Florian Langenscheidts Tipps für mehr Lebensfreude: der Glücksbringer

Florian Langenscheidt hat schon viele Bücher zum Thema Glück geschrieben. In seinem aktuellen „Vom Glück der Freiheit“ erzählen er und andere erfolgreiche Unternehmer von ihrem Weg zum beruflichen Glück. Ein Gespräch mit Langenscheidt übers Glücklichsein.
Das Glück, das liebe Glück. Manchmal gar nicht so leicht zu finden. Florian Langenscheidt, Ururenkel des Langenscheidt-Verlagsgründers Gustav und selbst erfolgreicher Unternehmer, treibt die Frage nach dem Glück um. Viele Bücher hat der 67-Jährige darüber verfasst. Im aktuellen „Vom Glück der Freiheit“ (Ariston Verlag, 304 Seiten; 22 Euro) erzählen erfolgreiche Gründerinnen und Gründer von ihrem Weg zum (beruflichen) Glück. Am 10. Januar 2023 stellen einige von ihnen es mit Florian Langenscheidt ab 18.30 Uhr im Munich Urban Colab, Freddie-Mercury-Straße 5, vor. Außerdem ist er seit Kurzem Teil von Viktoria und Heiner Lauterbachs Online-Kursprogramm „Meet your Master“ und gibt hier Unterrichtsstunden im Glücklichsein. Ein Gespräch mit Florian Langenscheidt über die Frage nach – was sonst?! – dem Glück.
Was ist für Sie Glück?
Florian Langenscheidt: Ich würde Glück definieren als diese fragilen und eher seltenen Momente des Sich-eins-Fühlens mit den Menschen um sich herum, mit seinen Erwartungen, mit seiner Tätigkeit und mit der Mitwelt insgesamt. In denen die Zeit stillzustehen scheint oder man sich wünscht, dass sie stillsteht, und in denen irgendwie alles stimmt. Diese Momente können passieren in der U-Bahn, im Biergarten, auf dem Berg – wann auch immer. Mit anderen Menschen, alleine, total unterschiedlich und subjektiv.
Sie schreiben, Glück sei eine Entscheidung, die jeder Mensch treffen könne. Setzt das nicht unter Druck? Gerade die Menschen, die Schicksalsschläge erlitten haben?
Florian Langenscheidt: Bei vielen der Bücher, die über das Glück im Laufe der vergangenen Jahre erschienen sind, habe ich diesbezüglich tatsächlich Bedenken. Deshalb ist es mir immer wichtig zu betonen: Nur Glück geht nicht. Glück und Leid sind eng verbunden. Wir wissen auch alle, dass Persönlichkeit erst durch das Meistern negativer Erfahrungen, Krisen, herber Verluste entsteht. Und doch möchte ich daran erinnern, dass es in meiner Hand liegt, wie ich zur Welt stehe. Ob ich primär auf das Dunkle fokussiere oder auf das Helle. Wir neigen dazu, alles Negative in unserem Leben zu externalisieren und zu sagen: Mein schrecklicher Partner ist schuld daran, dass ich nicht glücklich bin. Oder mein furchtbarer Chef oder meine unfähigen Mitarbeiter oder das Wetter oder was auch immer – nur nicht ich selbst. Dabei sind wir es, die das Steuer in der Hand halten. Wir sind es, die entscheiden, ob wir uns eher aufs Glück fokussieren oder eben nicht.
Glücksratgeber finden hohen Absatz. Eine Konsequenz unseres Wohlstandes? Steigt mit ihm die Freiheit, sich ums individuelle Glück zu bemühen?
Florian Langenscheidt: Na ja, im Moment ist der Wohlstand in den Augen von vielen ja eher in Gefahr. Und da merkt man dann doch auch den Zusammenhang von Geld und Glück. Wenn ich vom Bürgergeld lebe, sind natürlich jede zehn Euro mehr wichtig, weil ich durch sie einfach einmal mehr Spaghetti kochen kann für meine Kinder. Aber wenn das Geld für die Erfüllung der wichtigen materiellen Bedürfnisse da ist, dann verliert sich die Korrelation von Glück und Geld ein wenig. Glück wohnt nicht im Tresor. Materieller Wohlstand macht einen nicht per se glücklich, und die wichtigsten Dinge im Leben kann man nicht kaufen.
Könnte die Inflation auch eine Chance sein, dass wir uns den Wert der Dinge wieder bewusst machen und vergegenwärtigen: So etwas Wertvolles wie beispielsweise Butter jederzeit kaufen zu können, ist großes Glück?
