Riester, Aktien, Immobilien: Die richtige Vorsorge für jedes Alter

Heute sparen, in 30 Jahren kassieren? Das klingt zunächst nicht sehr verlockend, trotzdem brauchen die meisten Menschen eine zusätzliche Absicherung. Doch was ist zu tun?
Hier erklärt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des Verbraucherportals Finanztip, welche Strategien er für welches Alter empfiehlt, wenn es um die Altersvorsorge geht. Außerdem rechnet er vor, welche Anlagen in der Vergangenheit welche Rendite gebracht haben:
Rententipps für 20-Jährige
„Beim 20-Jährigen ist es schon gut, wenn er sich überhaupt mal mit dem Thema beschäftigt hat“, weiß Tenhagen. „Der soll auf jeden Fall seine Vermögenswirksamen Leistungen mitnehmen. Wenn er die Perspektive hat, dass er lange bei seiner Firma bleibt, soll er eine Betriebsrente abschließen. Bei Riester gibt es extra 200 Euro drauf, wenn man den Vertrag ganz jung abschließt. Azubis bekommen in jedem Fall 150 Euro Förderung“, rät der Finanztip.de-Chefredakteur.
Rententipps für 30-Jährige
„Wenn man langsam ein ordentliches Einkommen bekommt, kann man sich überlegen, ob man sich ein eigenes Haus oder die eigene Wohnung kauft“, so Tenhagen. „Das ist immer dann vernünftig, wenn ich darüber hinaus schon eine Zusatz-Altersvorsorge habe. Eine gute Rente mit eigener Wohnung ist super – eine schmale Rente mit eigener Wohnung ist dagegen ein Problem, wenn die Heizung kaputt geht oder das Dach repariert werden muss“, sagt Tenhagen. Er rät nicht dazu, allzu weit ins Grüne zu ziehen. Tenhagen: „In abgelegenen Regionen in der Oberpfalz oder bei mir im Ruhrgebiet, wo es keine Infrastruktur mehr gibt, verlieren die Immobilien massiv an Wert.“
Rententipps für 40-Jährige
Tenhagen rät: „Geförderte Altersvorsorge mitnehmen, über Immobilien nachdenken. Wer dann noch Geld übrig hat, kann jeden Monat 100 oder 200 Euro in Aktienfonds stecken – am besten in kostengünstige indexgesteuerte Fonds. Aber keine dubiosen Fonds auf falsch gewickelte rumänische Bananen! Man braucht einen Indexfonds, der tatsächlich den weltweiten oder europäischen Aktienmarkt abbildet. Wenn nicht der Kapitalismus an sich zusammenbricht, hat man mit dieser weltweiten Streuung eine vernünftige Idee für die Altersvorsorge.“
Rententipps für 50-Jährige
In diesem Alter fangen gerade viele Männer an, sich für Geldanlage zu interessieren. „Die Kinder sind aus dem Haus, häufig haben sie dann mehr Kapital zur Verfügung. Das sind Leute, die sich durchaus auch Einzelaktien kaufen können – man muss halt die Zeit und die Lust haben, sich mit diesen Firmen zu beschäftigen und auch mal Fachzeitschriften zu lesen“, so Tenhagen. Weiter: „In dieser Lebensphase wird erneut die Überlegung wichtig: Soll ich mir mit Blick aufs Alter eine Immobilie kaufen? Und drittens lohnt sich bei Besserverdienenden ein Rürup- Vertrag.“
Rententipps für 60-Jährige
Tenhagen: „Da gelten Varianten von dem, was ich mit 50 machen kann. In einem Rürup-Vertrag kann man beispielsweise auf einen Schlag 20 000 Euro einzahlen und damit Steuern sparen.“ Mit 65 gibt das dann eine monatliche Rente. „Das lohnt sich natürlich nur, wenn ich alt werde – wenn ich mit 75 sterbe, habe ich kein Geschäft gemacht“, gibt Tenhagen zu bedenken. „Für kleines Geld, könnte man auch mit 60 noch einmal einen Riester-Vertrag abschließen: Bei Summen unter 20 000 Euro kann das statt monatlich dann auf einen Schlag ausgezahlt werden, wenn man dann in Rente geht. Dabei muss man nur beachten, welche steuerlichen Auswirkungen es hat. Man sollte sich die Summe keinesfalls im Dezember auszahlen lassen, wenn man bis November noch im Arbeitsleben stand. Dann lieber im Folgejahr, wenn als Rentner die Steuerquote niedriger ist. Wenn ich schon ein Haus habe, ist es sinnvoll, altersgerecht umbauen zu lassen – dafür gibt es KfW-Fördermittel.“
Tenhagens Top-Tipps zur Altersvorsorge
- Gold als Altersvorsorge: Ich halte von Gold nichts. Man kann damit sicher keinen tun, ist es nicht: Den Goldpreis von 1980 hat man in Dollar erst 28 Jahre später wieder erreicht. Und wer 2011, auf dem Höhepunkt der Griechenland-Krise, Gold gekauft hat, hat seither ordentlich Geld verloren. Also: Wertbeständig im Sinne von nie ganz wertlos – ja. Aber wertbeständig im Sinne von: Ich krieg das wieder raus, was ich einbezahlt habe: Nein. Wenn Sie Gold kaufen, dann in großen Stückelungen, weil die Goldhändler bei kleinen Barren sehr viel in die eigene Tasche stecken. Und wenn Gold, dann nur Physisches – diese Zertifikate zu überwachen ist für Menschen, die Geldanlage nicht zu ihrem Beruf machen wollen, Quatsch.
