Farewell, Sir Elton - so war der Auftritt der Musiklegende in München

Mit einer Verbeugung und einem stumm geformten „Thank you“ sagt die Legende Lebwohl. Abschiede sind immer so eine Sache. Vor allem, wenn sich ein ganz großer Name mit ganz großem Tamtam zurückzieht.
München - Das berühmte Hintertürchen für eine Rückkehr bleibt bei einigen eben doch offen. Wenn man Sir Elton John mit seiner „Farewell Yellow Brick Road World Tour“ beim Wort nimmt, sagt der 72-Jährige aber nicht „Auf Wiedersehen“, sondern wirklich „Lebwohl“.
Seine Fans feiern den Meister mit stehenden Ovationen
In München tat er das gestern Abend vor ausverkauftem Haus: In der Olympiahalle, wo trotz Bestuhlung 11500 Menschen immer wieder für ihr Idol aufstanden. Wann immer sich der Meister kurz von seinem schwarzen Flügel erhob und sich mit einer galanten Handbewegung verbeugte, antwortete das Publikum mit stehenden Ovationen.
Er klingt aber auch in keinster Weise wie einer, der vorhat, sich zur Ruhe zu setzen. Kraftvoll der Gesang, treibend das Klavierspiel - nicht umsonst hat der Langzeitabschied von der Welt bereits einen Billboard-Award als beste Rock-Tournee gewonnen. Der geadelte Kitschmeister hat für seine Tournee eine Setlist ersonnen, die nicht nur die liebsten Stücke der Fans wie „Tiny Dancer“, „Rocket Man“ oder „Candle in the Wind“ enthält. Er erlaubt sich statt eines erwartbaren Best-ofs eigene Lieblingslieder wie das recht unbekannte „Indian Sunset“.
Der aktuelle Grad der Exzentrik lässt sich bei Elton John an den Sehhilfen ablesen. Nach einer Phase relativer Zurückhaltung ist er wieder bei ziemlicher Schrillheit angelangt. Gestern Abend waren es ein zartrosa Exemplar mit Glitzersternchen und ein froschgrün-glitzerndes Ungetüm - was prächtig zum mit viel Blingbling und floralen Applikationen versehenen schwarzen Frack sowie später zum pink-grünen Blumenanzug passte. Sir Elton ließ es noch einmal krachen, optisch und akustisch. Und mit kritischen Tönen Richtung Heimat: „Ich bin Großbritannien leid, ich bin den Brexit leid. Ich bin Europäer!“ Stehende Ovationen.
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Die Gewalt seiner Stimme hallt wie wohlklingender Donner durchs Rund, egal ob er spricht oder singt. Nahaufnahmen zeigen, wie seine Finger in atemberaubender Geschwindigkeit über die Tasten tanzen. Die Gentlemen, die ihn begleiten, stehen ihm in nichts nach und erhalten bei der großen Dankesrede den verdienten Applaus.
Bis Ende 2020 macht er noch so weiter, mit einem Konzert in London soll die gigantische Bühnenkarriere von Sir Elton John enden. Dann will er sich der Familie widmen. Einen Abschied vom Abschied soll es nicht geben.
Das Münchner Publikum erhält allerdings noch einmal einen Aufschub: Sir Elton kommt am 5. Juli noch einmal in die Olympiahalle, die er mutmaßlich mit der gleichen Selbstverständlichkeit im Sturm nehmen wird. Es stimmt also nicht ganz: Nach diesem Abend voller Glitzer und Grandezza sagt die Legende zumindest dieses eine Mal noch „Auf Wiedersehen“.
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Anmerkung: In der ersten Version des Textes stand, das zweite Konzert würde im Olympiastadion stattfinden. Das Konzert findet ebenfalls in der Halle statt. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.
Im Rahmen seiner neuen Autobiografie gestand Elton John nun eine Krebserkrankung.
Obwohl er krank war, ging der Weltstar trotzdem auf die Bühne. Doch während des Konzerts versagte ihm die Stimme.