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Ötzi-Finderin: „Wir haben keine Ruhe mehr gehabt“

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Ötzi-Finderin Erika Simon vor dem Denkmal an der Fundstelle auf dem Tisenjoch im Ötztal. © dpa

Umhausen - Ötzi hat ihr Leben verändert: Erika Simon (75) aus Nürnberg entdeckte vor 25 Jahren in den Ötztaler Alpen die Gletschermumie.

Bei einer Bergtour mit ihrem inzwischen gestorbenen Mann Helmut stolperte sie fast über die Leiche - nicht ahnend, eine archäologische Sensation vor sich zu haben. Kurz vor dem Jahrestag ist Erika Simon zum Fundort zurückgekehrt.

Sie haben vor 25 Jahren Ötzi gefunden. Wie präsent ist das Thema noch für Sie?

Erika Simon: In den letzten zwei Wochen war das Thema wieder sehr präsent mit Telefonanrufen, mit Anfragen. Ich hätte am Tag fünf Interviews geben können. Es ist für mich schon wieder sehr präsent, wie ich damals mit meinem Mann den Mann im Eis gefunden habe. Ich muss öfter an ihn denken. Ich denke dann, wie es ihm geht. Ich habe ihn zuletzt voriges Jahr in Bozen gesehen.

Sie hielten den Toten zunächst für einen erfrorenen Wanderer.

Erika Simon: Ja. Einen Bergsteiger oder Skitourengeher. Wir haben ja überhaupt keinen Bezug gehabt zu irgendwas, wenn man da so unbedarft zum Bergsteigen geht und dann liegt da auf einmal ein Mensch. Ich bin praktisch beinahe über ihn gestolpert. Wir haben eine Abkürzung genommen - was man nicht machen soll. Aber das war gut so, sonst hätten wir ihn nicht gefunden.

Was haben Sie dann gemacht?

Erika Simon: Die Auffindung war nicht so schlimm, denn er lag ja mit dem Gesicht nach unten. Es haben ja nur der Kopf und der Rücken herausgeschaut. Dann hat mein Mann ein Bild gemacht, das auch wiederholt in der Presse und auf Büchern zu sehen war. Wir haben dann dem Hüttenwirt Bescheid gesagt und sonst gar nichts gemacht. Wir sind abgestiegen und haben am nächsten Tag erfahren, dass ein Bergsteiger gefunden worden ist.

Kurz darauf war klar, dass es sich um eine Mumie handelt. Wie haben Sie den Wirbel erlebt, der dann entstanden ist?

Erika Simon: Nachdem dann rausgekommen ist, dass er 4000 Jahre alt ist, da war dann Rummel bei uns. Wir haben, wirklich wahr, das Telefon abgestellt, wir haben überhaupt keine Ruhe mehr gehabt. Dann waren wir bei Günther Jauch, bei „Menschen '91“, wir waren in der Schweiz, wir waren dreimal glaube ich in Österreich bei „Willkommen Österreich“. Es war schon ein großer Rummel. Aber als mein Mann noch gelebt hat, war das noch einfacher, weil er auch hat sprechen können. Jetzt muss ich halt alles alleine machen.

Sie machen das aber in gewisser Weise auch gerne, oder?

Erika Simon: Ja, schon. Aber wenn der 19. vorbei ist, dann bin ich froh, wenn wir wieder heimfahren. Aber ich schaffe das schon. Ich mache das auch noch mit, aber es ist schon sehr anstrengend.

ZUR PERSON: Erika Simon und ihr Mann, der Hobbybergsteiger Helmut Simon, gelten als die offiziellen Finder Ötzis. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit bekam das Paar 2011 einen Finderlohn in Höhe von 175 000 Euro zugesprochen. Helmut Simon erlebte diesen juristischen Sieg nicht mehr: Er kam 2004 bei einer Bergtour nahe Salzburg ums Leben.

dpa

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