Münchner Utopia-Halle: Frida Kahlos Leben in 360 Grad

Im Münchner Utopia erzählt eine Multimedia-Schau von der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo. Fast alle ihrer Kunstwerke gibt es dort in nie dagewesener Größe.
Einen Moment, um zu realisieren, dass man gerade in einem Bus sitzt, braucht es doch. Schließlich müssen die Augen erst einmal um 360 Grad in der Münchner Utopia-Halle an der Heßstraße umherwandern, um das Geschehen komplett zu betrachten. Untermalt von Streichern und Trompeten, sitzt vorne ein Busfahrer und fährt der gezeichneten Stadt entgegen, während an den Busfenstern an den sechs Meter hohen Wänden links, rechts und hinten Bruchstücke von Frida Kahlos Werken tänzelnd vorbeigleiten. So viel und schnell, dass man fast Angst bekommt, etwas von der schönen Szenerie zu verpassen.
Doch wer die Lebensgeschichte der Künstlerin kennt, genießt die Fahrt nur mit bitterem Beigeschmack: Nach wenigen Minuten baut der Bus einen Unfall, und nach einem Regen aus Goldstaub wird es schwarz. Das Unglück 1927, bei dem sich eine Stahlstange durch ihr Becken bohrte und sie ans Bett fesselte. Dort begann Frida Kahlo mit einer Spezialkonstruktion ihre Karriere als Malerin: „Ich bin nicht krank, ich bin zerbrochen. Aber solange ich malen kann, bin ich froh, dass ich am Leben bin“, kommentierte die Künstlerin damals.

Mit 36 Hochleistungsprojektoren wird die 45-minütige Show „Viva Frida Kahlo“ als immersive Inszenierung dargeboten, die Veranstalter lassen also mithilfe von Ton und bewegten Bildern an allen Wänden die Besucher in eine virtuelle Realität eintauchen. Beinahe alle der über 140 Werke der Künstlerin flimmern dabei in bisher unbekannter Größe über die Wände. Eine Frauenstimme mit spanischem Akzent liest dazu Tagebucheinträge vor.
Von Fridas Kahlos Geburt 1907 in Coyoacán, Mexiko-Stadt, über ihre Jugend, den Unfall 1927, die schwierige Beziehung zu ihrem zweimaligen Ehemann Diego Rivera bis zu ihrem Tod 1954 führt die Ausstellung durch das Leben und Schaffen. Die Texte verdeutlichen, wie sehr die Mexikanerin trotz harter Umstände ihren ungebrochenen Lebenswillen bewies. Untermalt wird das Geschehen von eigens für die Ausstellung komponierter Musik, meist in Form spanischer Gitarrenklänge.
Sitzen oder doch Umherwandern - Die Besucher haben die Wahl
Sitzsäcke und Hocker laden zum Verweilen ein, doch durch die vielen Bebilderungen an den Wänden samt einem Spiegelblock in der Mitte der Halle kann man fast nicht anders, als doch immer wieder durch den Raum zu wandern. Und so mancher bleibt auch gerne nach dem Ende einfach, um noch eine Runde der Vorführung auf sich wirken zu lassen – und vielleicht noch ein übersehenes Detail zu entdecken.
Die immersive Schau läuft bis 10. Februar 2023 montags bis sonntags von 10 bis 21 Uhr. Tickets gibt es hier