Florian Langenscheidt: Ja, da bin ich tendenziell bei Ihnen – auch wenn mir Schokolade und Salat wichtiger sind. Ich glaube, eines der wichtigsten Faktoren für die Fähigkeit zum Glück ist die Fähigkeit zur Dankbarkeit. Uns geht’s ja trotz allem sehr gut in diesem Lande. Das mit Dankbarkeit wahrzunehmen, ist wahnsinnig wichtig. Das Gegenprogramm dazu ist der Neid. Der Neid ist einer der größten Glückskiller.
Bräuchten wir ein Schulfach „Glück“, um uns das zu vergegenwärtigen? Auch Kindern aus weniger privilegierten Familien, die sich vielleicht nicht vorstellen können, dass ihre Situation veränderbar ist?
Florian Langenscheidt: Der Pädagoge Ernst Fritz-Schubert verfolgt diese Idee schon lange und hat ein solches Fach als kleine Module in weit mehr als 100 Schulen im deutschsprachigen Raum eingeführt. Hier lernen die Schülerinnen und Schüler, wie wichtig Selbstvertrauen ist, wie wichtig Freundschaft, Teamorientierung, Offenheit, Ehrlichkeit sind. Es gibt schon Begleitforschung dazu und die zeigt, dass dieser Unterricht die Glücksfähigkeit erhöht. Ich würde mir wünschen, dass er flächendeckend eingeführt wird. Denn die Frage, was einen im Leben wirklich glücklich macht, sollte man sich schon in jungen Jahren stellen, nicht nur bei der Berufswahl.
Sie sagen: Man muss den Mut zum Glück haben.
Florian Langenscheidt: Mut zum Glück und Mut zum eigenen Weg. Es gibt ja viele Menschen, die es bereits als optimistisch ansehen, wenn sie auf die Frage nach ihrem Befinden antworten: „Kann nicht klagen.“ Ich finde, man sollte schon mit ein bisschen mehr Ambitionen ans Leben rangehen.
Woher nahmen Sie selbst den Mut, als junger Mann zu gründen? Hätten Sie das auch ohne den Namen Langenscheidt im Rücken getan?
Florian Langenscheidt: Ich denke ja. Zur Gründung eines Unternehmens braucht man ein Stück Selbstbewusstsein, viel Beharrlichkeit und Neugierde – und all das ist stärker im individuellen Charakter angelegt als in der Frage, aus welcher Familie man kommt. Es gibt sehr viele große Gründer und Gründerinnen, die aus extrem einfachen Verhältnissen kommen. Ich persönlich habe diesen Mut immer gehabt. Und immer Freude daran gefunden, als Business Angel andere in ihrem Gründertum zu unterstützen. Weil ich am eigenen Leib gemerkt habe, wie glücklich es machen kann, wenn man ins Risiko und nicht den einfachen Weg geht. Das impliziert natürlich, dass man scheitern kann. Aber wenn es dann klappt, ist es ein unbeschreiblich tolles Gefühl, eine Spur im Sein gelegt und einen Beitrag zur Verbesserung der Welt geleistet zu haben.
Für das ganz große Glück muss man auch ein paar Hürden überspringen.
Florian Langenscheidt: Absolut. Glück ist auch eine Überwindungsprämie dafür, dass man sich etwas getraut hat oder etwas trotz Risiko durchgezogen hat. Ein unvergleichliches Gefühl. Wenn man immer nur im Bett bleibt, dann kann man dieses Gefühl nicht haben.
„Es lohnt sich immer, anzufangen und durchzuhalten“, schreiben Sie. Das passt zum neuen Jahr. Machen Sie Vorsätze?
Florian Langenscheidt: Ja, ich mache mir Vorsätze, ganz klar. Manche sind jedes Jahr gleich, zum Beispiel, dass ich jeden Tag so viele Liegestütze mache, wie ich alt bin. Und dass ich jedes Jahr eine neue Sache lerne. Für dieses Jahr ist es Paragliding.
Was war es 2022?
Florian Langenscheidt: Stand-Up-Paddling und Qigong. Und für dieses Jahr habe ich zusätzlich den Vorsatz gefasst, dass ich mehr Zeit für Menschen haben möchte, die mich gerade wirklich brauchen. Hier dann nicht einfach nur zu sagen: „Oh, tut mir Leid“ und weiterzugehen, sondern sich wirklich Zeit nehmen, ein paar Tage bei der Person zu sein und sie zu unterstützen. Das nehme ich mir vor.
Sie scheinen Ihre Ratschläge selbst ganz gut umzusetzen.
Florian Langenscheidt: Stimmt, oft gelingt es mir. Ich bin ein extrem dankbarer Mensch. Ich stehe manchmal irgendwo in der Natur und rufe „Danke!“ in Richtung Himmel. Danke dafür, dass der Körper funktioniert, für meine Familie, für meinen Beruf. Dankbarkeit kann so viele Gründe haben. Man muss sie nur sehen.