Die Frischhuts und die Schmalznudel

München - Heute backen Manfred und Andreas Frischhut in ihrem Café für uns Schmalznudeln.
Es ist sieben Uhr morgens. Draußen ist es ungemütlich kalt. Es regnet. Doch für jeden Frühaufsteher gibt es einen Lichtblick, noch dazu einen leckeren: Eine frische Schmalznudel im Café Frischhut mitten in der Münchner Innenstadt.
"Bei uns stärken sich Taxifahrer, Marktfrauen vom Viktualienmarkt oder Fensterputzer für einen langen Arbeitstag", erzählt Manfred Frischhut. Früher stillten im Morgengrauen zudem viele Nachtarbeiter ihren Hunger. Das perfekte Katerfrühstück, schön fettig, gibt es für diejenigen, die sich in einer Kneipe oder Disko die Nacht um die Ohren geschlagen haben. "Mit dem Kunstpark im Münchner Osten wurde die Nachtszene in dieser Gegend allerdings ruhiger", sagt Frischhut. Dafür werten neuerdings die Schrannenhalle und das Jüdische Zentrum am Jakobsplatz gleich um die Ecke das Viertel wieder auf.
Bis vor kurzem schmissen die Frischhuts, Vater Manfred und sein Sohn Andreas, sogar noch früher, schon um fünf Uhr, ihren Ofen an und kneteten den ersten Teig. Doch die Zeiten ändern sich. So auch die Öffnungszeiten ihres Cafés. Als Frischhut senior 1973 die damals kleine Bäckerei mit gerade mal vier Tischen übernahm, hatte der große Nachbar, der Viktualienmarkt, ab fünf Uhr in der Früh geöffnet. So kam es, dass Gäste, unter anderen viele Standbesitzer vom Viktualienmarkt, die Frischhuts eher in den Morgenstunden aufsuchten. Dafür kurbelten die Marktbetreiber bereits gegen 14 Uhr die Rollläden an ihren Ständen wieder herunter. "Am Nachmittag war hier also nichts mehr los", kann sich Andreas Frischhut erinnern, der schon als Kind mitgeholfen hat.
Im Laufe der Jahre haben die Frischhuts ihr Café auf 140 Plätze aufgestockt, die über mehrere Geschosse verteilt sind. So finden all ihre Stammgäste zu jeder Tageszeit einen Platz, um die nach der Bestellung ganz frisch zubereitete Schmalz- oder auch mal eine Rohrnudel zu verspeisen. "Aus dem Fett raus auf den Tisch", fasst Frischhut junior die Frische ihres Gebäcks in Worte. Es gäbe sogar kleinere Kreise und Grüppchen, die sich hier wöchentlich zu einem Stammtisch träfen: Die einen sprechen einen Vormittag lang nur Englisch, andere musizieren gemeinsam. "Wir haben sogar Kunden, die sich bei uns abmelden, wenn sie einmal nicht vorbeikommen." Das freut die Cafébesitzer natürlich. "Manchmal machen wir uns tatsächlich Sorgen, wenn einer nicht wie gewohnt erscheint."
Aus Neugier, wie das von außen durchaus urig wirkende Lädchen drinnen aussehe, betreten Touristen das Café Frischhut. Die markante Holzfassade blieb nämlich unverändert, als das Haus 1978 abgerissen und daraufhin neu gebaut wurde. Einmal kam ein amerikanischer Gast herein, der sich dann aber wunderte, dass die hier angebotene Schmalznudel so gar nicht nach einem Nudelgericht aussehe. Geschmeckt habe sie ihm trotzdem.
Als Familienbetrieb, in dem zwei Generationen in der Backstube stehen, freuen sich die Frischhuts über ihre bunt gemischte Klientel. "Bei uns fühlt sich jeder wohl." Sei es ein Berufstätiger um die 30, der in der Mittagspause eine Schmalznudel (für 1,90 Euro) verzehrt, oder eine ältere Dame, die sich bei einer Tasse Kaffee ihren Krapfen schmecken lässt.
Mit den Sitzgruppen in dunkelbraunem Holz haben die Frischhuts ihrem Café eine zeitlose Einrichtung verpasst. Für das gewisse Etwas in der Dekoration sorgt Ursula, die Frau vom Senior. Sogar die Bilder, die der Gast sieht - sollte er zwischen zwei Bissen von seiner Schmalznudel kurz aufschauen - hat Ursula Frischhut gemalt.
War es immer selbstverständlich, dass der Sohnemann mal mit einsteigt? "Ich hab mir schon als 15-Jähriger hier im Café Geld verdient", erzählt Andreas Frischhut. Doch nach dem Abitur studierte er erst mal Betriebswirtschaft und half gelegentlich unter der Woche oder in den Semesterferien aus. "Mein Vater hat mich nie gedrängt", erzählt der 39-Jährige. "Er ließ mir Zeit, um Fragen zu beantworten, wie: Will ich jeden Tag früh aufstehen oder nicht?" Als er 1995 sein Studium abschloss, wägte er die Vor- und Nachteile nicht mehr ab. Seine Entscheidung stand fest. In Co-Regie ziehen nun Vater und Sohn die Schmalznudeln aus dem heißen Fett.
Schmecken, das tut die Schmalznudel oder Auszogene, wie manche das Hefegebäck nennen, immer gut. "Sie heißt einfach nur alle 50 Kilometer anders", sagt Andreas Frischhut. Das Rezept sei überall ähnlich. Ganz unterschiedlich sind allerdings die Vorlieben: "Manche mögen ihre Schmalznudel ganz heiß, andere mit viel Zucker oder lieber mit Rosinen", sagt Manfred Frischhut. Und dann gibt es die, die sogar erst am nächsten Tag reinbeißen. "Dann habe sie ihrer Meinnung nach Brotcharakter, sei durchgezogen und ideal, um in den Kaffee zu tunken."
Café Frischhut ("Die Schmalznudel")
Adresse:
Prälat-Zistl-Straße 8, 80331 München, Telefonnummer 089/ 268237.
Hinkommen:
Zu Fuß ist das Café in der Nähe des Viktualienmarkts von den S- und U-Bahn-Stationen Marienplatz und Sendlinger Tor gut zu erreichen.
Öffnungszeiten:
Montags bis samstags 7 bis 18 Uhr.
Zur Schmalznudel gibt's kein Rezept - am besten eine im Café Frischhut probieren!