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Gebannt von den Dinos

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Autogramme für begeisterte Zuhörer: Alice Pantermüller, Gewinnerin unseres Jugendbuchpreises, nach ihrer Lesung aus „Bendix Brodersen“ vor Schülern der Grundschule an der Türkenstraße. Ein Riesenhirsch begutachtet die Szene in Münchens Paläontologischem Museum mit stoischer Ruhe aus der Ferne.

München - Die Jugendbuchpreis-Gewinnerin Alice Pantermüller stellte ihren ersten Roman im Paläontologischen Museum vor. Pantermüller widmete sich zwei Stunden den Kindern.

von Angelika Mayr

Über ihr hängt das Skelett eines Riesenflugsauriers, um sie herum stehen die Gerippe eines Riesenhirsches, eines Höhlenbären und eines Riesenlaufvogels. Alice Pantermüller selbst sitzt mittendrin in der Aula des Paläontologischen Museums in München auf einer Zweier-Ledercouch, ihr Werk aufgeschlagen in den Händen. Es ist die erste Lesung unserer Jugendbuchpreis-Gewinnerin. Ihr Dino-Debütroman „Bendix Brodersen - Angsthasen erleben keine Abenteuer“ ist seit gerade einmal sechs Wochen auf dem Markt. Jetzt stellt sie sich ihrer Zielgruppe - und die 47 Viertklässler der Grundschule an der Türkenstraße in München bleiben bis zum Ende skeptisch: auf eine für die Neu-Autorin schöne Art und Weise.

Pantermüller widmet sich zwei Stunden den Kindern, liest vor, ganze Passagen aber kann sie mittlerweile auswendig. Mal gehässig, mal ratlos oder zweifelnd klingt ihre Stimme, je nachdem wie es Abenteurer Bendix Brodersen auf seiner mit Dinosauriern bevölkerten Insel gerade in diesem oder jenem Absatz ergeht. Die

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Ein Horndinosaurier bewacht die Leseratten: Lion, Lucia und Felix (v. li.) schmökern in „Bendix Brodersen“.

Buben und Mädchen hocken im Schneidersitz vor ihr, manche lehnen an Säulen oder an der Wand, spielen gedankenverloren zuhörend an der Absperrkette herum. Bis Bendix Brodersens Camptosaurier namens Toni aus seinem Ei schlüpft. Er sei, verkündet Pantermüller angespannt-leise, „nicht länger als ein Unterarm“, und seine Haut fühlt „sich noch ganz weich an, wirklich wie Leder“. Letzteres müssen die kleinen Zuhörer - natürlich - gleich am Sitznachbarn testen. Sie tätscheln sich gegenseitig, ein kollektiv gekichertes „Du fühlst dich aber nicht so an!“ ertönt.

Rückblick: 2009 hatte der Münchner Merkur mit dem Arena-Verlag und der Literaturagentur Michael Meller bislang unbekannte Autoren dazu aufgerufen, ihre unveröffentlichten Manuskripte einzuschicken. 200 kamen an, das der 1968 in Flensburg geborenen Pantermüller überzeugte die Jury.

Nach der gestrigen Premierenlesung haben die Viertklässler viele Fragen. Es geht um Details, um Namen, um das hochkomplexe Thema Ei-Ausbrühten und darum, ob der hinterhältige Bendix-Gegenspieler Chris am Ende vielleicht doch noch gut wird. Die Neu-Autorin antwortet ruhig, wie beim täglichen Gute-Nacht-Vorlesen für ihre zwei Söhne. Manchmal deutet sie zur Erklärung auf ein Dino-Exemplar wie den Hornschnabel hinter sich, erklärt den Unterschied zwischen den Pflanzenfressern Campto- und Plateosaurier, wirft gar mit Fachausdrücken um sich. Die Lese- wird zur Lehrstunde. „Woher kennen Sie sich denn so gut mit Dinosauriern aus?“, fragt die elfjährige Kathinka. Die Autorin grinst, sie hat ihre Mini-Kritiker am Haken: Ihre zehn und zwölf Jahre alten Söhne, begeisterte Anhänger der Zeit vor rund 235 Millionen Jahren, seien schuld an ihrem Wissen. „Von ihnen habe ich sehr viel gelernt“, sagt sie stolz. Die Münchner Buben und Mädchen staunen. Am Ende findet Lorenzo aber doch noch ein Manko: „Toll, jetzt hab’ ich so viel über Dinosaurier gehört“, sagt er bei der anschließenden Signierstunde zu seinem Kumpel: „Aber ob das Dino-Baby am Ende überlebt, weiß ich immer noch nicht.“

Alice Pantermüller:

„Bendix Brodersen - Angsthasen erleben keine Abenteuer“. Geeignet ab neun Jahren. Arena Verlag, Würzburg, 232 Seiten; 12,99 Euro. Der zweite Band „Bendix Brodersen - Echte Helden haben immer einen Plan B“ erscheint im Juli.

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