1. Startseite
  2. Kultur

Die neue Galerie ludwig space in München: Dietlinde Behncke lädt zum Gespräch!

Erstellt:

Von: Katja Kraft

Kommentare

Dietlinde Behncke in ihrer neuen Münchner Kunstgalerie ludwig space.
Freut sich auf die Eröffnung ihrer Kunstgalerie: Dietlinde Behncke im ludwig space. © Marcus Schlaf

München hat eine neue Kunstgalerie: Dietlinde Behncke eröffnet das ludwig space an der Ludwigstraße 7. Und lädt hier jeden Donnerstag zum spannenden After-Work-Abend.

Judith Fegerl ist das beste Beispiel. Wer die Kunst der Wienerin ohne jedes Vorwissen betrachtet, ist erst einmal irritiert. Ein guter Zustand. Denn der heißt, dass sich was tut im Hirnstüberl. Nur wenn dann niemand da ist, der einen „abholt“, wie man heute so sagt, bleibt es womöglich bei der Irritation. Dann sind die Arbeiten zwar schön anzusehen, die darin enthaltenen Fragen über gesellschaftliche Zustände aber, sie verpuffen. Das möchte Dietlinde Behncke ändern. Sie tut deshalb, was jeder, der die teuren Immobilienpreise im an Galerien reichen München kennt, für mutig hält: Dietlinde Behncke eröffnet am 31. Januar 2023 ihre eigene Kunstgalerie. Und hat „überhaupt keine Angst. Im Gegenteil: Ich bin so belebt wie nie“, sagt die euphorische Gastgeberin am Tag vor der Eröffnung. Als wollte Petrus persönlich seinen Segen geben, scheinen die Sonnenstrahlen an diesem Vormittag besonders heftig durch die Bogenfenster der Galerie an der Ludwigstraße 7.

Zentrale Lage: Die neue Kunstgalerie ludwig space liegt an der Ludwigstraße 7.
Zentrale Lage: Die neue Kunstgalerie ludwig space liegt an der Ludwigstraße 7. © Marcus Schlaf

Behncke, über viele Jahre Kulturmanagerin und -Journalistin etwa im ZDF-Hauptstadtstudio Berlin oder im Museum Deutsche Guggenheim, wechselt also die Seiten. Statt über Kunst zu berichten oder sie „nur“ zu präsentieren, wird sie sie künftig selbst vertreiben. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, hat sie sich in den Corona-Pandemie-Jahren gedacht. Und macht ihren Traum, der schon lange in ihr schlummert, nun einfach wahr. Aber mal ehrlich, eine analoge Galerie, wo doch heute viele einzig aufs Digitale setzen, letztlich auch, um Miete zu sparen? „Ich möchte echte, direkte Begegnung mit der Kunst“, erwidert sie. „Fotos oder Videos davon können doch immer nur Teaser sein, man muss sie selbst erleben! Analog.“

Die Kunst von Janka Zöller zeigt Dietlinde Behncke im ludwig space ab April.
Die Kunst von Janka Zöller zeigt Dietlinde Behncke im ludwig space ab April. © Galerie ludwig space

Deshalb soll das Alleinstellungsmerkmal ihres Hauses sein, dass hier jede Woche zum After-Work-Gespräch geladen wird. Zu Deutsch: Immer donnerstags ist jeder willkommen, nach der Arbeit je ab 20 Uhr für ein Stündchen vorbeizuschauen und mit interessanten Gästen aus Wissenschaft, Kultur und Politik über Themen unserer Zeit zu sprechen. Belebt durch die Kunstwerke, die einen hier umgeben.

Den Anfang macht Judith Fegerl. Bewusst startet Behncke ihr Ausstellungsprogramm mit einer etablierten Künstlerin, die beispielsweise im Museumsquartier Wien institutionell gezeigt und auf internationalen Messen wie der Frieze London oder der Art Basel gehandelt wird. „Im Laufe des Jahres wird es dann ein wild gemischtes Programm werden“, verspricht die Galeristin. Von 25. April bis 16. Juni etwa kann man die vor Kraft strotzenden Arbeiten der Münchner Malerinnen Janka Zöller und Elisa Breyer sehen und kaufen – und sich bei den After-Work-Abenden über Themen wie moderne Weiblichkeit unterhalten. Beide Künstlerinnen sind Meisterschülerinnen von Karin Kneffel.

Im ludwig space werden die Themen unserer Zeit diskutiert

Judith Fegerl treibt derweil das Thema Energie um. Klingt theoretisch. Aber wenn man sich dann mit der 1977 geborenen Künstlerin unterhält, passiert genau das, was sich Dietlinde Behncke wünscht: Es erschließt sich einem eine hochinteressante Welt. An der Wand rechts stehen zwei massive Stahlsäulen. Beide sind in der Mitte getrennt. Zusammengehalten werden sie durch zwei elektromagnetische Felder. Die Stangen bleiben aufrecht stehen, solange die Stromzufuhr nicht unterbrochen wird. Die Künstlerin möchte damit auf die Fragilität der Infrastruktur hinweisen, auf die wir alle angewiesen sind. „Die nehmen wir meist völlig unreflektiert als ständig gegeben und stabil wahr. Diese Arbeit soll uns auch körperlich bewusst machen, dass wir uns in Wahrheit in einer Gefahrenzone befinden“, betont Fegerl. Und man spürt regelrecht, wie gefährlich es für den eigenen großen Zeh werden könnte, wenn den beiden Stahlsäulen jetzt tatsächlich der Saft ausginge.

Ein hochaktuelles Thema also, nicht erst seit Beginn des Ukraine-Krieges. „Das ist doch gerade das, was Kunst leistet: in der Auseinandersetzung mit ihr spürt man, Teil der Zeit zu sein, in der man lebt. Man nimmt am Diskurs teil, mit allen Sinnen“, sagt Behncke. Sie hat einst den PIN. Young Circle mitbegründet, den jungen Club des Förderkreises der Pinakothek der Moderne, der Kunstinteressierten bis 40 Jahren einen vergünstigten Mitgliedsbeitrag ermöglicht. Und so möchte sie in ihrer Galerie auch eben diese jungen Leute ansprechen, die erst anfangen, Kunst zu sammeln. Die günstigsten Werke gibt es hier für einen niedrigen vierstelligen Bereich. „Ich freue mich darauf, Menschen für Kunst zu begeistern. Jeder ist willkommen!“

Die Eröffnung des ludwig space, Ludwigstraße 7, ist am 31. Januar 2023 ab 17 Uhr. Öffnungszeiten: Di.-Fr. 11-18, Do. bis 20 Uhr, Sa. 11-15 Uhr.

Auch interessant

Kommentare