- Gesetzliche Rente: Sie amortisiert sich derzeit schneller als private Altersvorsorge. Deshalb: Falls es Lücken in der gesetzlichen Rente gibt, die man mit Einmalzahlungen auffüllen kann, lohnt sich das. Denn solch eine Nachzahlung bedeutet, dass ich am Ende mehr Rente ausbezahlt bekomme. Also reden Sie darüber mit Ihrem Rentenberater. Die Privaten leiden zum einen unter den Niedrig-Zinsen, zum anderen sind die Lebenserwartungs-Berechnungen dort historisch bedingt höher als bei der gesetzlichen Rente.
- Lebensversicherungen: Alte Verträge nicht kündigen, aber keine neuen Verträge abschließen, außer sie werden staatlich gefördert! Die Lebensversicherer nehmen am Anfang die ganzen Provisionen raus – und bei den Niedrig-Zinsen dauert es ewig lange, bis der Kunde in schwarze Bereiche kommt.
- Rürup-Rente: Das ist steuerlich attraktiv. Das Problem ist jedoch, dass man kaum mehr wechseln kann, selbst wenn man dann erkennt, dass man auf einen schlechten Anbieter hereingefallen ist. Und man kommt an das eingezahlte Geld nicht mehr ran, das wird nur monatlich ausgezahlt.
Tenhagen: „Nehmen Sie bloß die staatliche Förderung mit“
Was empfehlen Sie einem Arbeitnehmer, der mit seinem Monatsgehalt gerade so über die Runden kommt: Für den nächsten Urlaub sparen – oder doch lieber auf Mallorca verzichten und für die Rente sparen?
Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von Finanztip.de: Da muss er entscheiden, ob er jetzt nach

Mallorca fliegt oder ob er sich in der Rente noch bewegen kann… Auch wer mit seinem Gehalt gerade so über die Runden kommt, sollte zumindest den geförderten Rahmen für die Altersvorsorge mitnehmen. Einmal gibt es da die betriebliche Altersvorsoge, die oft vom Chef im Unternehmen gefördert wird und eine Gehaltsumwandlung angeboten wird. Zweitens gibt es die Riesterrente: Trotz der üblen Nachrede kann das bei einem guten Anbieter eine vernünftige Altersvorsorge sein! Angesichts der Nullzinspolitik ist Riester eine Altersvorsorge, die sich also rechnen kann.
Wenn ich im Niedriglohnbereich tätig bin und fürchten muss, nur Rente auf Grundsicherungsniveau zu bekommen: Lohnt sich auch dann ein Riester-Vertrag?
Tenhagen: Bei ganz geringen Renten kann es tatsächlich sein, dass ich mit dem Riestervertrag am Ende nicht mehr ausbezahlt bekomme. Denn die Grundsicherung füllt den Bedarf auf – wenn ich jetzt 600 Euro Rente habe und 100 Euro aus Riester, bekomme ich also 100 Euro aus der Grundsicherung. Ohne Riester bekomme ich 200 Euro drauf – in der Tasche habe ich am Ende trotz meiner privaten Altersvorsorge also nicht mehr. Die Bundesregierung plant da ja jetzt Änderungen. Aber nach der gültigen Anrechnungsregelung haben Menschen, die dauerhaft weniger als 25 000 Euro im Jahr verdienen, keinen Anreiz für Riester oder eine andere geförderte Altersvorsorge.
Wie viel Prozent des Einkommens sollte man für die Altersvorsorge zurücklegen?
Tenhagen: Gefördert kann man mit Betriebsrenten und einem Riestervertrag acht bis neun Prozent zurücklegen. Damit kommt man schon ziemlich weit. Die meisten Leute machen eines von beiden und legen so gut vier Prozent zurück – das ist immerhin ein erster Schritt.
Generell: Was ist der Unterschied zwischen Altersvorsorge und Sparen?
Tenhagen: Der entscheidende Unterschied ist: Wenn ich es vertraglich gesichert für die Altersvorsorge zurücklege, komme ich bis 65 nicht an das Geld heran. Der Vorteil ist andererseits, wenn ich krachend pleite gehe oder in eine Privatinsolvenz muss, kommt auch der Insolvenzverwalter nicht dran. Ich spare also tatsächlich fürs Alter!
Wie kann ich es vertraglich ausdrücklich als Altersvorsorge anlegen?
Tenhagen: Bei Riester und Betriebsrenten ist es von Haus aus so geregelt. Jenseits dessen kann man auch bei bestimmten Versicherungen vereinbaren, dass ich vor 65 nicht rankomme – und dann ist es vor dem Insolvenzverwalter geschützt.
Wenn das Rentenniveau wirklich auf 41 Prozent sinkt – lässt sich das mit privater Vorsorge überhaupt noch ausgleichen?
Tenhagen: Im Prinzip schon. Aber die Frage ist: Wer kann das ausgleichen? Wir haben in Deutschland eine Situation, dass Leute mit geringem Einkommen auch im Alter gestraft sind. Und das ist gewollt! Vom Gesetzgeber gewollt, aber auch von den Firmen und den Gewerkschaften, die immer für die lineare Rente gekämpft haben: Wer wenig verdient, soll auch wenig für die Rente haben. In anderen Staaten ist es so, dass die, die wenig verdienen, im Alter proportional zum Einbezahlten mehr bekommen. Auch die OECD hält dieses Prinzip für vernünftig, weil die Leute mit wenig Arbeitseinkommen im Schnitt gar nicht so alt werden. Nicht, weil sie verhungern, sondern weil Menschen im Niedriglohnbereich mit besonderen Gesundheitsproblemen zu tun haben. Es ist tatsächlich so, dass die 20 Prozent der ärmsten Rentner eine Lebenserwartung haben, die zehn Jahre niedriger ist.
Interview: Klaus Rimpel