„Avatar 2“ knackt Zwei-Milliarden-Dollar-Marke: Die Kultur ist zurück!

James Camerons Blockbuster „Avatar 2“ bricht weltweit in den Kinos alle Rekorde. Ein Zeichen dafür, dass die Kultur zurück ist. Auch die Münchner Häuser freuen sich über steigende Besucherzahlen.
Und jetzt mal Schluss mit den schlechten Prognosen. Viel wurde berichtet und sich geärgert über eine gewisse Zurückhaltung seitens der Kulturfreunde nach der Pandemie. Doch je mehr man öffentlich beklagt, dass die Theater, Kinos, Konzerthäuser und Museen weniger gut besucht sind als „vor Corona“, desto mehr sickert dieser Negativtrend ins Unterbewusstsein von uns Herdentieren. Bräsig fühlen wir uns in der eigenen Post-Lockdown-Gemütlichkeit bestätigt. Wenn die anderen nicht mehr rausgehen, scheint man ja selbst nix zu verpassen. Also warum sich aufraffen und hineinstolpern in die kalte, dunkle Welt da draußen, wenn Netflix und Co. sie einem auch bequem nach Hause liefert?
JR-Ausstellung in der Kunsthalle München war ein Riesenerfolg
Eben weil es daheim auf Dauer ist wie eine Runde „Chef: A Restaurant Tycoon Game“. Ein Videospiel, bei dem man als Chefkoch Menüs entwirft. Digital. Kannste schon machen und viel über Spitzenküche erfahren. Aber wie sie schmeckt, wie sie riecht, wie sie sich anfühlt, das ersetzt dir kein digitales Programm. Und jetzt die gute Nachricht: Viele Menschen scheinen (wieder) Appetit zu haben auf das analoge, das unmittelbare Erleben. Der Film „Avatar 2“ knackt dieser Tage weltweit an den Kinokassen die Zwei-Milliarden-Grenze (Lesen Sie hier: unsere Filmkritik zu „Avatar 2: The Way of Water“).

Oder JR: Wie berichtet, endete die Ausstellung des Street-Art-Künstlers in der Kunsthalle München am Wochenende – und die Menschen standen Schlange, um sie kurz vor knapp noch einmal anschauen zu können. Der krönende Abschluss einer mit rund 135 000 Besucherinnen und Besuchern seit Ende August fantastisch besuchten Schau. „Wir sind glücklich, dass wir die beeindruckenden Projekte von JR in München zeigen konnten. In Deutschland war er noch nicht so bekannt. Umso mehr freuen wir uns, dass die Ausstellung von Jung und Alt so begeistert aufgenommen wurde und alle so positiv auf JRs Anliegen reagierten: mit Kunst die Sicht auf die Welt zu ändern“, bestätigt Kunsthalle-Chef Roger Diederen. Der von Hirmer herausgegebene Katalog ist inzwischen vergriffen. Hirmer-Chef Thomas Zuhr: „Ungewöhnlich viele junge Menschen kamen auf mich zu, um einen Katalog zu erhalten. Ein schöner Erfolg.“ (Unsere Ausstellungsbesprechung der JR-Schau in der Kunsthalle München finden Sie hier.)

Auch im Diözesanmuseum Freising endet bald eine sehenswerte Schau: Noch bis 29. Januar 2023 ist dort die Sonderausstellung „Tanz auf dem Vulkan“ zu sehen. Museumschef Christoph Kürzeder kann sich seit der Wiedereröffnung des faszinierenden Hauses auf dem Freisinger Domberg über Besuchermangel wahrlich nicht beschweren. „Anfangs haben wir natürlich von dem Wiedereröffnungshype profitiert. Doch das Schöne ist: Die Begeisterung hält an. Die Menschen kommen aus aller Welt zu uns“, freut er sich. Und im Wissen, Schätze wie Caravaggios „Medusa“ hier nicht immer sondern nur in der vorübergehenden Vulkan-Ausstellung sehen zu können, steigen auch dort die Besucherzahlen seit einigen Wochen steil nach oben.

Viele Menschen sieht ebenfalls, wer am Münchner Kunstfoyer vorbeispaziert. „Tatsächlich kann ich sagen, dass wir auch während der Pandemie immer sehr gut besucht waren, außer natürlich während des Museums-Lockdowns“, erzählt Direktorin Isabel Siben. Fotografie zieht die Menschen an: Die jüngste Schau mit Arno Rafael Minkkinen „war ein richtiger Publikumsliebling“, genauso wie die jetzt zu sehende Kunst von Magnum-Fotografin Inge Morath. „Am vergangenen Sonntag zum Beispiel waren mehr als 700 Besucher in der Ausstellung. Und unter der Woche sind es pro Tag 100 bis 150.“
Lust auf Theater scheinen Gerhard Polt und die Well Brüder zu machen: In den Münchner Kammerspielen feiert am 28. Januar 2023 ihre Komödie „A scheene Leich“ Premiere – alle Vorstellungen bis Ende Februar sind bereits so gut wie ausverkauft. Nur noch wenige versprengte Einzeltickets kann man sich sichern oder auf Rückgaben an der Abendkasse hoffen. So geht’s auch dem Volkstheater: Wenn die Jazzrausch Bigband hier am 11. und 12. Februar 2023 gleich drei Mal für Rambazamba sorgt, muss man sich sputen, noch Tickets zu bekommen.

Gänzlich „ausverkauft“ meldet das Münchner Literaturhaus für die Lesung des Deutschen Buchpreisträgers Kim de l’Horizons („Blutbuch“) am 23. Januar 2023. Und plötzlich ist man dann doch wieder dankbar für das ja nicht ganz verkehrte Digitale: Über einen Stream kann man sich für fünf Euro zur Lesung zuschalten. Wie wäre es per Laptop, in der Literaturhaus-Brasserie Oskar Maria. Dazu ein Glas Champagner. Vive la culture!