Tove Alsterdal: „Sturmrot“ – Krimibestseller aus Schweden
Der Auftakt einer neuen Krimitrilogie aus dem hohen Norden verspricht spannende Unterhaltung. Spielt „Sturmrot“ in der oberen Liga mit? Mein Buchtipp.
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Nein, es ist nicht das rote Cover, das sofort bei Tove Alsterdals „Sturmrot“ ins Auge sticht, sondern der zusätzliche Aufkleber „Die Nr. 1 aus Schweden“. Das ist für mich als Fan skandinavischer Krimis schon einmal einen näheren Blick wert. Schaue ich mir die ausländischen Pressestimmen und die Verlagswebsite an, so erfahre ich, dass das Buch 2020 den schwedischen Krimipreis und ein Jahr später den skandinavischen Krimipreis abgeräumt hat. Das kann also nur gut werden.
Tove Alsterdal „Sturmrot“: Das Buch

Olof Hagström fährt an der malerischen Nordküste Schwedens entlang, als er einem Impuls folgt und in die Kleinstadt abbiegt, in der er aufgewachsen ist. Und in der er seit über zwanzig Jahren nicht mehr war. Vor dem Haus seiner Kindheit überfällt ihn Unruhe. Er findet den Schlüssel, der noch immer unter dem vertrauten Stein liegt. Im Haus erwarten ihn ein panischer Hund, schrecklicher Gestank und Wasser, das sich auf dem Boden sammelt. Im Badezimmer findet er seinen Vater, den er seit fast zwei Jahrzehnten nicht gesprochen hat. Tot. Erstochen mit einem Jagdmesser. Polizistin Eira Sjödin hat Stockholm verlassen und ist in die nordschwedische Region Ådalen zurückgekehrt, um sich um ihre demente Mutter zu kümmern. Als Eira den Tod eines älteren Mannes untersuchen soll, werden die Albträume ihrer Kindheit wieder wach. Sie war erst neun, als der damals vierzehnjährige Olof Hagström gestand, ein Mädchen namens Lina Stavred vergewaltigt und ermordet zu haben. Zu jung, um verurteilt zu werden, wurde Olof in einem Jugendheim untergebracht und nie wieder in der Stadt gesehen. Bis jetzt. Eira Sjödin macht sich auf die Suche nach dem Mörder, die sie zurück zum Fall Lina führt. Und zu Ereignissen in der Vergangenheit und in der Gegenwart, die die Stadt bis ins Mark erschüttern.
Kurzer Spoiler: Ja, es fängt nicht nur gut an, sondern es bleibt auch gut. Es ist eine packende Geschichte mit einer sympathischen Protagonistin, die auch mit ihren privaten Problemen zu klarzukommen hat, ähnlich wie Camilla Läckberg und Henrik Fexeus in „Schwarzlicht“ oder die Figuren in Max Seecks „Teufelsnetz“.

Eira Sjödin will nicht nur bei der Ermittlungsarbeit einhundert Prozent geben. In der viel zu knappen Freizeit kümmert sie sich um ihre demente Mutter und versucht ihren Bruder von einer Heimeinweisung abzubringen. Es sind gerade solche Episoden, die die Geschichte auf eine menschliche Ebene heben. Mag es für einige Leser von der eigentlichen Handlung ablenken, so zeigt es mir eine andere Ebene neben der Tätersuche auf und lässt die Figuren im Buch menschlich wirken. Es ist kein blutspritzender Krimi, in der ein Opfer nach dem anderen auftaucht. Es rangiert eher auf der literarischen Ebene der Bücher von Henning Mankell.
Die Kapitellängen sind mehr als gut zu schaffen und der anwachsende Spannungsbogen mit Perspektivwechsel machen „Sturmrot“ zu einem sehr packenden Krimi. Dies dürfte auch der Übersetzung von Hanna Granz geschuldet sein. Seit rund zehn Jahren übersetzt sie Romane u. a. von Sofie Sarenbrandt ins Deutsche. In keinem Kapitel merkte man, in einer Übersetzung zu stecken, wie es leider manches Mal vorkommt.
Tove Alsterdal „Sturmrot“: Mein Fazit
Tove Alsterdals „Sturmrot“ hat mich überzeugt. Nein, nicht, weil ich ein Faible für skandinavische Krimis habe, sondern weil mich das Buch inhaltlich und sprachlich gefesselt hat. Für das nächste halbe Jahr sind zwei weitere Kriminalromane rund um die Polizistin Eira Sjödin geplant. Ich freue mich jetzt schon. Die Besprechung zu „Erdschwarz“ gibt es hier.
Tove Alsterdal „Sturmrot“
Aus dem Schwedischen von Hanna Granz
2022, rowohlt polaris ISBN-13 978-3-499-00768-2
Preis: Paperbak 17 €, E-Book 4,99 €, 480 Seiten (Abweichend vom Format) – Jetzt bestellen (werblicher Link)
Tove Alsterdal
Tove Alsterdal wurde 1960 in Malmö geboren und in Skandinavien zahlreiche Preise für ihre Krimis erhalten. Ihre Romane wurde bisher in mehr als 20 Sprachen übersetzt.