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„Fastnacht in Franken“ 2023: Konfetti für die Seele

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Von: Astrid Kistner

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„Fastnacht in Franken“ Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (mit Ehefrau Karin) ist als Stammesältester kostümiert
Wo ich bin, ist vorn: Ministerpräsident Markus Söder (mit Ehefrau Karin) hat sich zur „Fastnacht in Franken“ als Stammesältester kostümiert © dpa

„Fastnacht in Franken“ – so emotional erinnerte die erste Live-Prunksitzung nach der Pandemie an die verstorbene Landtagspräsidentin Barbara Stamm

Franken in Feierlaune. Da mag die Erde noch so beben – der rote Teppich, über den Bayerns Polit-Prominenz in die Herzkammer des Frohsinns marschiert, schlägt keine Wellen. Statt Nachrichten über Krieg, Klimawandel und Inflation dürstet es die rund 600 Gäste der voll besetzten Mainfrankensäle in Veitshöchheim nach knallbunten Kostümen, Kalauern und Konfetti für die Seele. Die „Fastnacht in Franken“ meldete sich am Freitagabend erstmals nach zwei Jahren wieder live im Bayerischen Fernsehen zurück. Feiern in Echtzeit – das können die Närrinnen und Narren, die gleich zum Auftakt emotional wurden.

Volker Heißmann erinnerte an eine, die bei keiner der kultigen Prunksitzungen fehlen durfte: die im Oktober 2022 verstorbene bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm (†77). Viele der Künstler der Show seien an ihrem Grab gewesen, um es mit dem diesjährigen Faschingsorden zu schmücken. „Doch die Barbara hätte nicht gewollt, dass wir Trübsal blasen“, so Heißmann. Ihr leerer „Stamm“-Platz werde künftig mit bemerkenswerten Menschen besetzt: wie der Krankenschwester Karen Müller von der Uniklinik Würzburg, die der Politikerin bis zuletzt zur Seite stand und an diesem Abend mitfeierte.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) kam ganz lässig als Hippie zur „Fastnacht in Franken“
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) kam ganz lässig als Hippie zur „Fastnacht in Franken“ © dpa

Ausgelassen ging’s zu bei der „Fastnacht in Franken“, wo das Bayerische Kabinett mit großer Hingabe in die Mangel genommen wurde. Ganz besonders natürlich Ministerpräsident Markus Söder, der sich im Wahljahr als Stammesältester verkleidet hatte, „der die Bayern durch die Stürme der Zeit führt“. Eine Steilvorlage – nicht nur für seine Follower im Netz, die sein Kostüm mit den Worten „Moses Söder, der Spalter der Nation“ kommentierten. Auch Volker Heißmann und Martin Rassau spotteten: „Wir haben hinter den Kulissen schon gerätselt. Ist er Abraham oder schreibt er als Moses seine Gebote einfach selbst?“

Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann (li., als bayerischer Löwe) mit FDP-Fraktionschef Martin Hagen, der sich mit seiner Ehefrau als Harry und Meghan verkleidet hatte
Selfie mit Löwe: Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann (li.) mit FDP-Fraktionschef Martin Hagen, der sich mit seiner Ehefrau als Harry und Meghan verkleidet hatte © Hartmann/privat

Gleich zwei Bavarias saßen vor der Bühne: Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) und Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze oder wie die Narren witzelten „Großmutter und Mama Bavaria“. Spott und Hohn dosierten die Franken ansonsten mit Sinn und Verstand: Kabarettist Michl Müller, die scharfzüngige Ines Procter als kultige Putzfraa, die Altneihauser Feierwehrkappell’n und natürlich Nilpferd Amanda – sie alle zündeten nach Jahren der Zurückhaltung ein echtes Unterhaltungsfeuerwerk.

Stehenden Applaus gab’s für den ersten Faschingsprinzen in der Geschichte der Sendung: Büttenprofi Peter Kuhn. Der sorgte in seiner Marathonrede auch für nachdenkliche Momente. Am Umsturz arbeitende „Reichsbürger“, das Debakel um die desolate Bundeswehr, der Krieg in der Ukraine und Energieknappheit: „Mir scheint die Welt ist allerorten, einfach nur verrückt geworden.“ Darauf ein dreifaches Helau!

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