Christian Thielemann: "Getroffene Hunde bellen eben"

München - Der Chefdirigent der Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann, hat dem vor wenigen Tagen entlassenen Beinahe-Intendanten der Semperoper, Serge Dorny, vorgeworfen, sich über die Situation an diesem Haus nicht genügend informiert zu haben.
"Die Kapelle ist nicht nur eine Sparte des Hauses, man kann sie daher nicht so behandeln", sagte Thielemann dem Münchner Merkur (Dienstagsausgabe). Dies resultiere aus der 450-jährigen Geschichte des Orchesters. Es sei Tradition in Dresden, "durchaus auch eigene Wege verfolgen zu können, um letztlich gemeinsam Erfolg zu haben". Thielemann weiter: "In dieser Hinsicht halte ich ihn für extrem unerfahren, er hat sich nicht ausreichend mit der Geschichte des Hauses beschäftigt".
Dorny wurde am vergangenen Freitag vom sächsischen Kunstministerium gekündigt. Ihm wird vorgeworfen, das Klima dort verdorben zu haben. Über diese Entwicklung zeigte sich der Dirigent verwundert, zumal man stets sehr freundlich zusammengearbeitet habe. "Herr Dorny hat einen Vertrag unterschrieben, der von seinem Anwalt ausgehandelt wurde, und damit müsst's eigentlich gut sein", sagte Thielemann. "Wie es dazu kam, dass er plötzlich meint, seine Befugnisse und Kompetenzen genügen ihm nicht mehr, ist mir ein Rätsel." Er, so beteuerte der Dirigent, sei an alledem jedenfalls nicht schuld. Thielemann zeigte sich befremdet, wie Dorny nun in einem offenen Brief und in Interviews reagiere. "Getroffene Hunde bellen eben. Aber davon lassen wir uns nicht provozieren."