„Momo“ von Michael Ende wird neu verfilmt: Eine unendlich schöne Geschichte

Michael Endes „Momo“ ist ein Klassiker der Jugendliteratur. Die Verfilmung mit Radost Bokel als Momo kam 1986 in die Kinos. Jetzt arbeitet die Produktionsfirma Rat Pack an einer Neuverfilmung.
Im Theater entstehen immer noch die besten Geschichten. Natürlich wusste Michael Ende (1929-1995) um die Magie dieses Ortes – und ließ seine Heldin Momo in einem verfallenen Amphitheater erstmals die Welt betreten. 1973 war das, als Endes Roman „Momo. Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“ erschien. Das Mädchen mit dem wilden Lockenkopf und den großen dunklen Augen lebt im steinernen Rund, sorgt sich um seine Freunde – und stemmt sich gegen die ominösen grauen Herren, deren einziges Begehr es ist, die Leute zum Zeit-Sparen zu bringen.
„Momo“ von Michael Ende verkaufte sich mehr als 12,5 Millionen Mal
Aus diesem Theater heraus setzte „Momo“ in den vergangenen 50 Jahren zu einer weltweiten Erfolgsgeschichte an. Das Buch begeistert junge und ältere Menschen, ist in 53 Sprachen übersetzt und wurde mehr als 12,5 Millionen Mal verkauft. 1986 brachte Johannes Schaaf seine Adaption in die Kinos mit Radost Bokel als Momo, John Huston in seiner letzten Rolle als Meister Hora, mit Mario Adorf, Armin Mueller-Stahl, Sylvester Groth – und mit dem Autor selbst: Ende gönnte sich einen Cameo-Auftritt als Fahrgast im Zug; er fand die Umsetzung auch ansonsten gelungen. Im Unterschied etwa zur Kinofassung seines anderen Erfolgswerks „Die unendliche Geschichte“ durch Wolfgang Petersen.
Jetzt hat die Münchner Produktionsfirma Rat Pack eine Neuverfilmung des Stoffs auf den Weg gebracht; schließlich sei der „in der heutigen schnelllebigen und rastlosen Gesellschaft aktuell wie nie“. Produzent Christian Becker hat Erfahrung mit der Verfilmung von Ende-Büchern: Er verantwortete etwa Dennis Gansels „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ (2018) – und beeindruckte damit auch Roman Hocke, Vertreter des Nachlasses von Michael Ende sowie Freund des Schriftstellers, der 1929 in Garmisch-Partenkirchen geboren wurde.

Auf dem Regiestuhl nimmt Christian Ditter Platz. Er hat zuletzt die Serie „Biohackers“ für Netflix inszeniert und mit „Vorstadtkrokodile“ nach Max von der Grün bewiesen, dass er ein Gespür dafür hat, wie Literatur für die Leinwand eingerichtet werden muss.
Christian Ditter führt bei „Momo“ Regie
Produzent Becker kündigt an, den Roman in seiner „ursprünglichen Reinheit, Einfachheit und Brillanz“ umzusetzen – „als modernen Klassiker, der auch in den nächsten Jahrzehnten nicht an Aktualität verlieren wird“. Gedreht wird „Momo“ auf Englisch für den internationalen Markt. Ditter erinnert sich an seine erste Begegnung mit dem Buch: „Als Kind hat mich Endes Roman verzaubert, und ich war gefesselt von Momos fantastischem Abenteuer. Inzwischen sehe ich ihn auch als Spiegel unserer Gesellschaft und den sich wandelnden Wert von Zeit. Es sind große Themen, verpackt in einem großen Abenteuer, perfekt fürs Kino – einem der wenigen Orte, an denen man Zeit vergessen und sich völlig der Fantasie widmen kann.“
Noch gibt es keine Besetzung – und Rat Pack hat auch noch nicht bekannt gegeben, wann der Dreh starten soll. Aber bei diesem Projekt gilt vielleicht mehr als bei jedem anderen, was Beppo Straßenkehrer einmal zu Momo sagt: „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, den nächsten Atemzug, den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur den nächsten. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“