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Trauer um Schmidt-Modrow: „Bleib’ uns zugeschaltet, Ferdi!“

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Von: Michael Schleicher

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Strahlend durch sein viel zu kurzes Leben: Ferdinand Schmidt-Modrow (Archivbild).
Strahlend durch sein viel zu kurzes Leben: Ferdinand Schmidt-Modrow (Archivbild). © picture alliance/dpa / Felix Hörhager

Schauspieler Ferdinand Schmidt-Modrow ist mit 34 Jahren überraschend verstorben - jetzt gab es in München eine bewegende Trauerfeier.

München - Am Ende, die letzten Takte der „Bohemian Rhapsody“ sind gerade verklungen, erheben sich alle, die an diesem Freitagnachmittag in die Kirche St. Maximilian in der Isarvorstadt gekommen sind, und applaudieren. Es ist ein letzter Beifall für den Schauspieler Ferdinand Schmidt-Modrow, der in der vergangenen Woche im Alter von 34 Jahren völlig überraschend gestorben ist.

„Und jetzt, Ferdi, los! Lass ’s krachen“, hatte Pfarrer Rainer Maria Schießler vor dem Hit von Queen in das volle Gotteshaus gerufen. Schließlich beschließt der Song von Freddie Mercury nicht zufällig diese Trauerfeier: Über die Nummer hatte Schmidt-Modrow einst am Gymnasium in Schrobenhausen seine Facharbeit geschrieben, der Titel sollte fortan sein viel zu kurzes Leben begleiten. In dem Lied gibt es die Zeilen „Goodbye everybody, I’ve got to go/ Gotta leave you all behind and face the Truth.“ – „Auf Wiedersehen, ich muss gehen/ Ich muss euch alle zurücklassen und der Wahrheit ins Auge sehen.“ Nichts anderes ist diesem jungen, talentierten Schauspieler widerfahren, der an den Folgen eines Speiseröhrenrisses gestorben ist.

Trauerfeier für Ferdinand Schmidt-Modrow: St. Maximilian ist vollbesetzt

An diesem Nachmittag sind sie alle zu der privaten Trauerfeier gekommen, um sich von Schmidt-Modrow zu verabschieden. Seine Familie, seine Fans, seine Freunde und natürlich seine Kollegen. Wobei – und das wird in den tieftraurigen, berührenden, nachdenklichen, musikalischen und mitunter auch komischen 90 Minuten nochmals sehr, sehr deutlich: So ganz genau kann man die Trennlinie zwischen Freunden und Kollegen beim „Ferdi“, wie ihn die meisten hier nennen, gar nicht ziehen. Allein das sagt sehr viel aus über diesen Menschen.

St. Maximilian an der Auenstraße ist wirklich keine kleine Kirche. Vollbesetzt sind die zwei Mal 26 Bankreihen an diesem Freitag, auch die vor dem Gottesdienst noch rasch herbeigeschafften Stühle reichen für die Gäste nicht aus: Bis an die Eingangstür und in den Seitengängen stehen die Trauernden. Unzählbar sind die Blumen und Kerzen, die um das Foto des Schauspielers im Altarraum gruppiert sind.

Ferdinand Schmidt-Modrow (34) gestorben: „Ich fiel in eine tiefe Schockstarre“

Schmidt-Modrow, evangelisch getauft, wohnte nicht weit von dem Gotteshaus entfernt – und daher begrüßt Rainer Maria Schießler zu Beginn die Trauergemeinde in „meiner und seiner Kirche“. Er und der Schauspieler kannten sich gut, das wird bei dieser Feier immer wieder deutlich. Als er die Nachricht von Schmidt-Modrows Tod „endlich verstanden“ habe, „ging es mir wie euch: Ich fiel in eine tiefe Schockstarre.“

Schießler stellt den Menschen Schmidt-Modrow ins Zentrum seiner Ansprache. Er spricht von dessen Fähigkeit zur Empathie, vom sozialen Engagement des Schauspielers, von dessen Humor, der Hilfsbereitschaft („Für jedes Problem gab’s beim Ferdinand a Kabel.“), dessen Freude am Loriot-Zitat, der Begeisterung und dem Talent für Imitationen – sei es von Kollegen, Klaus Kinski oder Angehörigen: Die letzte Persiflage galt Ferdinands Vater. Zum Abschluss wählt der Gottesmann dann Worte, die Schmidt-Modrow in seiner Rolle als Pfarrer Brandl in seiner Weihnachtsansprache in der BR-Serie „Dahoam is dahoam“ sprach: „Furcht macht mich einsam. Daher hat der Engel schon Recht gehabt: Fürchtet euch nicht!“

Gedenk-Matinee für Schmidt-Modrow im Mathäser Filmpalast

Worte des Trostes kann und mag Schmidt-Modrows Schauspielkollege Gerd Lohmeyer indes (noch) nicht finden: „Für mich ist das zu früh. Nächsten Dienstag drehen wir doch mit dir! So steht es in der Dispo!!!“ Die beiden standen bei „Dahoam is dahoam“ zusammen vor der Kamera und spielten regelmäßig miteinander Theater – etwa in „Der kleine Prinz“, ein Zitat aus Antoine de Saint-Exupérys Klassiker ziert Schmidt-Modrows Sterbebild. Unter Tränen ruft Lohmeyer schließlich seinem Kollegen zu: „Bleib’ du uns zugeschaltet, Ferdi. Leichtfüßig, lachend, offen – als heller Stern.“ Und nichts anderes meint Pfarrer Schießler, als er formuliert: „Ferdinand hinterlässt für jeden von uns eine unglaubliche Lücke. Lassen wir diese Lücke stehen, dann werden wir ihn auch nicht verlieren.“ Es ist das ein schwacher Trost. Aber ein Trost. Immerhin.

Gedenk-Matinee:

Im Gedenken an Ferdinand Schmidt-Modrow zeigt der Mathäser Filmpalast am Sonntag um 10 Uhr „Eine ganz heiße Nummer“. In der Komödie ist der Schauspieler als Jakob zu erleben. Der Eintritt ist frei; Karten gibt es ab sofort im Kino.

Die Münchner Film- und Theaterwelt muss erneut Abschied nehmen: Der beliebte Schauspieler stirbt an den Folgen eines schweren Auto-Unfalls.

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