„Kuck mal, wer da spricht“ machte sie berühmt: Trauer um Hollywood-Star Kirstie Alley

Kirstie Alley ist mit 71 Jahren gestorben. Nicht nur ihr „Kuck mal, wer da spricht“-Kollege John Travolta trauert um den Hollywood-Star. Unser Nachruf.
Hätte man den Namen Kirstie Alley vor einigen Tagen gegoogelt, man hätte an erster Stelle etliche Artikel über eine übergewichtige Frau entdeckt, der ihr jahrzehntelanges Ringen mit den geläufigen Schönheitsidealen anzusehen ist. Bis gestern. Als die Meldung die Runde machte, dass Alley verstorben ist. Mit 71 Jahren, nach kurzem Kampf gegen den Krebs, wie ihre beiden Adoptivkinder William True und Lillie Price Stevenson auf Twitter mitteilten. Seitdem rückt wieder das in den Fokus, wofür Alley in den Achtzigern und Neunzigern gefeiert wurde: leichtfüßiges Unterhaltungskino. Zu Film gewordenes Popcorn und Eiskonfekt.

Natürlich fällt einem als Erstes „Kuck mal, wer da spricht“ ein. Diese originelle, herzallerliebste Komödie mit ihren ebenso herzallerliebsten Darstellern. Fallen wir also noch einmal kurz zurück in Oberflächlichkeiten: Wie umwerfend sahen bitte Kirstie Alley, John Travolta und Baby Mikey zusammen aus? Er der lässige Taxifahrer James mit Fliegerbrille, der sie, die hochschwangere, hormonell bedingt leicht überspannte Single-Lady Mollie mit quietschenden Reifen in den Kreißsaal bringt. Auf die Taxi- folgt eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Für Kameramann Thomas Del Ruth muss es ein Fest gewesen sein, Alleys Gesicht einzufangen; in sanftes Licht getaucht, das es so nur in Filmen der Achtziger und Neunziger gibt. Wie sie mit ihren großen Augen James beim Herumtollen mit Mikey beobachtet. Mit dem ihr eigenen Lächeln, das direkt aus dem Herzen zu kommen schien. Ein Lächeln wie eine Kapitulation des Hirns vor den Gefühlen. Hatte immer was von sich geschlagen geben. Sehr ehrlich sah das aus. Sehr wenig nach Schauspiel.

Vielleicht war das die größte Schwäche und zugleich die größte Stärke der Kirstie Alley: dass sie die Leitung zu ihren eigenen Gefühlen nie gekappt hat. Das macht verletzbar. Und lässt einen eine schwierige Kindheit nicht so leicht überwinden. Denn Alleys erste Jahre in Kansas – der Vater Bauunternehmer, die Mutter Hausfrau – sahen nur von außen aus wie das Ideal einer US-amerikanischen Vorzeigefamilie der Fünfzigerjahre. Die Mutter war ihr und den Schwestern gegenüber gewalttätig; Anfang der Achtziger starb sie bei einem Autounfall. Ein betrunkener Mann war ihr mit seinem Wagen ins Auto gerast. Es war ein Wendepunkt für Kirstie, die sich nach dem Auszug aus dem Elternhaus mit Nebenjobs in Los Angeles über Wasser gehalten hatte – und im Partyleben häufig nach Hochprozentigem und anderen Drogen griff. Mit dem Unfall ihrer Mutter beschloss Alley, ihr Leben zu ändern. Entziehungskur, gute Idee. Beitritt bei Scientology. Vielleicht nicht ganz so gute Idee. Auch ihr Kollege John Travolta ist bekanntlich Mitglied dieser umstrittenen Glaubensgemeinschaft.
Zuletzt irritierte Kirstie Alley mit ihrer Unterstützung von Donald Trump
Doch bevor die beiden vor der Kamera aufeinandertrafen, machte Alley sich in der Sitcom „Cheers“ einen Namen. Für ihre Rolle der Rebecca Howe wurde sie mit dem Emmy und dem Golden Globe ausgezeichnet. Und die Karriere begann. Filmfreunde erinnern sich an kurzweilige Stunden mit der „Kuck mal, wer da spricht“-Reihe, mit „Eins und Eins macht Vier“ (1995), dem „Dorf der Verdammten“ (1995). Und Kirstie Alleys uneitler Lust, sich und ihren Körper ins Spiel zu bringen. Durch ihre Anhängerschaft zu Donald Trump und ihre konservativen Ansichten irritierte der Mensch Kirstie Alley später viele. Die Schauspielerin aber hat uns so manches Mal Wärme geschenkt. Könnte man mal wieder anschauen. Nicht nur zur Weihnachtszeit.