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Verena Kühnlein: Eine Koch-Künstlerin

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Freitags schauen wir im Wechsel Wirten und Hobbyköchen über die Schulter. Heute sind wir zu Gast bei Verena Kühnlein (49). Die Malerin kocht am liebsten bunte Gerichte.

Lieber leicht und locker als kompliziert und schwer ist die Devise von Verena Kühnlein. Deshalb hat sie sich für ein Gericht aus dem Wok entschieden. „Ich koche wahnsinnig gerne mit dem Wok.“ Mit dem Wok kochen heißt, viel schnippeln. „Viele mögen das ja nicht“, weiß Verena Kühnlein.

Sie dagegen liebt diese Tätigkeit richtig. „Das Gemüse klein zu schneiden, hat für mich schon etwas Meditatives. Beim Kochen entspanne ich.“ Normalerweise spricht sie am Herd auch nicht – „in meiner Küche herrscht Stille“. Heute, für uns, macht sie eine Ausnahme. Jede Gemüsesorte kommt in ein eigenes Schüsselchen.

Verena Kühnlein ist eine ordentliche Köchin – „ganz im Gegensatz zu meiner Mutter, eine chaotische Köchin“. Ordnungsliebend und puristisch. Dazu gehört auch, dass die 49-Jährige jeglichen Schnickschnack in der Küche verpönt. „Ich hab’ nur das Notwendigste an Geschirr und Kochutensilien.“

Verena Kühnlein wuchs in einem Künstlerhaushalt auf, die Eltern betreuten die Sammlung des Malers und Industriellen Georg Schäfer. Trotzdem sollte die gebürtige Unterfränkin nach der Schule „etwas Anständiges“ lernen. Sie wurde auf Wunsch der Eltern Bürokauffrau. Malte aber immer nebenbei – genau wie beim Kochen hat sich die heute 49-Jährige alles selbst beigebracht: Mit 16 Jahren fing sie an, Federstrichzeichnungen von historischen Gebäuden in ihrer unterfränkischen Heimat anzufertigen. Später kamen Acrylfarben hinzu.

Mit 29 Jahren zog Verena Kühnlein nach München. Vor ein paar Jahren hat sie sich voll auf die Malerei eingelassen. „Das ewige Hin und Her hätte mich sonst zerrissen.“ Mit den Malköchen hat sie ihre beiden großen Leidenschaften – Malen und Kochen – miteinander verbunden. Sie sagt: „Die Kunst des Kochens in Gesellschaft zu zelebrieren, ist mehr denn je gefragt.“ Bei den Malköchen geht es nicht nur um die Kochkunst. Bereits das Kochrezept soll kunstvoll gestaltet werden. „Ein Gesamtkunstwerk für Auge und Gaumen.“

In München hält die Malerin solche Malköche-Veranstaltungen in der Hotelberufsfachschule Kermes in Pasing ab. Schulleiter Hans Passian stellt ihr für diese Treffen die Schulküche zur Verfügung. Nach gut einer halben Stunde Schnippelarbeit steht das Gemüse ordentlich nebeneinander aufgereiht. Daneben griffbereit die asiatischen Lebensmittel, die Verena Kühnlein zum Kochen braucht. Dass Verena Kühnlein heute mit Fleisch kocht, ist die große Ausnahme: „Normalerweise koche ich vegetarisch.“ Nur wenn Gäste kommen, gibt’s mal Fleisch. Dann aber nur weißes Fleisch und bio muss es sein. „Im Herzen bin ich immer noch ein Tierschützer.“ Verena Kühnlein hat jahrelang für eine Tierschutzorganisation gearbeitet. Verena Kühnlein kocht fast jeden Tag, am liebsten für Freunde und die Familie. Ihren Neffen Vinzent hat sie sogar zum Gemüse-Naschen überlistet: „Ich’ hab die Karottenstreifen mit Dip so hübsch angeordnet, dass ihm gar nichts anderes übrig blieb, als zuzugreifen.“ Bevor sie das Wokgemüse in Angriff nimmt, widmet sich die Hobbyköchin dem Reis: „Reis zu kochen ist eine Kunst für sich“, sagt sie. In der Regel nimmt man einen Teil Reis und zwei Teile Flüssigkeit – „das genaue Mischungsverhältnis hängt von der Art des Reises ab“. Der Trick dabei ist: Wenn das Wasser verdampft ist, packt Verena Kühnlein den geschlossenen Reistopf für circa 15 Minuten ins Bett, gut eingepackt in die Decke. „So wird der Reis garantiert nicht pampig.“ Dann widmet sich die Künstlerin dem Pfannenrühren. Was am längsten braucht, kommt als Erstes in den Wok. Beim Anblick der bunten, leicht mit Öl überzogenen Gemüsestreifen sagt Verena Kühnlein: „Sieht das nicht hübsch aus?“ Da kommt die Malerin in ihr wieder durch. Wenn’s nach dem Geschmack der Köchin ging, würde sie sogar auf die Kokosmilch verzichten. „Ich bin in der Küche ein Purist.“ Doch weil die Gäste meist die Kokosmilchsoße lieben, gießt sie die Kokosmilch zum Gemüse. „Mir macht’s Spaß zu kochen. Und meinen Gästen.

Stephanie Ebner

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