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Digitale Währung: Haben Bitcoins in Deutschland eine Zukunft?

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Eine verschlüsselte Währung für die digitale Welt – das verspricht die Kryptowährung Bitcoin. Am Wochenende kostete ein Bitcoin erstmals mehr als 2.000 Dollar. Als Anlageobjekt eignet sich die Währung dennoch kaum.
Eine verschlüsselte Währung für die digitale Welt – das verspricht die Kryptowährung Bitcoin. Am Wochenende kostete ein Bitcoin erstmals mehr als 2.000 Dollar. Als Anlageobjekt eignet sich die Währung dennoch kaum. © dpa

Der Wert des Bitcoin bricht gerade neue Rekorde – im Alltag fristet die digitale Währung ein Nischendasein. Die Bundesbank warnt Sparer zudem vor einer Anlage.

München – Die Digitalwährung Bitcoin bleibt auf Rekordkurs: Am Wochenende stieg der Wert eines Bitcoin auf mehreren Online-Handelsplattformen erstmals über 2.000 Dollar. Damit hat sich der Kurs seit März mehr als verdoppelt. Ein Bitcoin ist damit wertvoller als eine Feinunze Gold, sie kostet gut 1.250 Dollar.

Warum Bitcoins teurer sind als Gold, erfahren Sie hier.

Was ist ein Bitcoin überhaupt?

Der Bitcoin ist eine digitale Währung, die vor nicht einmal zehn Jahren entstanden ist. Erfunden hat sie Satoshi Nakamoto – allerdings ist bis heute unklar, wer hinter dem Namen steckt. Unter dem Namen wurde 2008 ein Artikel veröffentlicht, der beschrieb, wie sich digitale Transaktionen abwickeln lassen.

Seitdem werden Bitcoins von Computern erzeugt und auf Plattformen im Internet gegen klassische Währungen gehandelt. Im Gegensatz zum Euro oder Dollar unterliegen Bitcoins keiner Kontrolle durch Staaten oder Notenbanken. Der Bitcoin zählt zu den Kryptowährungen.

Gibt es weitere Kryptowährungen?

Ja. Derzeit werden laut einschlägiger Internet-Seiten weltweit 830 Kryptowährungen gehandelt. Die höchste Marktkapitalisierung hat demnach mit 35 Milliarden Dollar der Bitcoin. Die nächst kleinere Währung Ethereum erreicht eine Marktkapitalisierung von rund 17 Milliarden Dollar.

Wo lagern Bitcoins?

Vereinfacht gesagt können Besitzer von Bitcoins das Geld in einem passwortgeschützten Geldbeutel auf dem Rechner verwahren. Der Schlüssel zu den Bitcoins kann auch auf Papier ausgedruckt werden.

Wie kommt man an Bitcoins?

Voraussetzung dafür ist eine Software auf dem Rechner. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder "schürft" man die digitalen Münzen – im Gegenzug muss der Nutzer dem Netzwerk teure Rechenleistung zur Verfügung stellen. Möglichkeit zwei: Man tauscht Euro auf Online-Börsen gegen Bitcoins ein.

Ist die Währung eine geeignete Geldanlage?

Die Bundesbank hatte Sparer zuletzt vor Geldanlagen in der Digitalwährung gewarnt: Der Bitcoin sei „ein Spekulationsobjekt“, dessen Wert sich rapide verändere, sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele der „Welt am Sonntag“. Ein gesteigertes Interesse an der Währung ist aber zu beobachten: Der Münchner Bitcoin-Stammtisch, der sich einmal im Monat trifft, registrierte beim jüngsten Treffen 40 Teilnehmer – neuer Rekord. „Der steigende Kurs ist wohl mit ein Grund“, vermutet Mitorganisator Michael Epner.

Warum ist der Kurs des Bitcoin überhaupt gestiegen?

Zuletzt trieben zwei Entwicklungen den Kurs: Zum einen hatte Japan den Bitcoin zu einem offiziellen Zahlungsmittel erklärt. Zum anderen könnte die Börsenaufsicht SEC einen auf Bitcoins basierenden Indexfonds zulassen und damit die Digitalwährung im klassischen Finanzmarkt salonfähig machen.

