Rudi Hurzlmeier im Buchheim Museum Bernried: Unser saukomischer Ausflugstipp!

Wenn ein Museumsbesuch der ganzen Familie Spaß macht, steckt der Künstler Rudi Hurzlmeier dahinter. Das Buchheim Museum Bernried zeigt seine saukomischen Arbeiten noch bis 25. September 2022. Unser Atelierbesuch bei dem fantastischen Künstler.
Die erste Frage geht an Rudi Hurzlmeiers Frau. Hat sie manchmal Angst vor ihrem Mann? Sehr herzlich, sehr laut lacht Gabriella Watenphul da. Stärker noch, als er ihr mit verwegenem Grinsen zuraunt: „Jetzt kannst du’s sagen.“ Seit ihren Zwanzigern sind die beiden zusammen, haben zwei gemeinsame Söhne großgezogen und sitzen nun vor seinem Atelier in einem herrlichen Hinterhof im Lehel, wie es sie kaum noch welche gibt in München.
„Angst hatte ich nie vor ihm“, sagt Watenphul und schaut erst lächelnd ihren Mann, dann die Bücher mit seinen Werken an, die auf dem Gartentisch aufgeschlagen liegen. „Ich wundere mich nur, wo das immer herkommt.“ Mit „das“ meint sie die mitunter schrillen, bitterbösen, kokett erotischen, immer sehr unterhaltsamen Zeichnungen und Gemälde, die Rudi Hurzlmeier seit Jahrzehnten schafft. Ob in Karikaturen für das Satire-Magazin „Titanic“ oder Tageszeitungen wie die „SZ“, ob in Illustrationen für Bücher, auf Postkarten oder in seinen Gemälden – Hurzlmeiers komische Kunst ist ein Fest für Herz und Hirn. Kunstgenuss wie saure Lutschbonbons, herrlich süß und mit unverwechselbarem Abgang.

Dabei ist der Begriff „komische Kunst“ im Grunde eine Frechheit. Hurzlmeier ist begnadeter Maler und Zeichner, doch weil in Deutschland das Lachen im Museum nur für Kinderführungen vorgesehen zu sein scheint, gibt es hierzulande kaum bis nie Ausstellungen von „komischen Künstlern“ wie Hurzlmeier in den großen Kunstinstitutionen.
Er sieht’s – als gebürtiger Niederbayer und jemand, der in diesem Jahr 70 wird – gelassen. Freut sich vielmehr, dass das Buchheim Museum in Bernried am Starnberger See ihn nun mit einer großen Schau feiert. Das Museum der Phantasie, der perfekte Ort für seine Engelchen und Teufelchen, Pferdeherden, Stillleben, die alles andere als still daherkommen. Und für so manche Sauerei. Neben den erotischen Bildern („Die, die ich für Bernried ausgewählt habe, sind alle familienfreundlich“) hängen dort nun auch die Schweinchen, für die er besonders bekannt ist. Als Kind vom Lande wollte er den Vierbeinern zu einem besseren Ruf verhelfen. „Das ist ja eine Kulturschande, wie man mit Schweinen umgeht. Deshalb habe ich irgendwann begonnen, sie als freundliche Mitwesen zu zeichnen.“

Speziell für Bernried hat er eine Ton-Collage schaffen lassen. Schweinegrunzen, Vogelgesang, Wasserrauschen, Hüsteln. Sein kleiner Seitenhieb gegen all jene Vertreter der „ernsten Kunst“, die meinen, in Museen immer besonders bedeutungsschwer dreinschauen zu müssen. „Die Ton-Collage soll etwas auflockern. Kunstgenuss soll doch Freude machen“, sagt Rudi Hurzlmeier.
Wie gut es beim Publikum ankommt, wenn das Hochtrabende fehlt, weiß er von gelungenen Ausstellungen wie der auf der Wilhelmshöhe in Kassel. Hier gibt es eine hochklassige Sammlung niederländischer Meister. In einer Sommerakademie für komische Kunst erarbeitete er als Leiter mit 18 Teilnehmern ähnliche Werke, aber mit lustigem Clou. Die wurden zwischen die Bilder der Alten Meister gehängt. Und die Besucher hatten eine Riesenfreude – sie wurden vielleicht erst dadurch dazu angeregt, die Alten Meister genauer anzuschauen. Genau deshalb ist Hurzlmeier Unterstützer des Vereins für ein Forum Humor in München. Auch als Treffpunkt für die Szene. „Mit dem Wirtshaus im Schlachthof und dem Volkstheater in unmittelbarer Nachbarschaft könnte das ein richtiges KULTURzentrum werden – und zwar eines von der lustigeren Sorte.“

Bleibt die Frage, woher sie nun kommen, die Ideen für seine manchmal sehr provokanten Bilder (man kaufe sich bitte antiquarisch eines seiner ersten Bücher: „Friss oder stirb“). „Manchmal fällt mir im Traum etwas ein, in der Aufwachphase. Diese Gedanken zwischen Schlaf und Erwachen sind ja sehr flüchtig, gleich wieder weg. Deshalb skizziere ich sie noch im Dunkeln.“ Und träumt tagsüber auf den Bildern weiter. Als Betrachter darf man mitmachen – und das ist traumhaft schön.
Bis 25. September sind Rudi Hurzlmeiers Werke im Buchheim Museum zu sehen, Am Hirschgarten 1, Bernried, Di. bis So. und feiertags 10 bis 18 Uhr. Weitere Infos gibt es hier