Verleihung der Blauen Panther: Bayerns Fernsehpreise für Olli Dittrich und Soma Pysall

In München wurde am Mittwochabend der „Blaue Panther – TV und Streaming Award“ verliehen, wie der Bayerische Fernsehpreis inzwischen heißt. Ob die runderneuerte Gala überzeugen konnte?
Markus Söder wusste, wovon er sprach – schließlich ist der Bayerische Ministerpräsident selbst schon von Markus Lanz ordentlich in die Mangel genommen worden. Man konnte die Verleihung des Ehrenpreises an den ZDF-Talker am Mittwochabend (19. Oktober 2022) beim „Blauen Panther – TV und Streaming Award“ (ehemals Bayerischer Fernsehpreis) in der Münchner BMW Welt also durchaus als eine sehr persönliche Anerkennung eines ehemaligen – und sicher auch zukünftigen – Gastes verstehen. Mit seiner Sendung bringe der 53-jährige gebürtige Südtiroler dem Publikum auch komplexe Debatten und Themenlagen verständlich und unterhaltsam nahe, so Söder. Er lobte die akribische Vorbereitung, mit der Lanz an seine Gespräche rangehe. Und: „Er ist nie beleidigt und nie beleidigend.“ Ihn beeindrucke darüber hinaus die Ausdauer, mit der Lanz nicht nur seine Fragen stelle, sondern die er auch in seiner Karriere bewiesen habe. Stichwort „Wetten, dass..?“. Das habe nun einfach nicht gepasst, sagte Söder. Trotzdem habe Lanz weiter gemacht. Nur loben ist eben auch nicht die Sache von Söder. Ein kleiner Hieb gehört wohl immer dazu.

Markus Lanz nahm Laudatio und Ehren-Panther dann durchaus gerührt entgegen, genoss den Einspielfilm, der auf seine Karriere zurückblickte und kommentierte, natürlich kokett und mit dem ihm eigenen Hang zur Selbstgefälligkeit: „Im Grunde kann ich jetzt aufhören.“ Er hoffe aber, dass der Ehren-Panther kein getarnter Rentenbescheid sei. Eher müdes Lächeln im Publikum.
Die Verleihung des „Blauen Panther“ wurde runderneuert
Mit der Verleihung des Ehrenpreises wurde die Gala eröffnet, die sich vor allem eins auf die Fahnen geschrieben hatte: moderner zu sein als früher. Wie berichtet, wurde die Veranstaltung runderneuert. Lässige BMW Welt statt altehrwürdiges Prinzregententheater (was der Atmosphäre allerdings nicht unbedingt gut tat), und vor allem nicht nur Preise für lineares Fernsehen, sondern auch für Produktionen von Streaminganbietern sowie Internet-Formate. Diese Haltung schlug sich prompt in der Liste der Preisträger nieder: Beide Publikumspreise – nämlich für die beliebteste Serie und den beliebtesten Film – gingen an Produktionen von Amazon Prime Video („Die Discounter“) beziehungsweise Konkurrent Netflix („Army Of Thieves“).
Preise für „Die Discounter“ und „Army of Thieves“
Als beste Schauspielerin konnte sich Soma Pysall durchsetzen – immerhin gegen Lisa Maria Potthoff („Herzogpark“) und Luna Wedler (@ichbinsophiescholl). Pysall hat die Jury in der Serie „Para – Wir sind King“ (Warner TV Serie) begeistert. „Sie trägt die Geschichte nicht nur dramaturgisch mit ihrer Figur, sondern vor allem mit ihrer grandiosen schauspielerischen Leistung“, hieß es in der Begründung. Bei den Männern machte Peter Kurth das Rennen und setzte sich mit seiner Darstellung in „Ferdinand von Schirach – Glauben“ (RTL+ und Vox) gegen Bruno Alexander („Der Rebell – von Leimen nach Wimbledon“) und Florian Lukas („Die Wespe“) durch. „Dann wird es ja doch noch ein schöner Abend hier in München“, frotzelte der „Ost- und Norddeutsche“ (Kurth über Kurth).
Wigald Boning zeichnete Olli Dittrich aus
Was die gute „alte“ Fernsehunterhaltung angeht, gibt es aber – Streaming hin oder her – doch ein „öffentlich-rechtliches Gesicht“, das immer noch und immer wieder die Zuschauer aufs Vortrefflichste begeistert: Olli Dittrich. Für die Verkörperung der Figur Sandro Zahlemann in der Mockumentary „Ich war Angela Merkel: Das Zahlemann-Protokoll“ (ARD) bekam er einen Blauen Panther – sehr zu Recht und aus den Händen seines Freundes Wigald Boning. „An dieser Parodie stimmt einfach jedes Detail“, urteilte die Jury. „Olli Dittrich beschreibt in schönstem Sächsisch und mit einer ernsten, sachlichen Erzählweise die absurdesten Ereignisse.“

Ein Meister moderner TV-Unterhaltung ist auch Joko Winterscheidt. dessen ProSieben-Format „Wer stiehlt mir die Show“ der Jury ebenfalls preiswürdig schien. Matthias Schweighöfer hielt eine launige Laudatio auf die „großartigste Show-Idee seit langer Zeit“ – auch das, sehr wahr! Winterscheidt war aufrichtig berührt und erzählte, dass er in der Zeit vor jener Show-Idee, für die er nun auf der Bühne gefeiert wurde, fast nicht mehr an seine Zukunft im TV geglaubt und beinahe hingeschmissen habe. Gut, dass er es sich noch einmal überlegt hat.
Claus Kleber als Laudator für drei bemerkenswerte Dokumentationen
Ein besonderer Moment der Gala war die Verleihung der Panther im Bereich Dokumentation. Claus Kleber hielt die Laudatio auf drei bemerkenswerte Filme: „Charité intensiv“ (die tatsächlich sehr bemerkenswerte Reportage über die Arbeit im berühmten Berliner Krankenhaus während der Pandemie), „Gegen Putin“ (eine beeindruckende Doku über demonstrierende Frauen in der Ukraine) und „Wirecard – die Milliarden-Lüge“ (eine packende Recherche zum Finanz-Skandal). Auf seinen Job als Laudator hatte sich Kleber, selbst leidenschaftlicher Filmemacher, besonders gefreut, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung sagte: „Gute Dokumentationen sind einfach immer wichtig – und diese drei, die ich heute auszeichnen darf, sind noch dazu besonders tolle Werke, Werkzeuge der Wahrheit.“