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Ab zum Kultur-Bummel: Jetzt beginnt der Münchner Kunst-Herbst!

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Von: Katja Kraft

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Vater und Tochter: Felicitas Boos und Stefan Vogdt leiten seit 2013 gemeinsam die Galerie am Hofgarten.
Vater und Tochter: Felicitas Boos und Stefan Vogdt leiten seit 2013 gemeinsam die Galerie am Hofgarten. © Marcus Schlaf

Sie gilt als der Start in den Münchner Kunstherbst: die Open Art. Vom 24. bis 26. September findet sie zum 33. Mal statt. Mehr als 60 Galerien und Museen öffnen ihre Türen. Auch die Galerie Stefan Vogdt am Hofgarten. Ein Besuch.

Das hat was von einem Schlüsselloch. Wer hineinblickt, sieht in eine andere Zeit. Und zugleich in unsere eigene. Das ist der Clou bei Ola Kolehmainens Werkserie „Back to Square Black“, die von heute an bis 22. Oktober in der Galerie Stefan Vogdt zu sehen ist. In seinen farbintensiven Bildern, angesiedelt zwischen Architektur, Fotografie und Malerei, vermittelt der finnische Künstler, dass die Gegenwart immer auf der Vergangenheit ruht. Auf den Schultern von Riesen.

Rot eingefärbt hat der Künstler eine Archivaufnahme der Kathedrale von Siena. Dadurch treten die architektonischen Elemente intensiver hervor.
Rot eingefärbt hat der Künstler eine Archivaufnahme der Kathedrale von Siena. Dadurch treten die architektonischen Elemente intensiver hervor. © Foto: Galerie Stefan Vogdt

Die Kunstberaterin Sonja Lechner wird die Werke heute Abend bei der Vernissage präsentieren. Und hofft insgeheim, auch ein paar Sammler zeitgenössischer Kunst damit für einen Blick zurück zu begeistern. „Für viele, die Contemporary Art sammeln, gibt es nur ein Jetzt – als sei das aus dem Nichts entstanden. Dabei nimmt jeder Künstler Bezug auf unseren Kulturschatz, ob bewusst oder unbewusst“, betont sie.

Ola Kolehmainen verbindet Vergangenheit und Gegenwart

Kolehmainen spielt damit. In „Siena dark Red“ (2020) beispielsweise, diesem Bild, zu dem der Schlüssel die eigenen Augen sind. Als Grundlage diente dem Künstler eine schwarz-weiße Archivaufnahme der Kathedrale von Siena. Indem er den Mittelgang tiefrot einfärbt, scheinen auch die ursprünglichen Linien, Formen, all die architektonischen Elemente intensiver hervorzutreten. Scheint die Aura des Raumes sichtbar zu werden. Das ist, was den 57-Jährigen seit mehr als 20 Jahren umtreibt: den Kern des Ganzen zu ergründen. So lange schon legt Kolehmainen sich mit seiner Kamera weltweit auf die Lauer, fotografiert Gebäude aus hunderten Perspektiven, bis er für sich das Wesentliche entdeckt hat. Nicht die Kathedrale in ihrer Gänze interessiert ihn, nicht die Funktion des Baus oder die schiere Größe. Ihn interessiert die Seele.

Und während er sich in früheren Arbeiten auf die Details konzentriert hat, legt er sie nun digital übereinander – und lässt so Neues entstehen. Aus Vergangenheit wird Gegenwart. Aufnahmen einer Bäder-Architektur aus Sevilla, gebaut im 12. Jahrhundert, scheinen durch diese Überlagerung der Fotos wie aus einem Werk von Lyonel Feininger gerissen. Oder die mallorquinische Landschaft: erst von Kolehmainen fotografiert, auf ein Papier mit extremer Struktur gedruckt und erneut abfotografiert. So erhält das Foto eine surreal anmutende Haptik. Wie eine Fata Morgana, halb im Jetzt, halb aus einer anderen Zeit.

Die Open Art lädt zum Kunst-Spaziergang

Ein bisschen so, wie sich die vergangenen eineinhalb Jahre angefühlt haben. In der die Menschen das Spazierengehen für sich entdeckt haben. Das können sie an diesem Wochenende bei der Open Art wieder tun. Und nebenbei alles, was der Kunstmarkt zu bieten hat, entdecken. Felicitas Boos, mit ihrem Vater Leiterin der Galerie, erinnert sich gern an ein Paar aus der Gastronomie, das während des Lockdowns häufig an ihren Schaufenstern vorbeigestrichen ist. Ein Bild schauten sie sich immer wieder an. „Dann riefen sie eines Tages an und sagten: Das kaufen wir jetzt. Die Lage ist zwar katastrophal, aber genau deshalb“, erzählt Boos lächelnd. Kunst als Mutmacher – funktioniert. Damals wie heute.

Bis 22. Oktober in der Galerie Stefan Vogdt, Galeriestraße 2, München; Telefon 089/271 68 57. Weitere Infos gibt es hier

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