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Rezo kritisiert Printmedien - DJV spricht von Hetze und rudert zurück

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Von: Moritz Serif

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In dem YouTube-Video "Wir BILDen Rezo" kritisiert Rezo die "Bild" und "B.Z" sowie Printmedien. Der DJV sprach in der PM von Hetze, zog diese aber wieder zurück.
In dem YouTube-Video "Wir BILDen Rezo" kritisiert Rezo die "Bild" und "B.Z" sowie Printmedien. Der DJV sprach in der PM von Hetze, zog diese aber wieder zurück. © dpa/Henning Kaiser

Im YouTube-Video "Wir BILDen Rezo" kritisiert Rezo die "Bild" und "B.Z" sowie Printmedien. Der DJV spricht von Hetze, zieht diese aber wieder zurück.

Update, 21. August, 16:57 Uhr: Mittlerweile hat sich DJV-Vorsitzender Frank Überall zu Wort gemeldet und sich bei Rezo entschuldigt. 

«Da habe ich mich mit meiner zugespitzten Kritik vergaloppiert, sorry. Deine Medienkritik war mir persönlich in Teilen zu heftig, grundsätzlich wirfst Du aber auch viele wichtige Fragen auf. Vielleicht unterhalten wir uns darüber mal? Würde mich freuen», schrieb Überall auf Twitter.

Rezo reagierte umgehend: «Update: Der Vorsitzende hat sich entschuldigt, und damit ist diese Sache für mich erledigt. Da sollte jetzt auch niemand respektlos nachtreten.» Die Reaktion habe ihn gefreut, sagte Überall der Deutschen Presse-Agentur. «Ich breche mir auch keinen Zacken aus der Krone, mich zu entschuldigen.»

Ursprünglicher Artikel, 21. August, 13:08 Uhr: In seinem viel diskutierten Video

 hatte YouTuber Rezo Mitte Mai mit der CDU und der Politik der großen Koalition abgerechnet. Nun ist er erneut in die Schlagzeilen geraten. Im YouTube-Comedy-Format "Space Frog" setzt sich der 27-Jährige mit deutschen Boulevard-Printmedien wie der "Bild"-Zeitung und der zu ihr gehörigen "B.Z" auseinander. "Wir BILDen Rezo" wurde vergangenen Sonntag veröffentlicht und zählt bereits 328.928 Aufrufe (Stand 21.8.2019, 10:10 Uhr).

Gleich zu Beginn stellt der YouTuber klar, dass Printmedien für ihn ein völlig fremdes Feld darstellten. "Ich lese einfach keine Zeitungen", sagt er. Schnell schießt er sich auf die "Bild" ein. "Ich bin so froh, dass das kein Teil von meinem Leben ist, dass diese Printszene so weit weg von mir ist", erklärt Rezo. Ihm gefalle der Mix aus reißerischen Überschriften, Gewalt, Hetze, Sex und Gossip eben überhaupt nicht. "Ey, wer liest das, wer kauft das, wer unterstützt das finanziell?", fragt er angesichts einer Schlagzeile der "Bild"*.

Rezo: Fernseh- und Kinoprogramm der "Bild" und "BZ ist ein "Kulturschocker"

Nicht nachvollziehen kann Rezo, dass in der "Bild" und der "B.Z" noch das Fernseh- und Kinoprogramm abgedruckt sind. Ein "Kulturschocker" sei das für ihn. Oder dass in Boulevardzeitungen darüber berichtet werde, was es bei Heidi Klums Hochzeit zu essen gibt. Auch die beigelegten Werbeprospekte knöpft er sich vor und kritisiert das billige Angebot von Fleisch beim Discounter. 

Rezo spricht auch über einen unangemeldeten Besuch der "Bild"-Zeitung. Er habe sie weggeschickt. Daraufhin habe die "Bild" einen Artikel geschrieben, in dem sie sich darüber beklagt habe, dass Rezo nicht mit ihr sprach. "Als ob der Chefredakteur der ‚Bild‘ mit Leuten reden würde, die unangemeldet bei ihm vor der Tür stünden." 

