„James Bond“: Keine Zeit fürs Kinosterben

Seit Donnerstag läuft „James Bond: Keine Zeit zu sterben“ in den Kinos. Endlich. Denn mit dem letzten Auftritt von Daniel Craig als 007 verbindet die Branche große Hoffnungen.
Vielleicht ist dieser Auftrag der wichtigste, den James Bond je bekommen hat. Und es sieht ganz so aus, als ob er ihn wieder einmal erfüllt. Es geht um nicht weniger als die Rettung der Kinos. Gute Filme braucht die Lichtspielhäuser-Landschaft, damit die vom Lockdown träge gewordenen Menschen sich von ihren Sofas erheben und Tickets kaufen. Filme wie den neuen 007. Am Donnerstag ist „Keine Zeit zu sterben“ wie berichtet endlich gestartet.
„Keine Zeit zu sterben“ zeigt das Mathäser im Halbstunden-Takt
Im Mathäser in München orientiert man sich bei der Schlagzahl der Vorführungen wohl am Patronenverschleiß des Super-Agenten: Ganze 29 Mal wird der Film hier gezeigt, täglich wohlgemerkt. Unter der Woche „nur“ 22 Mal. Einfach, weil kaum jemand werktags noch um 23 Uhr zur Spätvorstellung eines Dreistünders aufbricht. „Wir möchten, dass die Menschen ständig die Möglichkeit haben, eine Vorstellung zu besuchen. Im Halbstunden-Takt. Wer Bond will, der kriegt ihn bei uns rund um die Uhr“, betont Sascha Schmidt, stellvertretender Betriebsleiter der Kinopolis GmbH, die zudem das Gloria am Stachus betreibt. Hier müssen Fans ein bisschen schneller sein, um in diesen Tagen ein Ticket zu bekommen, das Gloria zeigt 007 zweimal täglich. Und freut sich auch über reges Zuschauerinteresse.
Im Neuen Maxim in Neuhausen fühlt es sich ebenfalls fast wieder an wie vor der Pandemie. „Wir sind sehr zufrieden mit der Nachfrage“, sagt Anne Harder. Die ersten Tage mit James Bond im charmanten, stilvollen Stadtteilkino im Münchner Westen waren immer voll oder sogar ausverkauft. Am Wochenende heißt es an der Landshuter Allee 33 dreimal täglich „Keine Zeit zu sterben“; unter der Woche rettet 007 hier zweimal pro Tag die Welt. In der zweiten Spielwoche rechnet Harder mit einem nochmals gesteigerten Interesse des Publikums: „In der Startwoche dürfen wir aufgrund der Vorgaben des Verleihs nur die deutsche Fassung spielen, ab nächster Woche dann zudem die Originalversion mit Untertiteln an unseren OmU-Tagen Mittwoch und Donnerstag“, erklärt sie. Die Erfahrung zeige, dass dieses Angebot des Neuen Maxim sehr gut angenommen werde.
„Keine Zeit zu sterben“: Rettung für die Kinobranche?
Auch im Münchner Umland bilden sich seit Donnerstag wieder Schlangen vor den Lichtspielhäusern. „In unseren Kinos in Gauting und Starnberg zeigen wir den neuen Bond vier- bis fünfmal täglich“, erzählt Matthias Helwig, Betreiber der Breitwand-Kinos Gauting, Seefeld und Starnberg. Am Premierentag waren sie ausverkauft. „Und auch für das Wochenende sieht es sehr gut aus, was die Nachfrage angeht.“ Genauso ist es im Filmtheater Sendlinger Tor in München. Hier jagt James Bond zweimal täglich über die große Leinwand – in einem gut gefüllten Saal. „Weit über dem Durchschnitt gefüllt sogar“, betont der Chef Christoph Preßmar. Und freut sich sichtlich über den Zulauf nach den zuschauerschwachen Monaten.
„Keine Zeit zu sterben“: der letzte Film mit Daniel Craig als 007
Ist das nun also die Rettung des Kinos? Matthias Helwig lacht gequält: „Das würde ich jetzt so noch nicht sagen. Aber zumindest erinnert der Film die Menschen, die seit dem Lockdown nicht mehr im Kino waren, daran, dass es uns gibt.“ Diese Erfahrung macht auch Sascha Schmidt von Mathäser und Gloria. „Schon am Donnerstag bei der Premiere haben wir sehr viel Publikum begrüßen dürfen, das wir lange nicht mehr gesehen haben. Gerade ältere Semester, die sich wegen Corona etwas zurückgezogen hatten, erzählten uns, dass sie ,für einen Bond‘ wieder gekommen sind.“ Zwei Wochen lang wird „Keine Zeit zu sterben“ in der hohen Schlagzahl im Mathäser gezeigt, sollte die Nachfrage nach den mehr als 20 Vorstellungen pro Tag anhalten, sogar noch länger. Die guten Filmkritiken sprechen dafür – und die Reaktionen der Konkurrenz. „Die meisten Verleiher sind so schlau, die halten ihre Filme zurück. Wer möchte schon mit einem Bond konkurrieren?“, meint Schmidt. Mit diesem Agenten legt sich keiner gern an. Mission geglückt.