Welche Probleme gehen mit dem Bitcoin einher?

Die Anonymität des Zahlungsverkehrs ruft Kriminelle auf den Plan. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn warnt seit Längerem: "Durch anonyme Zahlungsmethoden wie beispielsweise Bitcoin ergeben sich neue Möglichkeiten für Cyber-Kriminelle in der Vermarktung von Angriffswerkzeugen, aber auch in der Erpressung."

Jüngstes Beispiel: Opfer der Angriffswelle des Schadprogramms WannaCry wurden dazu aufgefordert, eine bestimmte Summe Bitcoins zu transferieren – nur dann werde angeblich der zuvor verschlüsselte Rechner wieder freigegeben. Auch der "Islamische Staat" soll Geschäfte in Bitcoin abwickeln.

Warum spielt der Bitcoin in Deutschland bislang kaum eine Rolle?

In Deutschland gilt der Euro als gesetzliches Zahlungsmittel. Löhne werden in Euro gezahlt, Preise von Waren und Dienstleistungen sind fast immer in Euro ausgewiesen – und der Wert des Bitcoin ändert sich zum Euro ständig.

Welche Folgen hat das in der Praxis?

Ein Beispiel: Die Münchner Bar Niederlassung am Gärtnerplatz akzeptierte noch bis vor etwa zwei Jahren Bitcoins. Nicht nur für Bitcoin-Enthusiasten war das interessant, sondern auch für Touristen. Pro Monat machte die Bar im Schnitt einen Bitcoin-Umsatz von umgerechnet 200 bis 400 Euro. Transferiert wurden die digitalen Münzen per Smartphone.

Für den Bar-Betreiber erwiesen sich aber Kursschwankungen als eines von mehreren Problemen: Da Getränke zu einem festen Bitcoin-Preis angeboten wurden, konnten Wechselkursgewinne anfallen – und die unterlagen dem Steuerrecht und führten zu einem zusätzlichen Verwaltungsaufwand. Trotzdem gibt es in Deutschland einige Hotels und Online-Shops, die Bitcoins akzeptieren.

Wie reagieren die Zentralbanken auf die Kryptowährungen?

Die Bundesbank beobachtet die Entwicklung mit einer gewissen Neugier – aber auch Skepsis: Bereits im November bezweifelte Bundesbank-Vorstand Thiele, dass der Bitcoin überhaupt eine Währung sei. Thiele verwies darauf, dass Geld eigentlich drei Eigenschaften erfüllen müsse: Erstens sei Geld ein Tauschmittel im Handel, zweitens lasse sich Geld aufbewahren, um es später als Tauschmittel zu verwenden und drittens ließe sich der Wert von Gütern in Geldeinheiten ausdrücken.

Treffen diese Bedingungen nicht auch auf Bitcoins zu?

Thiele bezweifelt das: Es gebe zu wenige Händler, die Bitcoins akzeptieren – also scheide der Bitcoin als Tauschmittel aus. Ein Wertaufbewahrungsmittel sei er auch nicht – dafür sei die Marktkapitalisierung zu gering. Beim Halten von Bitcoins spiele das Spekulationsmotiv eine Rolle.

"Und eine Recheneinheit ist Bitcoin erst recht nicht", argumentierte er, "selbst Bitcoin-Enthusiasten geben den Wert ihrer Bitcoin in US-Dollar oder Euro an". Auch bestehe bei virtuellen Währungen keine Forderung gegenüber einer Notenbank, sondern lediglich das Recht, Bitcoins zu transferieren. "Niemand muss Bitcoins als Zahlungsmittel annehmen."

Warum beobachtet die Bundesbank die Entwicklung trotzdem mit Neugier?

Die Bundesbank interessiert sich weniger für den Bitcoin an sich, sondern vielmehr für die Technologie dahinter. Die bietet laut Thiele neben Nachteilen auch Vorteile. Eine denkbare Einsatzmöglichkeit der Technologie sieht Thiele beispielsweise in der Wertpapierabwicklung.

Von Sebastian Hölzle

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