Rezo erhielt von "Frankfurter Allgemeine Zeitung" die "unnötigste Mail"

Auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" muss sich Kritik gefallen lassen. Einmal habe sie ihn um eine Stellungnahme zur Flugzeugnutzung von Menschen gebeten, die in einem seiner Videos zu sehen gewesen seien. Dabei hätte sie ihm jedoch keine konkrete Frage gestellt und es sei kein Widerspruch aufgezeigt worden, zu dem er hätte Stellung nehmen können. Aus seiner Sicht ist das die "unnötigste Mail, die ich seit Langem erhalten habe".

Rezo schränkt seine Kritik jedoch ein. Es gebe auch gute Journalisten. Die meisten Zeitungen machten jedoch Unterhaltung. Das sei wie bei YouTube. “Bei YouTube haben wir auch ein paar Leute die Sachen machen, wo man sagen kann: Es ist eigentlich nicht gut, dass es das gibt. Was machen wir? Wir zeigen mit dem Finger drauf und distanzieren uns klar davon, und wir analysieren das und sagen: Das ist nicht cool. Aber machen das die Zeitungen eigentlich? Übermedien macht das. Bildblog macht das. Aber warum machen das nicht alle Zeitungen?* Wenn ihr das nicht tut, dann fangt mal damit an. Denn sonst ist eure Szene einen bisschen beschissener als unsere", sagte Rezo. 

DJV kritisierte Rezos Aussagen in dem Video in einer Pressemitteilung

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat am Dienstag eine Pressemitteilung verschickt, in welcher der DJV-Vorsitzende Frank Überall die Aussagen Rezos scharf kritisierte.

 “Man muss weder die ‘Bild’-Zeitung noch die ‘FAZ’ mögen, aber die Journalistinnen und Journalisten aller gedruckten Zeitungen pauschal als dumm und moralisch degeneriert zu diffamieren, grenzt an Hetze.” Es sei “billig”, einerseits die Recherchen von Journalisten für das Anti-CDU-Video zu nutzen, und später “der gesamten Berufsgruppe kollektive Hirnschäden anzudichten.“

Rezo widerspricht DJV-Tweet: Habe Aussagen nicht getätigt

Rezo distanzierte sich von der PM des DJV. Er habe die ihm vorgeworfenen Aussagen nicht getätigt. Auch Twitter-User wie Peter Welchering, selbst DJV-Mitglied, widersprach.

"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt meldete sich ebenfalls auf Twitter zu Wort. Dass der DJV Rezo der Hetze bezichtige, sei komplett überzogen. "Die Kritik von Rezo an BILD teile ich natürlich nicht", schrieb Reichelt weiter.

DJV hat Pressemitteilung zurückgezogen

Der DJV hat die Pressemitteilung mittlerweile zurückgezogen. Es habe unterschiedliche Aussagen über die Tonalität von Rezos Aussagen gegeben. Medienkritik sei unverzichtbar im demokratischen Diskurs.

Von Moritz Serif

*Transparenzhinweis: In einer früheren Version hatten wir über eine Schlagzeile der „Bild“ zu gewaltbereiten Flüchtlingen berichtet. Dies bitten wir zu entschuldigen. Auf diesen Fehler hat uns der Youtuber Rezo in seinem Video „Die Zerstörung der Presse“ aufmerksam gemacht. Seine Korrektur im Wortlaut: „Nein, das fragte ich nicht angesichts einer Schlagzeile über gewaltbereite Flüchtlinge. Unmittelbar davor halte ich eine Zeitung hoch, in der diese Headline nichtmal vorkam und auch davor war das Thema die Diskrepanz zwischen der ständigen Panikmache der BILD (die wir an konkreten Beispielen auch benennen) und der Frage, weshalb denn Facebook nix gegen Hetze tut.“

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