Roman Sladek versteht viele seiner Kolleginnen und Kollegen nicht, die meinen, es reiche, sich auf eine Bühne zu stellen und ihr Programm durchzuziehen – und die dann über Zuschauermangel jammern. „Nur darauf zu hoffen, dass jemand anderes für mich ein Publikum aufbaut, vor dem ich spielen kann, das schien mir unseriös. Ich muss schon selbst dafür sorgen, dass die Leute gerne kommen und auch gerne wiederkommen. Es ist sehr leicht, sich zu empören – entscheidend ist aber, was zu machen. Ich wollte immer selber Verantwortung übernehmen.“
Während des Studiums hat er deshalb eine „Jazzrausch“-Konzertreihe im damaligen Rausch und Töchter in München initiiert. Ein hipper Nachtclub. „Weil ich bei meinen Freunden gemerkt habe: An einem vertrauten Ort lässt man sich viel leichter auf unvertraute Musik ein.“ Daraus entstand die Jazzrausch Bigband, die bald erstmals im Technoclub Harry Klein loslegen durfte. „Diese Verbindung kam dadurch, dass ich Technofan bin. Und mir überlegt habe: Wie kann ich das, was ich selbst genial finde, mit dem verbinden, was ich vernunftsakademisiert studiere?“ Das setzte völlig neue Energien frei. Oder, wie Sladek es ausdrückt: „In dem Moment, in dem man Genre-Grenzen definieren, das Atom trennen möchte, bauen wir noch mehr Druck auf. Und schauen, was dann Explosives entsteht.“ Denn wer sagt, dass Körperlichkeit und geistige Leistung sich ausschließen? Und dass es immer entweder fettes Entertainment für die breite Masse oder Verharren in der künstlerischen Exzellenz sein muss? „Ich will nicht ,so oder so‘, sondern ,sowohl als auch‘.“
Von der Elb- bis zur Isarphilharmonie werden sie gebucht, jede Woche sind sie unterwegs, europa- und weltweit. „Wir dürfen die großen Säle bespielen, weil wir am vermeintlichen Qualitätsbegriff anschließen – bieten dann aber inhaltlich etwas, was knallt. Und da erleben wir ganz oft, dass gerade die älteren, vermeintlich konservativen Zuschauer total froh sind, dass ihnen nicht schon wieder irgendetwas Reduziertes angeboten wird, weil jemand Angst hatte, sie mit mehr zu verstören.“ Ein bisschen verstören – kann sehr betören. Die Jazzrausch Bigband spielt in München am 19. November 2022 im Harry Klein und am 22. Dezember 2022 in der Isarphilharmonie; SLATEC spielen am 14. Januar 2023 im Münchner Volkstheater. Infos und Tickets gibt es hier