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Corona-Warn-App - was Sie zu Funktionen und Kosten wissen müssen

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Corona-Warn-App - was muss beachtet werden?
Corona-Warn-App - was muss beachtet werden? © picture alliance/Stefan Jaitner/dpa

Die Verwendung der Corona-Warn-App wurde lange diskutiert, nun steht sie zur Verfügung. Was Sie dazu wissen müssen.

Nach einer monatelangen Diskussion und einer 180-Grad-Wende der Bundesregierung ging es dann doch sehr schnell: Die offizielle Corona-Warn-App des Bundes steht seit einigen Wochen zum Download bereit. Die App soll dabei helfen, die Infektionsketten frühzeitig zu erkennen und zu durchbrechen.

Kosten der Corona-Warn-App: Wie teuer ist die App?

Update vom 16. Juni 2020: Für die Anwender ist die Corona-Warn-App des Robert Koch-Instituts (RKI) kostenlos. Die Entwicklerfirmen SAP und Deutsche Telekom erhalten 20 Millionen Euro für die Programmierung der App und das Management des Open-Source-Beteiligungsprozesses. Dazu kommen 2,5 Millionen bis 3,5 Millionen Euro im Monat für die laufenden Betriebskosten der Server und für zwei Hotlines. Insbesondere die hohen Kosten für die Callcenter sind umstritten. Kritiker meinen, es sei nicht notwendig, diese Kapazitäten rund um die Uhr vorzuhalten.

Stiftung Patientenschutz warnt vor übertriebenen Erwartungen an Corona-App

Update vom 15. Juni 2020: Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat vor übertriebenen Erwartungen an die Corona-App gewarnt. Die Corona-App könne ein zusätzlicher Baustein für den Eigenschutz sein, auch im Kontakt mit der Hochrisikogruppe, erklärte Brysch am Montag "Nicht mehr, aber auch nicht weniger."

"Die Corona-App kommt spät", kritisierte der Patientenschützer. Nun sei es wichtig, besonders die Beschäftigten in Pflegeheimen, Krankenhäusern und Arztpraxen zum Mitmachen zu sensibilisieren. Denn "ohne Medizin und Pflege kann das Angebot schnell zum Flop werden."

Viele Übertragungen von COVID-19 erfolgten nicht durch Patienten. "Viel zu oft waren es Beschäftigte der Medizin und Pflege, die sich untereinander angesteckt haben", sagte Brysch. Daher wird es weiterhin darauf ankommen, den Eigenschutz zu stärken.

Die App, die am Dienstag (16. Juni 2020) vorgestellt wird, soll mit Hilfe der Bluetooth-Technologie aufzeichnen, wann und wie lange sich jemand in der Nähe einer anderen Person aufgehalten hat, die an ihrem Smartphone ebenfalls diese Funktion eingeschaltet hat. Infiziert sich jemand mit dem neuartigen Coronavirus, kann er über die App anonym diejenigen informieren, die sich durch ihre Nähe zu ihm angesteckt haben könnten.

Was kann die Corona-Warn-App leisten?

Die App kann dazu beitragen, dass Menschen nachträglich darüber informiert werden, wenn sie sich in der Nähe infizierter Personen aufgehalten haben. Dabei erfährt man nicht, wer diese Personen waren - und auch nicht, ob man sich aktuell neben infizierten Personen befindet.

Wie funktioniert die Corona-Warn-App?

Mit der App verwandelt sich ein Smartphone in einen kleinen "Bluetooth-Leuchtturm", der ständig eine Identifikationsnummer in die nähere Umgebung funkt. Gleichzeitig lauscht das Telefon, ob es Bluetooth-Signale von anderen empfangen kann. Halten sich Nutzer, die beide die App laufen haben, für eine bestimmte Zeit nebeneinander auf, tauschen die Smartphones ihre IDs aus.

Gefährdet die App die Privatsphäre der Anwender?

Bei der Programmierung der App und der dazugehörigen Dienste wurde ein mehrstufiges Konzept umgesetzt, um einen möglichst hohen Datenschutz zu gewährleisten. Es werden nicht die Identitäten der Anwender ausgetauscht, sondern anonymisierte IDs, die sich mehrfach in der Stunde ändern. Die IDs der Kontaktpersonen werden nicht zentral gespeichert, sondern dezentral auf den jeweiligen Smartphones. Nur die Liste der anonymisierten IDs der Infizierten wird auf einem zentralen Server vorgehalten.

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Wie unterscheidet sich die Corona-Warn-App von anderen Corona-Programmen?

