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Heubisch: „Alles spricht für einen Konzertsaal“

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Während die Saal-Befürworter um Wolfgang Heubisch den Standort im Nordosten der Isar-Insel ideal finden, will dort das Museum Eigenes unterbringen. © dpa

München - Droht dem geplanten Konzertsaal das Aus, weil ihn das Deutsche Museum nicht will? So leicht geben sich die Saal-Fans um Kunstminister Heubisch (FDP) nicht geschlagen: Zu viele Missverständnisse bestimmten die Debatte.

Konzertsaal und Museumsnutzung: Ja, natürlich geht das parallel, sagen die Saal-Fans. Schwerlich bis gar nicht, das ist die Meinung des Kuratoriums. Publikums- und Kassenbereich, Verwaltungs- und Instrumentenräume – wie soll das alles auf der Fläche des Kongresssaales untergebracht werden? Kunstminister Wolfgang Heubisch, vom Ablehnungsbescheid des Kuratoriums kürzlich mehr als überrascht, will solche Einwände nicht gelten lassen. Sein Vorwurf: Wenn das Deutsche Museum schon auf den Bau poche, dann solle es sagen, warum.

„Bis heute gibt es kein belastbares Ausgestaltungsprogramm, geschweige denn ein Raumprogramm, für das ,Forum der Zukunft‘“, meint Heubisch. Die Überlegungen, die in einem Masterplan aufgeführt wurden, bezeichnete der Minister als „unspezifisch“. Für ihn sei es „selbstverständlich“, dass das Museum bei seinen Überlegungen für dieses Areal berücksichtigt werde. Wie das geschehen könne, das sei aber doch gerade das Ziel „der ergebnisoffenen Machbarkeitsstudie“, die kürzlich auf den Weg gebracht wurde. Überhaupt gebe es noch Bereiche, die Erweiterungsmöglichkeiten bieten, meint Heubisch. Er nennt dazu den Hof unmittelbar hinter dem alten Kongresssaal, dafür existiere sogar ein Baurecht.

400 Millionen Euro – für diese Summe soll das Deutsche Museum bekanntlich einer Generalsanierung unterzogen werden. Die Zuschüsse sind längst genehmigt, unter den Museumsverantwortlichen geht allerdings das Geldgespenst um: Müssen einige Millionen für einen Konzertsaal abgezweigt werden? Tatsächlich ist es so, dass zehn Prozent der Summe für den Trakt des ehemaligen Kongresssaales vorgesehen sind. Doch das, so betont Heubisch, habe nichts mit einem Um- und Rückbau zum Konzertsaal zu tun.

„Die 40 Millionen gehen dem Museum für seine eigenen Belange nicht verloren“, sagt der Kunstminister. Was bedeutet: Wird der Saal gebaut, dann müsse das Geld für die Musiknutzung aus anderen Töpfen kommen. Außerdem werde die Renovierung des Museums durch das Konzertsaal-Projekt nicht verhindert. Es sei schließlich egal, findet Heubisch, an welchem Ende der Museumsinsel mit den Arbeiten begonnen werde. „Entscheidend ist, dass die Sanierung des Ausstellungsgebäudes möglichst rasch gelingt.“

Doch es geht auch um Grundsätzliches. In der Debatte um die Isar-Insel taucht immer wieder die Frage auf: Gehört es überhaupt zu den Aufgaben des Deutschen Museums, der Konzertnutzung in solchem Ausmaß Raum zu geben? Das Kuratorium argumentiert hier von konservativer, traditioneller Warte. Sammeln und Ausstellen, das sei der Kernbereich. Dies sei der Satzungszweck, und so habe es einst auch der Gründer Oskar von Miller beabsichtigt und praktiziert. Doch der, das vermutet Wolfgang Heubisch, hätte unter Garantie nichts gegen eine Musiknutzung gehabt: „Die Integration des Konzertsaales bietet vielmehr die Chance auf eine einmalige Symbiose von Wissenschaft, Technik und Kultur. Es wäre ganz im Geiste Oskar von Millers, sein Konzept aus den Zwanzigerjahren mutig und visionär weiterzuentwickeln.“

Was das Museum braucht, da sind sich alle Seiten einig, das ist eine andere Öffnung zur Stadt. Langfristig ist dabei auch zu entscheiden, wie diese Institution mit der Renaturierung der Isar umgeht: Während die Stadt ihren Fluss immer zugänglicher für Flaneure und Erholungssuchende macht, wirkt das Museum dagegen wie ein versteinerter Panzer aus alter Zeit.

Als kurzfristigere „Öffnungsmaßnahme“ will das Museum nun den Kassenbereich in den Kongresssaal-Bereich verlegen. Durch seine prominente Lage sei dieser Gebäudebereich bestens geeignet: eine Art natürliche Werbung fürs Museum – die dann freilich mit der Musiknutzung kollidiere. Was aber bedeutet, dass die Museumsbesucher nach dem Ticketkauf dennoch zweihundert Meter weiter am Bibliotheks- und Verwaltungsgebäude bis zum eigentlichen Eingang müssen. Eine missliche Lösung, wie der Kunstminister findet. Das Kongresssaal-Gebäude sei folglich „kein Kopfgebäude, sondern ein Solitär, der vom Rest des Museums getrennt ist. Auch das spricht für eine Nutzung als Konzertsaal."

Markus Thiel

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