Netflix: 35 Millionen sehen „Glass Onion: A Knives Out Mystery“ über Weihnachten

Die Fortsetzung von „Knives Out“ läuft nach dem gelungenen Kinostart nun bei Netflix. Und bescherte dem Streamingdienst fröhliche Weihnachten. Daniel Craig in Höchstform! Unsere Filmkritik.
Klar hätte man warten können, bis Netflix diesen Film über seinen Streamingdienst zeigt. Strategisch äußerst klug gewählter Termin: 23. Dezember 2022. Aber wer sich ein echtes Weihnachtsgeschenk machen wollte, der erhob sich bereits Ende November vom heimischen Sofa und stapfte ins Kino. Dort lief „Glass Onion: A Knives Out Mystery“, die von Fans sehnsüchtig erwartete Fortsetzung von „Knives Out“, für ein paar Wochen. Nicht, weil die Netflix-Lenker vor lauter Adventsseligkeit auf einmal so etwas wie Mitgefühl für die Kinobetreiber entwickelt hätten; ihnen ging‘s um die kommende Preisverleihungssaison. Bei den Oscars und Co. werden erfreulicherweise nach wie vor einzig die Werke berücksichtigt, die in Lichtspielhäusern zu sehen waren. Denn dafür wurden einmal Filme gemacht.

Dieser hier erst recht. Netflix als Produzent hin oder her: „Glass Onion: A Knives Out Mystery“ schreit geradezu danach, sich mit einer Gruppe rätselbegeisterter Freunde in die roten Samtsessel fallen zu lassen – und sich einzulassen auf einen whodunit-Krimi in bester Agatha-Christie-Tradition. Wie schon im finanziell phänomenal erfolgreichen und von Publikum und Kritik gefeierten ersten Teil setzt Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson erneut auf die Lust am Mitraten des Publikums bei der Frage: „Wer hat’s getan?“ Einige Verdächtige mit nachvollziehbaren Motiven und ausreichenden Gelegenheiten kommen für einen Mord infrage. Mord an wem? Sei hier nicht verraten. Denn dann macht sie ja weniger Spaß, diese zu Film gewordene Partie „Cluedo“.
Daniel Craig löst sich von der Rolle des James Bond
Die lebt neben Krimi-Nostalgie vor allem von ihrem männlichen Hauptdarsteller. Daniel Craig hat sichtlich Vergnügen daran, wieder den supersmarten Detektiv Benoit Blanc zu spielen. Und Rian Johnson daran, mit den Erwartungen des Publikums an den Ermittler zu spielen. Denn natürlich verbindet jeder mit Daniel Craig dessen obercoole Auftritte als harter Hund James Bond. Der sanfte Gentleman Benoit Blanc dagegen braucht weder Lizenz zum Töten noch gestählten Oberkörper (hat er erfreulicherweise trotzdem), um verzwickte Fälle zu lösen. Dieser Detektiv vertraut auf Herz und Hirn. Und Witz.
„Glass Onion: A Knives Out Mystery“ lockt auf Privatinsel
Am Anfang der launigen 139 Minuten steht die Frage, was eigentlich los ist mit der schrillen Runde, die sich auf der Privatinsel des Milliardärs Miles Bron (Edward Norton) versammelt hat. Der selbstverliebte Miles hat seine Freunde Duke (Dave Bautista), Claire (Kathryn Hahn), Lionel (Leslie Odom Jr.) und Birdie (Kate Hudson) für ein gemeinsames Wochenende eingeladen, wie er das jedes Jahr macht. Immer ist es mit einem lustigen Krimispiel verbunden. Doch dieses Mal soll es um Miles eigenen, freilich nur gespielten Tod gehen. Ein Gag, vom Gastgeber so erdacht. Dann taucht Miles’ einstige, von ihm geschasste Geschäftspartnerin auf der Insel auf – und alles gerät etwas anders als geplant. Für die Zuschauer folgen zwei sehr kurzweilige, mit Witzen, Anspielungen und Cameoauftritten (Hugh Grant! Serena Williams!) angereicherte Rate-Stunden. Und über allem lächelt Da Vincis Mona Lisa.