Pinakothek der Moderne München: Dieses Jahresprogramm beglückt!

Die Pinakothek der Moderne präsentiert ein vielfältiges Jahresprogramm. Kunstfreunde können sich auf wunderbare Ausstellungen in Architekturmuseum der TUM, Design Museum, Staatlicher Graphischer Sammlung und der Sammlung Moderne Kunst freuen.
Gut, dass da ein Bauzaun steht. Sonst würde man nicht in die Pinakothek der Moderne spazieren, sondern in das Haus, das zurzeit vor deren Eingang platziert ist. Gebaut vom Architekturmuseum der TU München mit Mitarbeitern des Büros Marina Tabassum Architects aus Dhaka. Gebäude wie dieses sieht man in Bangladesch vielerorts. Der Sinn hinter diesen leicht ab- und aufzubauenden Häusern, die aus vorgefertigten Teilen bestehen: Sie bieten ihren Besitzern die Möglichkeit, angesichts der im Land häufig vorkommenden Hochwasser ihr Zuhause schnell an sicherere Orte zu bringen.
Das Architekturmuseum der TU München präsentiert neue Formen des Wohnens
Die 1968 in Dhaka geborene Marina Tabassum forscht an neuen Formen sozialer Architektur. So hat sie beispielsweise ein kostengünstiges, mobiles System aus lokal beschafften Materialien für einkommensschwache Gemeinden entwickelt, die vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind. „Sie zeigt damit einmal mehr, dass Architektur ein Medium zur Stabilisierung der Gesellschaft ist“, betont Andres Lepik, Direktor des Architekturmuseums der TUM, bei der Jahrespressekonferenz der Pinakothek der Moderne. Vom 9. Februar bis 30. Juni 2023 feiert Lepiks Museum Marina Tabassum mit einer großen Schau.

Sie ist nur eine der vielen Ausstellungen, auf die Lepik und seine Kollegen an diesem Morgen Vorfreude machen. Bekanntlich schlägt, wer die Pinakothek der Moderne besucht, vier Fliegen mit einer Klappe. Unter einem Dach sind hier neben dem Architektur- auch das Design Museum, die Staatliche Graphische Sammlung und die Sammlung Moderne Kunst beheimatet. Und laden wieder zu einem vielfältigen Programm, dessen Teile sich gegenseitig befruchten. Da kann man etwa noch bis 12. März in die überaus sehenswerte Max Beckmann-Ausstellung in der Sammlung Moderne Kunst gehen und angesichts der dortigen Reise- und Exil-Bilder über Vertreibung nachdenken – und diesen Gedanken dann bei Tabassum weiterspinnen, die auch Architektin riesiger Flüchtlingslager ist. In Bezug auf Beckmann weist Oliver Kase, Sammlungsdirektor Moderne Kunst, auf den lesenswerten Katalog hin, der zu Weihnachten erschienen ist. Er belegt, dass Museen wichtige Forschungseinrichtungen sind. Wer Neues über den scheinbar gänzlich erforschten Max Beckmann erfahren möchte, der greife zum von Hatje Cantz herausgegebenen Band „Max Beckmann. Departure“ (352 Seiten; 45 Euro).

Noch bis September 2024 gibt es in der Neuen Sammlung derweil das Kultobjekt Fahrrad zu bestaunen; sobald das Wetter frühlingshafter wird, verspricht Direktorin Angelika Nollert ein buntes Programm, das sich auch mit den vielen Sorten von Trikots beschäftigt, die Radbegeisterte an den verschwitzten Leibern tragen. Dazu passt die Ausstellung „Textile Welten“, die Nollert für 7. Juni 2023 ankündigt. Sie wird Material und Ästhetik im Textilen beleuchten.
Michael Hering, Chef der Graphischen Sammlung, macht besonders Lust auf den baldigen großen Auftritt von Rei Naito: Seit einem Jahr fertigt die japanische Künstlerin 46 Zeichnungen für eine Installation an, die ab 14. Juni 2023 exklusiv in München zu sehen sein wird. Das Thema: Atem. „Sie eröffnet uns den Blick in eine subtil-feinsinnige Gedanken- und Ideenwelt, die ihresgleichen sucht. Ein Glücksfall für das Haus“, freut sich Hering. Glück auf!