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Münchner Volkstheater: „Den ,Brandner’ mach i net“

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Ein Kerschgeist geht immer: Alexander Duda (als Brandner Kaspar) und Maximilian Brückner (als Boandlkramer. © Falke

München - Ob auch das aufgesetzt war? Wir wissen es nicht. Selbst Christian Stückl konnte, zumindest nach jetzigem Kenntnisstand, damals nicht erahnen, wie erfolgreich seine Inszenierung des „Brandner Kaspar" werden würde, als sie am 7. April 2005 im Münchner Volkstheater Premiere feierte.

Am Samstag lief die 200. Vorstellung in seinem Haus an der Brienner Straße - und natürlich war diese ausverkauft wie die 199 davor.

Bislang haben also 119 000 Menschen das Stück mit Maximilian Brückner als Boandlkramer und Alexander Duda als schlitzohrigem Brandner, der den Tod um 18 weitere Lebensjahre bescheißt, in München gesehen. Dazu kommen Gastspiele in Riedering (3413 Zuschauer), in Oberammergau (8070 Zuschauer), in Bozen (1080 Zuschauer) sowie in Rio de Janeiro (1800 Zuschauer). Und: Ein Ende des Erfolgs ist nicht abzusehen.

Dabei hatte es gedauert, bis Stückl Gefallen an dem Stoff fand. Als er im Jahr 2002 Intendant am Volkstheater wurde, habe gerade Dieter Dorn, sein Kollege vom Bayerischen Staatsschauspiel, den „Brandner“ vom Spielplan genommen. Mehr als 1000 Mal seit ihrer Premiere 1975 war die Kult-Inszenierung von Kurt Wilhelm mit Toni Berger als dem dem Kerschgeist zugeneigten Boandl bis dato im Münchner Residenztheater zu sehen gewesen. Nach Dorns Entscheidung sei der Aufschrei „Der ,Brandner‘ darf nicht sterben“ durch die Stadt gegangen, erzählt Stückl. Dorn sei irgendwann sauer geworden und habe gesagt: „Dann soll ihn der Stückl machen, da passt er auch hin.“ Worauf der Volkstheater-Chef zum Telefon griff: „Herr Dorn, meinen Spielplan mach i - und den ,Brandner‘ mach i net.“

Drei Jahre später kam der Regisseur im Gespräch mit Schauspieler Maximilian Brückner zu dem Entschluss: „Jetzt mach’ man doch. So bled wie möglich.“ Kurt Wilhelm, ein Ururgroßneffe des „Brandner“-Vaters Franz Ritter von Kobell (1803-1882) sei daraufhin so nervös geworden, dass er bei den Proben dabei sein wollte. „Kommt nicht infrage“, entschied Stückl. Kurt Wilhelms Bruder wollte die Musik für die Neu-Inszenierung schreiben. „Kommt nicht infrage“, entschied Stückl nochmals.

Der Erfolg sollte ihm Recht geben: Auch in der 200. Vorstellung ist seine kernig-komische Inszenierung quicklebendig. Sie ist ein virtuoses Spiel mit Kitsch und Klischees, ein krachender Lobpreis auf das Leben im Allgemeinen und das Leben in Bayern im Besonderen. Und wenn im Volkstheater Karten für die Vorstellungen in den Vorverkauf kommen, kann es sein, dass das Kassenpersonal bis zu 150 wartende Menschen im Foyer zählt, bevor die Tageskasse um elf Uhr öffnet. So bleibt nur, der Inszenierung mit lachendem Herzen zu gratulieren - und ihr das „ewig’ Leben“ zu wünschen. Oder zumindest 200 weitere ausverkaufte Vorstellungen. Minimum.

Michael Schleicher

Nächste Vorstellungen

am 14., 15., 16. Dezember (ausverkauft), 16. und 31. Januar (mit Glück: Restkarten). Telefon 089/ 5 23 46 55.

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