Nach den Vorgaben von Google und Apple kann es pro Land nur eine offizielle Tracing-App geben, die mögliche infektiöse Kontakte nachverfolgt. Das ist die Corona-Warn-App des Robert Koch-Instituts (RKI), die von SAP und Telekom entwickelt wird. Es gibt parallel dazu andere Anwendungen mit anderen Zielen: Die Datenspende-App des RKI etwa sammelt Informationen von Fitness-Trackern ein, um zu sehen, ob es in den Regionen Auffälligkeiten gibt. Andere Apps überwachen, wie viele Menschen sich in einem bestimmten Bereich befinden, etwa an einem Strandabschnitt an der Ostsee.

Wie unterscheidet sich die deutsche App von Anwendungen in anderen Ländern?

Apps in asiatischen Ländern wie China, Singapur, Südkorea oder Indien erfüllen nicht die deutschen Datenschutzanforderungen, weil sie beispielsweise die Nutzer bloßstellen oder durch die Analyse der GPS-Signale ein Bewegungsprofil erstellen können. Die App in Frankreich ähnelt dem Ansatz in Deutschland, besteht aber auf einer zentralen Speicherung der Kontaktdaten. Andere Länder wie die Schweiz oder Österreich folgen wie Deutschland den Datenschutzvorgaben von Apple und Google und können dadurch auch die technischen Schnittstellen (APIs) der Tech-Konzerne nutzen.

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Auf welchen Smartphones kann die App installiert werden?

Beim iPhone ist das aktuelle iOS 13.5 Mindestvoraussetzung. Das gibt es für Geräte ab dem iPhone 6s oder dem iPhone SE. Ein altes iPhone 5, 5S oder 6 reicht nicht aus. Bei Android-Handys ist die Lage etwas unübersichtlicher. Hier muss zum einen Bluetooth LE unterstützt werden. Das ist ab Android 6 der Fall. Zum anderen müssen aber auch die Google Play Services laufen, weil der Konzern die Schnittstellen nicht über Android selbst zu Verfügung stellt, sondern über diese Google-Dienste. Android-Handys ohne Google Play Services, wie die neuesten Huawei-Modelle, bleiben außen vor.

Wird die Warn-App durch die Betriebssysteme von Google und Apple automatisch aktiviert?

Nein, der Austausch der anonymisierten Kontakt-IDs via Bluetooth findet nur dann statt, wenn man die Corona-Warn-App freiwillig installiert und dem Datenaustausch aktiv zustimmt.

Besteht die Gefahr, dass die Corona-Warn-App nicht doch heimlich zur Überwachung eingesetzt wird?

Nein, das ist quasi ausgeschlossen. Der Quell-Code der App kann auf der Plattform GitHub transparent eingesehen werden. Bei etlichen Analysen des Codes wurden keine Hintertüren oder andere Anomalien entdeckt.

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Gibt es für die Warn-App eine eigene gesetzliche Grundlage?

Nein, die Bundesregierung glaubt, dass die bestehenden Datenschutzgesetze ausreichen und wird im Bundestag dabei von der FDP unterstützt. Die Grünen und Linken fordern dagegen, dass der Einsatz der App durch ein Gesetz geregelt wird. So müsse nicht nur die Installation der App freiwillig sein. Es dürfe auch keine Verpflichtung geben, ein Smartphone mit laufender App mit sich zu führen und bei Restaurantbesuchen, beim Einkaufen oder Veranstaltungen vorzuzeigen. Auch die AfD fordert, dass es keine Diskriminierung von Nicht-Nutzern geben dürfe.

Wie viele Menschen müssen die App nutzen, damit der gewünschte Effekt eintritt?

Eine Studie aus Oxford sagt, dass der volle Effekt erst dann erreicht wird, wenn sich 60 Prozent der Bevölkerung oder mehr beteiligen. Das wird aber vermutlich nicht zu erreichen sein. Selbst eine populäre App wie WhatsApp hat Jahre gebraucht, um eine so hohe Installationsquote zu erreichen. Aber Experten weisen auch darauf hin, dass jede Installation zählt und Effekte schon bei einer deutlich niedrigeren Quote erreicht werden können.

Jens Spahn sagte, die App müsse beim "Musikhören auf dem Handy" noch laufen - was ist da das technische Problem?

