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München: Per Podcast zu den alten Griechen!

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Von: Katja Kraft

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Eine junge Frau hört in der U-Bahn den Podcast „Antike hören“ der Staatlichen Antikensammlungen München.
Mit der U-Bahn ab in die Antike – funktioniert, wenn man den Podcast „Antike hören“ der Staatlichen Antikensammlungen München dabei hat. © Juan Novakosky

Die Antike ist nichts für Zimperlieschen. Liebesdramen, Mord und Tod - bei den alten Griechen ging es rund. Der neue Podcast „Antike hören“ der Staatlichen Antikensammlungen München erzählt bei Spotify davon. Spannend!

Leg dich bloß nicht mit den Göttern an. Sonst ergeht’s dir wie Aktaion. Der war so frech, sich der keuschen Göttin Artemis im Bade zu nähern. Ging nicht gut für ihn aus. Artemis verwandelte Aktaion in einen Hirsch – und damit zum Festmahl für seine eigenen gierigen Hunde. Oder die Geschichte mit Aphrodite, der Göttin der Liebe. Beginnt nun auch nicht besonders liebevoll. Ihrem Vater Uranos wäre ihre spätere Funktion als Schutzherrin der Sexualität dienlich gewesen. Vom eigenen Sohn Kronos entmannt! Mit einem Sichelhieb schnitt der dem Himmelsgott Uranos die Geschlechtsorgane ab. Und es kommt noch fieser: Kronos war nicht allein auf diesen blutrünstigen Gedanken gekommen, sondern tat’s auf Rat seiner Mutter Gaia. Abgeschnitten und dann ab damit ins Meer: Blut und Samen vermischten sich – aus der Gischt entstieg Aphrodite.

Liebesgöttin Aphrodite als Tonstatuette, zu bewundern in den Staatlichen Antikensammlungen München.
Liebesgöttin Aphrodite als Tonstatuette, zu bewundern in den Staatlichen Antikensammlungen München. © Staatliche Antikensammlungen München/Renate Kühling

Es stimmt schon, die griechischen Mythen sind nichts für Zimperlieschen. Überbordend von Sex und Gewalt und Tod. Und deshalb auch Jahrtausende nach ihrer Entstehung eine glänzende Parabel auf all die Schwächen, die wir Erdenkinder so in uns tragen. „Wenn es um die Götter geht, geht es immer zugleich um die Menschen“, betont Barbara Greese in einer Folge des Podcasts „Antike hören“, den die Staatlichen Antikensammlungen München seit Kurzem herausgeben. Konservatorin Astrid Fendt erzählt in den zwischen 20 und 60 Minuten langen Episoden vom Alltag der alten Griechen, Greese garniert das mit Texten aus mehr als zweieinhalb Jahrtausenden. Von Homer bis Goethe, Alkaios bis Heine. Der Clou: Fendt verweist regelmäßig auf Objekte aus dem Museum, die von den beschriebenen Mythen und Ritualen erzählen. Wer aufmerksam lauscht, bekommt Lust, sie in München anzuschauen. Die Tonstatuette von besagter Göttin Aphrodite beispielsweise. Der Dichterin Sappho eine hymnische Ode geschrieben hat. Denn an wen sonst als an diese Göttin wendete man sich in Sehnsucht?

Eine antike Trinkschale aus Ton in den Staatlichen Antikensammlungen München.
In der Antike wurde ordentlich gezecht. Und damit wem gehuldigt? Dionysos, dem Gott des Weines. So findet sich sein Bild auch auf dieser Trinkschale aus Ton. © Astrid Schmidhuber

Wer in der Antike Liebe sagt, muss auch Sex sagen. Eros ist nicht umsonst Sohn und ständiger Begleiter der Liebesgöttin. Und wird wohl auch nicht von ungefähr als geflügelter Knabe dargestellt. Die Päderastie, die Liebe zu jungen Männern, war, so lernen wir in diesem Podcast, eine institutionalisierte Form von Homosexualität. Fendt erzählt von einer Vase in München, deren Bilder deutlich zeigen, was mit Päderastie gemeint war. Ein wesentlich älterer schenkt einem jungen, nackten Mann ein Stück Fleisch (!). Ein Liebesgeschenk. Indem der Jüngere es annimmt, lässt er sich auf eine Art Patenschaft zwischen Erwachsenem und Heranwachsendem ein. „Der Ältere nahm den Jüngeren unter seine Fittiche, in erotischer und sittlicher Hinsicht. Neben der sexuellen Komponente nahm der pädagogische Anspruch eine entscheidende Rolle ein. Er sollte ihn zu männlicher Tugend und sittlicher Tadellosigkeit erziehen“, erklärt Astrid Fendt.

Es gibt eben viele Spielarten der Liebe. Besonders treffend hat das einst Ovid in seinem raffinierten Gedicht „Ars amatoria“ zusammengefasst. Ein in vielen Punkten immergültiges Lehrstück über die schönste aller Künste. Und so gibt uns dieser Podcast nebenbei einen Leitspruch für das neue Jahr mit auf den Weg: „Erkenne dich selbst, nur wer sich selber erkennt, der wird mit Weisheit auch lieben.“ Den Podcast „Antike hören“ gibt es kostenfrei (und ohne Registrierung) hier zu hören.

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