- In Herculaneum stehen Archäologen und Denkmalpfleger vor großen Herausforderungen. Abgase und Regen zermürben die antike Stätte. Unter anderem engagiert sich die Münchner Kulturinitiative Phoenix-Pompeji für den Erhalt der Wandgemälde aus den Häusern der ehemaligen römischen Hafenstadt. Agnes Duckwitz ist die Vorsitzende der Kulturinitiative (Informationen unter: www.phoenix-pompeji.de).
Was macht Herculaneum so spannend für Archäologen und Denkmalpfleger?
Agnes Duckwitz: Anders als im benachbarten Pompeji wurde Herculaneum beim Ausbruch des Vesuv durch eine 35 Meter hohe Schlammschicht versiegelt. Viele Häuser sind bis zu einer Höhe von zehn Metern stehen geblieben und konnten rekonstruiert werden.
Sie engagieren sich für die Erhaltung von Wandgemälden aus dem Augusteum von Herculaneum.
Duckwitz: Ja, das ist eines unserer Projekte. Das Augusteum, eine große Platzanlage, befindet sich in Forumsnähe. Sie wurde nie freigelegt. Die Funde sind über Stollen ans Tageslicht befördert worden. Als die Ausgräber auf eine Serie von hervorragend erhaltenen Wandgemälden stießen, war das eine Sensation. Zwei der Fresken werden auch in der Münchner Ausstellung "Die letzten Stunden von Herculaneum" gezeigt. Besonders beeindruckend: der Kentaur Chiron, der Achill das Kitharaspiel lehrt. Wir möchten nun eine weitere Wandmalerei aus diesem Zyklus konservieren lassen.
Wie werden die Gemälde restauriert?
Duckwitz: Der Untergrund, auf dem sich die Bilder befinden, ist extrem bröckelig. Die Restauratoren müssen die Fresken erst von den Originalwänden abnehmen und auf einem neuen Untergrund fixieren und anschließend reinigen. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl.
Wie geht es weiter mit den Anstrengungen, Herculaneum zu retten?
Duckwitz: Wir befinden uns in einem Wettlauf gegen die Zeit. Die Bemühungen, die Stadt vor dem zweiten Untergang zu bewahren, sind enorm. Die amerikanische Stiftung des Computererben David Packard bietet erstmals die Gelegenheit, eine ganze antike Stadt zu sanieren. Die von Spezialisten durchgeführten Konservierungsarbeiten dürften wegweisend für Vorhaben in Pompeji sein. Unser Ziel ist es, eine zusätzliche Restauratorenstelle für die Gemälde einzurichten.
Sollte die Stadt komplett ausgegraben werden?
Duckwitz: Nur rund 50 Prozent von Herculaneum sind freigelegt. Ein kleiner Teil ist durch Stollen erforscht, aber ein großes Areal kennen wir überhaupt nicht, und das sollte auch unter der Erde bleiben. Nicht zuletzt, weil der Vesuv jederzeit wieder ausbrechen kann.