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Bürgermeisterin Katrin Habenschaden zum Thema Konzerthaus: „Wir warten auf ein Signal“

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Von: Markus Thiel

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Katrin Habenschaden, Münchens Zweite Bürgermeisterin
„Ich würde die Interimsphilharmonie gern erhalten“, sagt Katrin Habenschaden. Münchens Zweite Bürgermeisterin (Grüne) und Gasteig-Aufsichtsratschefin hat dem Kunstministerium zum Saal-Thema Gespräche angeboten. © Marcus Schlaf

Finden Stadt München und Freistaat, nachdem dieser möglicherweise sein Konzerthaus-Projekt im Werksviertel gestoppt hat, doch noch zusammen? Wenn es nach Katrin Habenschaden, Münchens Zweiter Bürgermeisterin geht, durchaus. Mit Interimsphilharmonie und renoviertem Gasteig kann die Stadt hier einiges in die Waagschale werfen.

Glauben Sie, dass das Konzerthaus des Freistaats noch gebaut wird?

Ich kenne nur die Aussagen von Kunstminister Markus Blume und Ministerpräsident Markus Söder. Und da klingt es tatsächlich so, als würde das Konzerthaus auf Raten beerdigt werden. Aber das ist meine Interpretation – weil eine solche Entscheidung vor einer Landtagswahl natürlich schwieriger zu fällen ist als danach. Als das Interview mit Markus Blume in Ihrer Zeitung veröffentlicht wurde, habe ich sofort um einen Gesprächstermin gebeten.

Gab es vorher schon Hinweise aus der Landesregierung, dass das Konzerthaus wackelt?

Wir hatten schon mehrmals unsere Offenheit gegenüber dem Freistaat signalisiert: Sollte dieser eine Entscheidung gegen das Konzerthaus treffen, sind wir gern zu perspektivischen Überlegungen bereit, die unsere Spielstätten, also den Interimsgasteig und den dann renovierten Gasteig, einbeziehen. Aber der Ball liegt jetzt wirklich beim Freistaat. Wir von der Landeshauptstadt können nicht mehr tun, als unsere Bereitschaft zu erklären.

Ist es nicht für die Landeshauptstadt eine finanziell komfortable Lösung, wenn der Freistaat kooperiert? Die Gasteig-Sanierung wird ja immer teurer, eine Zusammenarbeit könnte das abfedern.

Ob das gut für die Landeshauptstadt wäre, kann ich nicht beurteilen, solange ich noch nichts vom Freistaat gehört habe. Für mich ist aber nicht nur relevant, ob eine Kooperation monetär interessant ist. Wichtig ist, wie die Anforderungen der großen Orchester sowie die der privaten Nutzerinnen und Nutzer koordiniert werden können. Entscheidend ist also die Frage: Wie können die Wünsche dieser Institutionen, wenn sie nach der Corona-Zeit endlich durchstarten dürfen, mit einem entsprechenden Raumprogramm erfüllt werden?

Andreas Schessl, Chef des Privatveranstalters MünchenMusik, sagt, dass Stadt und Staat angesichts der vielen Konzertsäle, an denen geplant und renoviert wird, sehenden Auges in eine Überkapazität hineinlaufen.

Das ist ein bisschen Glaskugel-Leserei. Vielleicht hätte ich vor Corona gesagt: Nein, das ist keine Überkapazität, wir haben zu viel Bedarf, den wir regelmäßig nicht erfüllen konnten. Für kleinere und mittlere Veranstaltungen sind wir dem nachgekommen, zum Beispiel durch die Black Box im Interimsquartier. Aber im Moment kann ich genauso wenig wie alle anderen prognostizieren, wie die Nachfrage künftig sein wird. Abgesehen vom HP 8 und dem Volkstheater, also von den neuen Spielstätten, erleben wir überall gerade eine Zurückhaltung beim Ticketkauf. Vielleicht ist diese Situation, die durch zwei große Krisen ausgelöst wurde, wirklich nur temporär. Ich hoffe jedenfalls, dass gerade das Klassik-Publikum zurückkehren wird.

Der Freistaat überlegt, ob aus Kostengründen beim Konzerthaus die Notbremse gezogen werden soll. Kann es sein, dass die Stadt München bei der Gasteig-Renovierung in eine ähnliche Situation kommt? Auch dort verteuert sich alles.

Die Verzögerung bei der Gasteig-Renovierung ist ja eingeplant worden, weil wir uns für ein Investorenmodell entschieden haben. Wenn wir den richtigen Investor gefunden haben, rechnen wir mit einer zügigeren Bau-Durchführung im Vergleich zu einer Situation, in der wir das selbst beziehungsweise die Gasteig GmbH getan hätten. Die aktuelle Verzögerung sehe ich also nicht so kritisch. Aber: Wir haben die Ausschreibung bekanntlich mit einem Kostendeckel versehen. Und da müssen wir sehen, welche Angebote kommen und was mit diesem Geld tatsächlich realisiert werden kann. Darauf bin ich auch selbst gespannt. Man weiß ja, wie gerade die Baukosten explodieren. Dennoch wird es bei uns keinen Weg zurück geben.

Sie sprechen immer von der Interimsphilharmonie. Aber diese hat sich doch in einem halben Jahr so etabliert, dass man sagen muss: Die bleibt.

Die Frage ist wirklich, ob man die Interimsphilharmonie überhaupt zurückbauen möchte. Ich bin häufig auch privat dort. Außerdem haben wir gerade eine Gruppe mit Nürnbergs Zweiter Bürgermeisterin Julia Lehner durchgeführt, in Nürnberg wird ja eine Interimsspielstätte fürs Opernhaus geplant. Und jedes Mal, wenn ich im HP 8 bin, stellt sich mir die Frage: Ist es tatsächlich ein Interim? Ich sage ganz offen und ehrlich: Ich würde es gern erhalten, gerade die große Spielstätte.

Vor einigen Jahren hat sich der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer mit Oberbürgermeister Dieter Reiter zusammengesetzt und eine „Zwillingslösung“ befürwortet, also die gemeinsame Nutzung von Gasteig und Herkulessaal. Kommt jetzt, mit neuem Gasteig, Interimsphilharmonie und Herkulessaal die Drillingslösung?

Wir, und damit meine ich die gesamte Stadtspitze, gehen wirklich offen in die Gespräche. Meines Wissens muss der Herkulessaal, den ich persönlich sehr mag, auch renoviert werden. Er muss also in Überlegungen einbezogen werden. Wie schon gesagt: Wir warten auf ein Signal des Freistaats.

Das Gespräch führte Markus Thiel.

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