Sehnerv: Durchblutung entscheidend

Die ähnliche Bezeichnung für die beiden Augenkrankheiten Grauer Star und Grüner Star lässt an eine Einheitlichkeit denken, die so grundsätzlich nicht besteht.
Das Glaukom oder auch Grüner Star bezeichnet nach aktueller, wissenschaftlicher Lehrmeinung eine Vielzahl von Augenerkrankungen, die zu einer Zerstörung des Sehnerven führen. Hierbei spielen der Augendruck und die Durchblutung des Sehnerven die beiden wichtigsten Rollen.
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Das Risiko für ein Glaukom steigt mit dem Alter
Der Graue Star oder die Katarakt bezeichnet die Eintrübung der Augenlinse. Beim Grauen Star bemerkt der Patient aufgrund der fortschreitenden Sehverschlechterung selbst, dass mit seinen Augen etwas nicht in Ordnung ist. Das Glaukom hingegen verläuft meist ohne Beschwerdesymptome. Wenn vom Betroffenen die Verschlechterung der Sehfunktion wahrgenommen wird, ist die Schädigung des Sehnerven häufig schon weit fortgeschritten. Ein Patient mit Grauem Star geht von sich aus wegen der Sehverschlechterung zum Augenarzt, bei dem Glaukom ist das nicht der Fall. Es sind hier deshalb im Vorfeld Vorsorgemaßnahmen und Früherkennungsuntersuchungen sinnvoll.
Unterschiedliche Heilungserfolge
Nach der Operation des Grauen Stars kann der Patient oft erstaunlich gut sehen. Ein durch ein Glaukom verursachter Schaden hingegen lässt sich so gut wie nie operativ oder mittels Augentropfbehandlung rückgängig machen. Beim Glaukom kann man vielmehr nur versuchen, das noch verbliebene Sehvermögen zu erhalten. Beim Glaukom gehen die Nervenfasern im Sehnerv und in der Netzhaut langsam zu Grunde. Das im Auge zirkulierende Kammerwasser, das der Ernährung des Augeninneren dient, ist beim Glaukom in seinem Abfluss behindert, als Folge steigt häufig der Augendruck an. Mit der Zeit kann der erhöhte Augeninnendruck die Sehnerven schädigen und dadurch das Gesichtsfeld beeinträchtigen. Wird der erhöhte Augendruck nicht rechtzeitig behandelt kann dies letztlich sogar zur Erblindung führen.
Drei Komponenten beim Glaukom
Lange Jahre galt ein erhöhter Augeninnendruck als Synonym für das Glaukom. Heute wissen wir, dass die Wahrscheinlichkeit eines Sehnervenschadens mit zunehmender Augendrucklage steigt und dass eine unzureichende Blutversorgung der empfindlichen Nervenzellen einen weiteren wichtigen Faktor darstellt. Wichtig ist die Beurteilung des Sehnerven durch den Augenarzt. Hier kann er bei einer Augenhintergrunduntersuchung mit dem Mikroskop und Speziallupen eine Schädigung des Sehnerven erkennen.
Die dritte Komponente, neben Druck und Sehnerv, der klassischen Glaukomdiagnostik stellt die Gesichtsfelduntersuchung (Perimetrie) dar. Eine Reihe innovativer diagnostischer Methoden erlauben darüber hinaus eine genauere Analyse des Sehnervenkopfes und der möglicherweise bestehenden glaukomatösen Schädigung, so wird etwa mittels Laserscanningtomographie mit dem Heidelberger Retinatomograph (HRT) ein dreidimensionales Bild des Sehnervenkopfes von einem Computer ausgewertet.
Diese Analyse ergibt einen wesentlich genaueren Aufschluss über das Ausmaß des Glaukomschadens als es noch bis vor kurzem mit der Untersuchung des Augenhintergrundes allein möglich war.
Volkskrankheit Glaukom
Das Glaukom ist eine Volkskrankheit. In Deutschland haben etwa drei Millionen Mensch einen zu hohen Augendruck (Vorstufe des Glaukoms) und rund eine Million Menschen sind am Glaukom erkrankt. Die Häufigkeit des Glaukoms steigt mit zunehmendem Lebensalter.
Es tritt einschließlich seiner Vorstufen bei gut 2,4 Prozent aller Personen ab dem 40. Lebensjahr auf, jenseits des 75. Lebensjahres liegt die Häufigkeit bereits zwischen sieben und acht Prozent. Das Lebensalter steht unter den allgemeinen Risikofaktoren also an erster Stelle. Weitere Risikofaktoren für einen erhöhten Augendruck sind familiäre Glaukombelastung in der Verwandtschaft ersten Grades, höhere Kurzsichtigkeit ab -5 Dioptrien, Zugehörigkeit zur schwarzen Rasse. Lebensgewohnheiten, Beruf oder Ernährung haben keinen Einfluss auf die Entstehung eines Glaukoms.
tz/mm