"Musikhören auf dem Handy" steht stellvertretend für Anwendungen, die parallel zur Warn-App laufen. Das könnte auch Google Maps oder eine andere App sein. Insbesondere beim iPhone bestand die Herausforderung, dass Apple einem Programm bislang nicht gestattet hat, ständig Bluetooth-Signale im Hintergrund zu senden und zu empfangen. Mit der API für die Corona-Warn-App macht Apple nun dafür eine gezielte Ausnahme. Und auch bei Google wird der Parallelbetrieb der Apps nun optimiert. Die App-Entwickler mussten nun sicherstellen, dass diese Schnittstellen optimal genutzt werden.

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Wie kann verhindert werden, dass die App den Akku zu schnell entlädt?

Das wurde im Prinzip schon dadurch gelöst, dass man sich auf die Verwendung von Bluetooth LE geeinigt hat. LE steht für Low Engergy (geringen Strombedarf). Die Entwickler der App versprechen, dass die Anwendung längst nicht so viel Strom verbraucht wie das Streamen von Musik auf einen Bluetooth-Lautsprecher. Ob das Versprechen gehalten werden kann, wird die Praxis zeigen.

Wie sicher kann die Warn-App gegen Fehlalarme sein?

Da die Bluetooth-Technik nicht für das Messen von Abständen entwickelt wurde, wird es sicherlich auch Fehlalarme geben. Es kann auch sein, dass sich Infizierte hinter einer Glaswand befunden haben und einen Alarm auslösen, obwohl durch den "Kontakt" keine Infektionsgefahr ausging. Daher verweisen selbst die Entwickler darauf, dass die App nur einen begrenzten Beitrag zur Normalisierung liefern kann. Sie ist keine Wunderwaffe. Wer sich und andere vor einer Infektion schützen will, sollte auch mit der App Abstand wahren und eine Maske tragen.

Umfrage zeigt: Bereitschaft, Gesundheitsdaten für Forschung zu spenden, steigt

Eine aktuelle Umfrage der von der Hasso Plattner Foundation finanzierten, gemeinnützigen Organisation Data4Life unter 5.002 Teilnehmern in Deutschland zeigt, dass fast zwei Drittel aller Befragten bereit sind, ihre Gesundheitsdaten wie etwa Puls, Temperatur oder Vorerkrankungen sowie Bewegungsdaten wie Standort und Abstandsmessung der Covid-19 Forschung zu spenden.

Über drei Viertel, nämlich 77 Prozent, derjenigen, die ihre Daten zur Verfügung stellen würden, wären dadurch motiviert, mit Ihrer Datenspende zur Eindämmung der Covid-19 Ausbreitung beizutragen, knapp zwei Drittel  erhoffen sich eine beschleunigte Covid-19 Impfstoff-Entwicklung. Die geringste Spendenmotivation haben die Befragten für die Lockerung des Covid-19 Lockdowns. Hierfür würden lediglich 26 Prozent aller Befragten ihre Daten zur Verfügung stellen.

Bei älteren Befragten und kinderlosen Haushalten ist die generelle Bereitschaft zur Datenspende im Vergleich höher. Der digitale Austausch von medizinischen Daten zwischen Arzt und medizinischen Forschungseinrichtungen wird sogar von einer noch größeren Anzahl der Befragten befürwortet. Die damit verbunden Ziele sind hauptsächlich: Therapien und Diagnosen zu verbessern, Früherkennung von Krankheiten, sowie die Verbesserung des Gesundheitssystems.

"Die Bereitstellung von Gesundheitsdaten von Bürgerinnen und Bürgern für die medizinische Forschung kann diese signifikant beschleunigen und so die Gesundheitsversorgung deutlich verbessern," kommentiert Professor Erwin Böttinger, Leiter des Digital Health Centers am Potsdamer Hasso-Plattner-Institut, die Ergebnisse der Umfrage. "Hierzu gilt es nun, Lösungen zu erarbeiten, die die sensiblen Daten nach höchsten Sicherheitsstandards schützen und es den Datenspendern ermöglichen, selbstbestimmt und aufgeklärt ihre Daten zu spenden," ergänzt Christian Weiß, CEO von Data4Life.

Die Umfrage zeigt, dass die die Bereitschaft der Bevölkerung zur Verbesserung der Situation und Beschleunigung von Forschung und weiterer Maßnahmen steigt, Datensicherheit und Datenschutz jedoch unbedingt gewährleistet sein müssen.

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Seit Dienstag funkt’s – und zwar im wörtlichen Sinne: Die neue Corona-App für unsere Handys ist einsatzbereit, man kann sie auf Android- und Apple-Geräten runterladen.

sca / dpa / AFP

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