Münchner DomagkAteliers: Hier entdecken Sie junge Kunst!

Studierende und Absolventen der Münchner Akademie der Bildenden Künste haben sich zusammengetan und präsentieren sich nun in einer sehenswerten Schau. Auf in die DomagkAteliers!
Es bräuchte eine Bar. Nicht in irgendeinem abgelegenen Randbezirk – mittendrin in der Stadt. Ein lässiges Lokal, wo sich Studierende der Akademie der Bildenden Künste außerhalb der Ateliers treffen können; Sammler, Galeristen, Nachtschwärmer, die nicht nur auf die immer selben Campari-Flaschen im Schumanns starren wollen. Denn so ein lockerer Austausch, das obligatorische Feierabendbier, in farbverschmierten Händen gehalten, findet unter jungen Künstlern kaum statt. Jeder schafft für sich allein.
Das möchten Lorenz Egle, Franz Stein und Andreas Zagler ändern. Allesamt studieren sie an der Münchner Akademie. Allesamt würden sie sich wünschen, dass mehr Zusammenspiel zwischen Kommilitonen und Absolventen gelingt. Und deshalb organisieren sie nun regelmäßig Ausstellungen in der Stadt. Die zweite wurde gerade eröffnet: Bis 26. März 2023 sind ihre und Arbeiten von acht weiteren Künstlerinnen und Künstlern in der Halle 50 des Domagkateliers zu sehen. Kuratiert von den drei jungen Männern.

Wer denkt: Meine Güte, ein paar Bilder aufzuhängen ist doch ein Klacks, hat noch nie in der Akademie der Bildenden Künste vorbeigeschaut. So viele kreative Talente, so viele Arbeiten, die die Öffentlichkeit sehen sollte. Aus diesem enormen Angebot eine kluge Auswahl zu treffen, die Künstler zu kontaktieren, schließlich alles stimmig zu hängen – das ist normalerweise ein Job, den Galeristen und Kuratoren hauptberuflich machen. „Im Herbst haben wir mit der Organisation begonnen. Klar könnte man es sich auch leicht machen und nur auf die eigene Arbeit fokussieren. Aber dann verändert sich ja nichts“, sagt Andreas Zagler. Im April planen sie schon die nächste Schau, diesmal in der Pasinger Fabrik. Das Ziel auch dann: eine Mischung abzubilden von Künstlern, die schon häufiger, und solchen, die noch kaum ausstellen durften. Das gelungene Konzept hat sich bereits herumgesprochen: volle Hütte bei der Vernissage, seither täglich Publikumsverkehr.

Euro-Zeichen aber sucht man hier vergeblich. Bewusst setzen die drei auf das Prinzip „Preis auf Anfrage“. „Ein Preis schafft ja gleich eine Barriere“, findet Franz Stein. Als Besucher kann man sich angesichts eines hohen Betrags abgeschreckt fühlen – oder im Gegenteil nur deshalb vom Werk angezogen, weil hochpreisig ja irgendwie gut sein muss. „Wir möchten einen Kontakt zu potenziellen Käufern herstellen. Wenn jemandem ein Bild gefällt, kann er sich bei uns melden – und dann kann man immer noch schauen, wo man sich preislich trifft.“
Die Ausstellung zeigt Malereien, Zeichnungen, Bildhauerei
Selbstorganisierte Ausstellungen wie diese sind eben mehr als Präsentation. Hier probieren sich die jungen Künstler auch aus in Sachen Preisfindung, Verhandlung. „Eigentlich bemühe ich mich, den Vermarktungsaspekt während meines Studiums weitgehend außen vor zu lassen, um mich in meiner künstlerischen Entwicklung nicht vom Druck von außen beeinflussen zu lassen“, sagt Lorenz Egle. Zwei seiner Werke hängen in der Schau. Es sind zu Bildern gewordene Stimmungen. Abbild seiner erwähnten Entwicklung: In den vergangenen Jahren hat Egle sich mehr und mehr vom Gegenständlichen zum Abstrakten vorgearbeitet. Die Schau sieht er auch als Möglichkeit zu beobachten, wie verschiedene Betrachter darauf reagieren.

Zwischen einem niedrigen dreistelligen und einem mittleren vierstelligen Betrag kosten die Arbeiten. Darunter mehrere von Theresa Hecker. In Acryl auf Leinwand gelingt es ihr, das beliebte künstlerische Motiv des Faltenwurfs auf ihre Weise aufzunehmen. Dreidimensional wirken ihre Malereien, wie aus dem Rahmen herausragende, aufgefaltete Tücher. Ein Effekt, der auf Fotos gar nicht so leicht einzufangen ist. Wohl deshalb reagiert Hecker zurückhaltend, als man sie fragt, ob einer ihrer Vertriebswege Soziale Medien wie Instagram seien. „Über Social Media bekommt man gut mit, was die anderen machen, welche Veranstaltungen anstehen. Aber digitale Fotos können analoge Atelierbesuche nicht ersetzen“, findet Hecker. Oder Ausstellungen wie diese. Entspannte Musik aus den Boxen, Vogelgezwitscher vor den Fenstern und interessante Leute, die über Kunst ratschen. Ein bisschen so wie in der perfekten Bar. Zefix, man müsste sie einfach eröffnen... Bis 26. März 2023 in den DomagkAteliers, Margarete-Schütte-Lihotzky-Straße 30; täglich 15-19 Uhr.