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Harry & Meghan bei Netflix: Ist dies der endgültige Bruch mit William und Kate?

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Von: Katja Kraft

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Prinz William und Harry nach dem Tod von Königin Elizabeth II.
„Das Traurigste war dieser Keil, der zwischen mich und meinen Bruder getrieben wurde“, erinnert sich Harry (re.) an den Streit, der zwischen ihm und William entstand, weil die Boulevardpresse ihn und seine Meghan nicht in Ruhe ließ. © Martin Meissner

Die Netflix-Miniserie „Harry & Meghan“ geht weiter: In den letzten drei Folgen kritisiert Harry auch die inzwischen verstorbene Queen und Prinz William. Vor allem aber die Boulevardpresse. Unsere TV-Kritik.

Ach, was war das immer für ein königliches Vergnügen, sich über die britischen Royals zu amüsieren. Dabei war die Aufteilung klar: Entweder, man entschied sich beim erlauchten Lästern für „Team William und Kate“ oder für „Team Harry und Meghan“. Team eins verzeiht es diesem dahergelaufenen US-amerikanischen TV-Sternchen Meghan nicht, mit dem coolen Harry vom Hofe geritten zu sein; Team zwei dagegen hält Kates allzu perfektes Auftreten für die wahre Schauspielkunst, weil Williams Frau ja immer wirkt wie auf einer Prinzessinnenfarm gezüchtet. So ungefähr verliefen die Argumentationslinien. Bis jetzt. Donnerstagmorgen, neun Uhr, gingen wie berichtet die drei letzten Folgen der Netflix-Miniserie „Harry & Meghan“ online. Und jeder aus „Team William und Kate“ muss sich ein bisschen schämen, so fies über die Amerikanerin getratscht zu haben. Eingeständnis: Derart garstig und divenhaft wie von der britischen Klatschpresse behauptet, kommt sie hier gar nicht daher.

Meghan und Harry mit Archie
„Archie hat das Spiel verändert.“ Weil Meghan und Harry ihren Sohn erst zwei Tage nach der Geburt präsentierten, wurden sie massiv angegriffen. © DOMINIC LIPINSKI

Kein Wunder, produziert wurde der Sechsteiler schließlich von der Sussex-Stiftung Archewell, könnte man einwenden. Und tatsächlich sind auch diese drei Folgen inszeniert wie die perfekte Hochglanz-Kinoromanze. Nach der zuckersüßen Kennenlerngeschichte (via Instagram! Einen Prinzen! Kreisch!), folgt nun zunächst Meghans fantastischer Start auf dem spiegelglatten royalen Parkett. Die Untertanen lieben sie. Wie auch nicht!, denkt man sich bei den mit emotionalen Klängen unterlegten Bildern der beiden, wie sie die Herzen der Menschen des Commonwealth erobern. Wohlgemerkt: die Herzen aller Menschen aller Hautfarben. Und hier sind wir bei dem kniffligen Thema, das schon nach Meghans und Harrys (Team William/Kate: unsäglichem!) Interview mit Oprah Winfrey die Schlagzeilen bestimmte: Als Frau mit afroamerikanischen Wurzeln wäre Harrys Auserwählte die perfekte Repräsentantin einer Zeitenwende im britischen Königshaus gewesen. Doch, das zieht sich durch die Aussagen von Freunden und Weggefährten, die in der Dokumentation zu Wort kommen: Diese Chance wurde vertan.

Harry als Kind mit seiner geliebten Mama Lady Diana.
Harry als Kind mit seiner geliebten Mama Lady Diana. © ALLAN LEWIS

Und warum? Eben weil dieses perfekte Paar, als das es hier inszeniert wird, einfach zu beliebt wurde. „Wenn man einheiratet, sollte man eigentlich nur eine Nebenrolle spielen“, erklärt sich Harry selbst die abweisenden Reaktionen seiner Familie, der „Institution“, wie er sie immer nennt, auf Meghan. „Wenn man das Rampenlicht stiehlt oder den Job besser macht als die, die dafür geboren wurden, nervt das die Leute und verschiebt die Balance.“ Die Titelseiten füllten auf einmal nicht mehr Kate und William, sondern Meghan und Harry. Und so sind auch die letzten drei Folgen in erster Linie eine Abrechnung mit der geifernden Boulevardpresse. Bewusst werden Aufnahmen von Harrys Mutter Diana eingestreut, um zu zeigen, wie sich Geschichte wiederholt. „So ging es meiner Mum auch“, so oder ähnlich formuliert es der 38-Jährige immer wieder. Und für die Zuschauer wird überdeutlich, dass da einer jetzt für seine Frau kämpfen will, wie er es als Bub gern für seine Mama getan hätte. Stattdessen hatte Meghan, so erzählt sie es unter Tränen, Suizidgedanken – und eine Fehlgeburt.

Harry: Prinz William hat unseren gemeinsamen Pakt gebrochen!

Dass ihr Schutz durch Harry innerhalb des Systems nicht möglich war, liegt, und hier wird die Kritik an der „Institution“ laut, daran, dass ihn keiner unterstützt hat. Nicht sein Bruder, nicht sein Vater, nicht einmal die Queen. Immer tiefer wurde der Graben, der sich zwischen William und Harry auftat. Das, so sagt es Harry, sei das Traurigste. „William stand nun auf der Seite der Institution. Was ich auch verstehe, das ist sein Erbe, es ist ihm in Fleisch und Blut übergegangen, dass er für den Erhalt dieser Institution verantwortlich ist.“ Klingt versöhnlich. Doch gleichzeitig wirft Harry seinem Bruder vor, einen gemeinsamen Pakt gebrochen zu haben. Niemals hatten sie gegeneinander öffentlich agieren wollen. William habe diesen Pakt als Erster missachtet, behauptet Harry. Es ist seine Sicht auf die Dinge, William äußert sich nicht öffentlich dazu. Als „Team William/Kate“ aber gesteht man sich Minute für Minute mehr ein, dass das eigentliche Problem nicht „diese Meghan“ ist, sondern das System an sich. Familie ist ja schon echt eine Herausforderung, dass die dann noch von der ganzen Welt beobachtet wird, macht die Sache mit dem Sich-einen-Prinzen-Angeln nicht mehr ganz so attraktiv, wie es in Disney-Filmen aussieht. Meghan, das Monster, das alles kaputt gemacht hat? Die Angeprangerte selbst kommentiert diese Behauptung passend: „Harry hätte sich doch gar nicht so zu mir hingezogen gefühlt, wäre er nicht schon auf seinem eigenen Weg gewesen.“

Queen Elizabeth II.
Queen Elizabeth II. © Jonathan Brady

Menschen lieben Märchen. Was wir bei Boulevard-Geschichten gern vergessen, ist, dass es sich um reale Personen handelt. Klar sind Meghan und Harry nicht so perfekt, wie sie in der Serie dargestellt werden. Und klar treiben sie das Spiel, übereinander statt miteinander zu reden, hier noch eine Schraube weiter, liefern dem Klatsch weiteres Futter. Doch wenn man sie so sieht, mit nackten Füßen im Gras mit ihren Kindern tollend, dann wünscht man sich, dass ihr Märchen gut ausgeht. Meghan: „Das immerwährende Versprechen, dass die Liebe immer siegt.“ Warum denn nicht? (Lesen Sie hier: So waren die ersten drei Folgen der Netflix-Doku „Harry & Meghan“)

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