf der Kölner Polizeiführung derweil am Freitag vor, sie habe intern schon seit Tagen über ein "wesentlich differenzierteres Bild zur Lage am Silvesterabend und zur Herkunft von möglichen Tatverdächtigen" verfügt als ihr auf Nachfragen hin von vermittelt worden sei.

Laut Polizei ist die Zahl der Anzeigen inzwischen auf rund 170 gestiegen, drei Viertel davon haben einen sexuellen Hintergrund. Der Polizei liegen 350 Stunden Videomaterial vor, rund 250 verschiedene Daten müssten ausgewertet werden, sagte der Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die bislang 80-köpfige Ermittlungsgruppe „Neujahr“ wurde auf 100 Beamte aufgestockt.

Mehr als 100 Anzeigen wegen sexueller Übergriffe in Hamburg

Die Zahl der Anzeigen wegen der sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht ist in Hamburg erneut sprunghaft gestiegen. Bis zum Freitag seien 108 Strafanzeigen von Frauen eingegangen, teilte ein Polizeisprecher mit. Den erneuten starken Anstieg - am Donnerstag waren 70 Anzeigen gemeldet worden - erklärte der Sprecher mit der größeren Aufmerksamkeit der Beamten. Wenn Frauen einen Raub oder Diebstahl anzeigten, fragten die Polizisten inzwischen konkreter nach. Die Ermittler hätten noch keinen Tatverdächtigen identifiziert.

Inzwischen 15 Fälle sexueller Übergriffe in Frankfurt

Gut eine Woche nach Silvester erstatten in Frankfurt immer noch Frauen Anzeige wegen sexueller Übergriffe in der Neujahrsnacht. Die Polizei ermittelt inzwischen in 15 strafrechtlich relevanten Fällen, wie sie am Freitag berichtete. Am Donnerstag waren es erst 7 gewesen. „Auch bei den neu hinzu gekommenen Fällen wurden Frauen an die Brust oder das Gesäß gefasst“, hieß es in der Mitteilung. Es sei auch ein weiteres Handy gestohlen worden.

Die Tatorte konzentrierten sich auf die Fußgängerbrücke „Eiserner Steg“ am Main, von der aus traditionell viele das Neujahr begrüßen. „Die Geschädigten sprechen von Männergruppen arabischer beziehungsweise nordafrikanischer Herkunft“, hieß es in der Mitteilung.

Junge Frauen in Silvesternacht in Südschweden belästigt

Mehr als ein Dutzend junge Frauen sind nach Angaben der Polizei in der Silvesternacht im südschwedischen Kalmar sexuell belästigt worden. Die Ermittler untersuchten mindestens acht Anzeigen von Frauen zwischen 16 und 20 Jahren, sagte ein Polizeisprecher am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Stockholm. „Wir wissen, dass mehr junge Frauen betroffen sind und haben sie gebeten, Anzeige zu erstatten.“

Handyfotos sollen die Übergriffe beweisen. Es handele sich aber nicht um so schwerwiegende Fälle wie in Köln.

Gruppen von bis zu zehn Jugendlichen sollen die Mädchen bei einer Silvesterfeier auf dem Platz Larmtorget umringt und unter anderem ihre Brüste berührt haben. Auch in einem Restaurant an dem Platz habe sich ein Übergriff abgespielt, hieß es. Gegen zwei 1983 und 1996 geborene Asylbewerber werde wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung ermittelt. Beide stritten die Vorwürfe ab, sagte der Sprecher.

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AFP/dpa/tz

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