"Das Vertrauen ist weg!": Sparkassen-Kunden gehen auf Barrikaden - es geht um tausende Euro

"Da gehören Sie immer zu den Gewinnern!" So bewarb einst die Sparkasse das Prämiensparen. Doch Kunden gehen auf die Barrikaden - angeblich sollen sie um viel Geld betrogen worden sein.
Zehntausende Sparkassen-Kunden ließen sich einst auf diesen Werbeslogan ein. Und zwar für eine der Geldanlagen der Bank, das Prämiensparen. Darunter auch Jürgen Leuschner aus Pfaffenhofen und seine Frau. Diese klagen jetzt in der ARD-Doku "Plusminus" ihr Leid. Schließlich wurde ihnen versprochen, ein nachhaltiges Angebot zu bekommen - mit guten Zinsen und Prämien und wenig Risiko.
Sparkassen-Kunden fühlen sich betrogen: Hat ihnen die Bank jahrelang zu wenig Zinsen gezahlt?
Doch nun fühlt sich Leuschner betrogen. Schließlich hat er den Sparvertrag seiner Frau von einem Gutachter nachrechnen lassen, wie er in der Doku verrät. Dabei kam heraus: Die Sparkasse soll dem Paar Zinsen in Höhe von fast 8.000 Euro zu wenig gezahlt haben. "Das Vertrauen ist weg!", meint der Pfaffenhofener enttäuscht. Seiner Frau erging es ebenso, enthüllt er: "Als ich meiner Frau das Gutachten gezeigt habe, sind ihr fast die Gesichtszüge entgleist." Eine andere ARD-Doku will kürzlich aufgedeckt haben, dass Sparkassen systematisch mit miesen Tricks ihre Kunden betrügen.
Das Ehepaar Klaus und Marika Reichardt aus Leipzig hat exakt dasselbe erlebt. Sie hatten ebenfalls ihren Prämien-Sparvertrag von einem Sachverständigen der Verbraucherzentrale Sachsen überprüfen lassen. Der Grund dafür: Der Vertrag lief bereits seit 1995, jeden Monat hatte das Paar 100 Euro eingezahlt. Doch nach 24 Jahren Laufzeit hatte die Sparkasse Leipzig den Vertrag gekündigt. Wie Verbraucherschützer herausgefunden haben, soll es Sparern gerade überall in Deutschland so ergehen.
Verbraucherzentrale: "Wenn man das hochrechnet über die lange Zeit, dann geht es um richtig viel Geld"
Und auch die Reichardts sollen deutlich zu wenig Zinsen erhalten haben: "Aus unserer Sicht wurden die Zinsen durch die Sparkasse jahrzehntelang falsch berechnet, zu niedrig berechnet. Wir sind der Meinung, dass wesentlich mehr Zinsen hätten bezahlt werden müssen und da geht es erst einmal um relativ geringe Prozentsätze, aber wenn man das hochrechnet über die lange Zeit, dann geht es um richtig viel Geld", erklärt Michael Hummel von der Verbraucherzentrale Sachsen gegenüber "Plusminus".
Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur beim Finanzportal Finanztip sieht das genauso, vor allem im Hinblick darauf, dass es langfristige Verträge waren: "Wenn ich einen Vergleichszins habe, der für lange Zeit war, dann war der immer höher als ein Vergleichszins für kurze Zeit. Das heißt, wenn die Sparkasse hingegangen ist und gesagt hat, wir tun jetzt mal so, als ob die Verträge nur noch drei Jahre laufen, die sind aber de facto 15 oder 20 Jahre gelaufen, hat sie sich da auch in die Tasche gelogen zu ihren eigenen Gunsten."
Verbraucherzentrale erhebt Musterfeststellungsklage gegen Sparkasse - doch die will von Fehlern nichts wissen
Beate Weiser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat ebenfalls unzählige Verträge aus ganz Deutschland überprüft - dabei ist ihr aufgefallen, dass auch bei anderen Banken für Produkte falsche Zinsen berechnet worden sein sollen. "Zinsanpassungsfehler finden wir eigentlich in allen Verträgen, nicht nur in Sparkassenverträgen. Wir haben auch Raiffeisenbanken, genossenschaftlich organisierte Banken darunter und wir finden sie auch in Riester-Banksparplänen, die seit 2002 angeboten wurden."
Doch wie kommen die Sparkassen-Kunden nun zu ihrem Recht? Die Verbraucherzentrale Sachsen hat bereits gegen die Sparkasse Leipzig eine Musterfeststellungsklage erhoben, heißt es weiter. Damit ist sie die erste gegen ein öffentlich-rechtliches Unternehmen. Über 600 Kunden sollen sich dieser bereits angeschlossen haben. Für die sollen allerdings erstmal keine Gerichtskosten entstehen.
Wann das Verfahren beginnt, bleibt allerdings noch offen. Die Sparkasse Leipzig streitet allerdings auf Anfrage der ARD etwaige Fehler bei der Verzinsung ab und wirft schließlich der Verbraucherzentrale vor, falsche Berechnung angestellt zu haben.
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jp