Experten klären auf: Deshalb sollten Sie keine Milch aus der Flasche trinken

Milch aus der Flasche verbinden viele Verbraucher mit Frische, Genuss und Regionalität. Aber ist dieses gute Gefühl gerechtfertigt? Experten verneinen das.
Glas gilt für viele als umweltfreundlicher als Plastik und erfreut sich deshalb besonderer Beliebtheit. Ein besonders gutes Gefühl, vielleicht auch aus Nostalgiegründen, hinterlässt hierbei die gute, alte Milchflasche.
Dass der Schein trügen könnte, legt nun eine Einschätzung des Instituts für Energie- und Umweltforschung aus Heidelberg (IFEU) nahe. Die Studie, die vom Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel (FKN) in Auftrag gegeben wurde, stellt der Milchflasche eine schlechte Bilanz aus. "Dem Glasmehrwegsystem bei Milch können wir aktuell keine positive Ökobilanz ausstellen", sagt Benedikt Kauertz, Leiter Umweltbewertung komplexer Systeme beim IFEU laut Welt.de.
Lange Transportwege machen Milchflaschen "teuer"
Grund für diese Einschätzung sei, dass es nur wenige Abfüller für Milchflaschen gäbe. Für eine flächendeckende Versorgung werden also zum Teil lange Transportwege in Kauf genommen. Die Rechnung, die die Online-Ausgabe der Welt zitiert, verdeutlicht es: 721 Kilometer legt eine Ein-Liter-Mehrweg-Glasflasche mit Frischmilch durchschnittlich zurück, bevor sie in Ihrem Einkaufskorb ankommt. Den gleichen Weg braucht Sie noch einmal, um zurück zum Abfüller zu gelangen, um dort erneut befüllt werden zu können. Das ergibt also eine Strecke von insgesamt 1.442 Kilometern. Auch die Rückgabe in einzelnen Flaschen statt in Kästen wird als ungünstig bewertet. Dies wirke sich negativ auf die ohnehin schon aufwendige Rücklauflogistik aus.
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Milchflaschen aus der Region verbessern die Bilanz
Nur, wenn Sie Milchflaschen von Abfüllern aus der Region kaufen, können Sie diese Bilanz verbessern. Ist Ihnen dies nicht möglich, seien andere Verpackungsmaterialien im Vorteil. Zu diesem Schluss kommen die Experten, in der von der Welt zitierten Studie. Von Vorteil bei der Milch seien hierbei Getränkekartons. Sie kämen auf einen durchschnittlichen Transportweg von nur 390 Kilometern, bei Plastikflaschen aus PET seien es 624 Kilometer.
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Neben dem Transportwegen wurden auch Parameter wie Herstellung und Recycling untersucht und verglichen. Auch hier lagen die Getränkekartons mit Mehrwegsystemen gleichauf, beziehungsweise waren sie Einwegverpackungen überlegen, wie in der Analyse ausgewertet wurde. Aber es gibt auch Kritik. Dass Getränkekartons sehr häufig mit einem Verschluss aus Plastik versehen sind, sei verbesserungswürdig.
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Die Studie wurde vom Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel (FKN) in Auftrag gegeben. Gegen Zweifel am Ergebnis wehren sich die Experten. In Deutschland sei es per Iso-Norm strikt vorgegeben, wie eine Ökobilanz zu erstellen ist. Sämtliche Ergebnisse der Studie seien vom Umweltbundesamt, dem Öko-Institut aus Freiburg und der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) kontrolliert und bestätigt worden.
Für Schock bei vielen Verbrauchern sorgt auch die Meldung, dass nahezu alle großen Discounter-Ketten in Deutschland die Milch eines bestimmten Herstellers zurückrufen müssen.
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