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LaBrassBanda-Frontman Stefan Dettl: "Ich bin ein Rockstar in Ausbildung"

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Stefan Dettl
Im Mai geht Stefan Dettl mit seinem Solo-Album auf Deutschland-Tournee. © dpa

Chiemgau - Auf der Bühne scheißt sich Stefan Dettl nichts. Jetzt hat der Frontman von LaBrassBanda sein erstes Solo-Album veröffentlicht - und uns verraten, wie viel Rockstar in ihm steckt.

Wer diesen Typen je auf einer Bühne gesehen hat, der weiß: Der Dettl Stefan, der scheißt sich nichts. So unbekümmert, lässig und selbstbewusst steht er meist da und bläst in seine Trompete. Nun hat Stefan Dettl, 29, zur Gitarre gegriffen: Der Frontmann der frisch aufspielenden Chiemgauer Blaskapelle LaBrassBanda veröffentlicht heute sein erstes Solo-Album – es heißt „Rockstar“. Wir sprachen mit Dettl, der sich mit „Servus, ich bin der Stefan“ vorstellt, über die Zeit beim Symphonieorchester, seine Liebe zur Trompete und die Frage, ob er auch mal auf Hochdeutsch singen wird.

Stefan, wie viel Rockstar steckt in Dir?

(Lacht.) Wie Du siehst, bin ich nicht tätowiert. Ich habe auch keine Ladys am Start. Bei dem Titel ist schon ein gewisses Augenzwinkern dabei.

Dann gibt es keine Skandale, über die wir berichten könnten?

Ich bin ein Rockstar in Ausbildung – und eigentlich ganz brav. Das Schlimmste, was uns als BrassBanda mal passiert ist, war eine Bierflasche, die auf die Bühne geflogen ist. Die hat ein Kriegsveteran auf uns geschmissen. Wir haben damals in Kroatien gespielt und hatten eine bosnische Tänzerin dabei. Das ist aber schon das härteste, was ich an Skandalen zu bieten habe.  

Mit LaBrassBanda hast Du vor tausenden Menschen gespielt. Was für ein Gefühl ist es, jetzt wieder von vorne anzufangen?

Das ist das Allerschönste, wenn du merkst, dass du was machen, dass du kämpfen musst. Es ist sicher ein anderes Gefühl, aber ich bin ja schon länger Musiker, ich kenne das noch von früher. Ich war ja mal in einem Symphonieorchester. Da gibst du dir voll die Mühe, dann klatschen die Leute brav, das dauert fünf Minuten, und dann gehen alle heim. Das hat mich schon immer aufgeregt, deshalb spiele ich heute eigene Musik. Wenn nur fünf Personen da sind und die ihren Spaß haben, dann ist mir das viel wert. Das ist für die nicht deprimierend, und für mich dann auch nicht.

Wie viel Chuzpe braucht man, um sein Album „Rockstar“ zu nennen?

Die Musik gibt mir die nötige Sicherheit. Wenn ich auf der Bühne stehe und jemand gibt mir eine Gitarre oder eine Trompete in die Hand, dann weiß ich, dass ich damit was anfangen kann. Wenn ich überhaupt kein Talent hätte, vor Publikum zu spielen, dann würde so ein Titel sicher nicht funktionieren.

Auf der Platte sind fast so viele Blechbläser zu hören wie auf einem LaBrassBanda-Album. Geht es bei Dir nicht ohne Posaunen und Trompeten?

Im ersten Moment schon. Die Stückl sind alle nur mit Gitarre entstanden. Und dann habe ich versucht, sie noch ein bisschen interessanter zu machen, also Klänge zu finden, die vielleicht nicht so oft im Radio zu hören sind. Da bediene ich mich gerne bei allem, was ich kann. Und es macht mir nach wie vor wahnsinnig viel Spaß, Trompete zu spielen.

Was heißt die Solo-Platte für die BrassBand?

Diese Frage haben wir uns als Band auch gestellt. Wir treten im Moment ganz bewusst ein bisschen kürzer, weil wir in den letzten drei Jahren 300, 350 Auftritte gespielt haben. Aber: Wir treffen uns regelmäßig, und wenn wir Lust haben, spielen wir was ein. Hört sich komisch an, ist aber so.

Ist das Solo-Projekt bei dem ganzen Stress mit der BrassBanda eine willkommene Abwechslung?

Ja, unbedingt. Wir sind ja doch recht erfolgreich gewesen, und dann bist du jeden Tag beieinander: Wenn du nicht auf Tour bist, bist du im Studio, und wenn du nicht dort bist, musst du Pressearbeit machen. Das kostet Kraft, da bist du froh, wenn du mal frei hast. Die anderen Bandmitglieder haben ja auch ihre Sachen, was der Band guttut.

Eines Deiner Markenzeichen ist der oberbairische Einschlag. Verstehen Dich die Leute, wenn Du im Norden spielst?

Ich hoffe es. Aber wir verzichten auf die meisten Gags. Wie wir uns geben, wie wir sprechen, das ist nämlich nur für die Bayern interessant. Außerhalb von Bayern achten die Leute viel eher auf die Musik. Wenn ich in Hamburg oder in Berlin bin und die Leute sagen: „Wir mögen deine Musik so gerne, warum singst du nicht auf Hochdeutsch?“, dann sage ich: „Das ist keine Böswilligkeit. Es wäre auch plattenverkaufstechnisch sinnvoll, auf Hochdeutsch zu singen, aber es ist einfach so besser.“

Warum?

Wenn ich im Symphonieorchester eine barocke Musik spielen musste, dann war ich nie nervös. Wenn ich eine romantische Musik spielen sollte, was nicht direkt meiner Person entspricht, dann war ich immer nervös. So ist es auch mit der Sprache. Wenn ich Hochdeutsch reden müsste, wäre ich wahnsinnig nervös und täte nichts rausbringen. Wenn ich aber genauso reden kann wie ich rede, dann habe ich überhaupt keinen Stress.

Das Gespräch führte Thierry Backes.

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