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Konzertkritik: Kings of Leon haben für jede Stimmung den richtigen Song

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Von: Katja Kraft

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Caleb Followill
Caleb Followills Stimme ist einzigartig. © dpa

Die Kings of Leon nahmen am Mittwochabend in der Münchner Olympiahalle 9000 Fans mit auf einen musikalischen Seelentrip - die Konzertkritik unserer Redakteurin!

München - Nach einer so richtig versoffenen Nacht, wenn die verrauchte Kleidung am schwitzenden Körper klebt und man jedes Lied im Club mitgegrölt hat, könnte man so klingen wie er. Und tut es doch nicht. Caleb Followills Stimme ist einzigartig. So irre kraftvoll und gleichzeitig so herzzerreißend brüchig.

Genauso sind auch die Songs, die er und seine beiden Brüder samt Cousin an diesem in jeder Hinsicht heißen Mittwochabend in der Münchner Olympiahalle den 9000 Fans entgegenschmettern: Bei den ersten paar Akkorden trügerisch gefällig wie ein paar Drinks am lauen Sommerabend, doch dann schlägt der Hammer zu. Wenn Calebs Stimme nach oben austreibt, zwischen Kreischen, Jauchzen, Klagen, Wüten. Und Matthew (E-Gitarre), Jared (Bass) und Nathan (Schlagzeug) kongenial mitjagen. Durch diese musikalischen Seelentrips, denen du dich stellen musst, um sie richtig auskosten zu können.

Wie unschlagbar echt Calebs diabolisches Lachen in "Mary" - da steckt so viel Weltschmerz, Verletzlichkeit und gleichzeitig abgeklärter Zynismus drin.

Kings of Leon - intensiv und jeden Kater wert

Man hätte sie ja so viel lieber im Stadion gesehen. Doch das musste sich noch von Guns N'Roses erholen. Halle also. Wie immer hier gewöhnungsbedürftig laut - aber bei den Kings muss das so. Nathan drischt auf seine Drums ein und lässt cool rosafarbene Kaugummiblasen platzen. Die "Kings of Leon"-Jünger in der Hallenmitte gehen von Beginn an mit, auf den Rängen braucht es erst "Manhattan", einen ihrer Besten, um auch alle rundherum zum Aufspringen zu bringen. Und dann den Hit, auf den jeder gewartet haben: "Sex on Fire". Da dröhnt die Halle durch den Chor von Stimmen. Wobei es natürlich ungleich besser klingt, wenn Caleb alleine singt. Wie viele Kinder wohl auf seine Kappe gehen? Nicht durch physisches Zutun freilich - allein durch die musikalische Inspiration dieses genialen Songs. Denn meine Güte, ist das eine rauschige Kleider-vom-Leib-reiß-Nummer!

Für den verkaterten Morgen danach haben sie auch das richtige dabei. Der Frontmann mit Gitarre, allein vorm roten Vorhang, für das gefühlvolle "The Runner". Dieses Knacksen in der Stimme - wo kitzelt er das nur her?

Hits wie diese sind die wenigen Durchschnaufmomente in dieser rasanten Show. Wer tagsüber zu träge fürs Sportprogramm war, hatte die Gelegenheit, das am Abend nachzuholen. Volle Energie, wenn die "Walls" wirklich runterfliegen - und der rote Vorhang fällt. Das hat noch immer Stadion-Qualität. Volle Energie, alles rein da! "On Call", "Knocked Up", "Use Somebody" - mein Gott, diese Wanderpredigersöhne wissen für ihre Musik zu bekehren!

Am Ende pfeift's in den Ohren, die Kleider kleben am Leib und die Stimme ist fort. Wie nach einer langen, durchfeierten Nacht. Intensiv und jeden Kater wert.

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