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Sie litt an Paranoia, kam in Psychiatrie - ein Zufall rettete sie

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Von: Jasmin Farah

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Eine junge Frau kommt in die Psychiatrie. Sie gibt Rätsel auf. Diagnose: Verfolgungswahn. Doch die Ärzte deuten die Anzeichen falsch – mit fatalen Folgen.

"Ich werde heute noch ganz emotional, wenn ich daran denke", sagt der Großvater gegenüber CNN. Damit meint er den Moment, als seine Enkelin Emily Gavigan verwirrt vor der Haustür stand.

Panisch hatte sie geklopft, weil die US-amerikanische Studentin geglaubt hatte, verfolgt zu werden. Sie spricht von ominösen Vorzeichen, dass auch ihrer Familie bald etwas Schlimmes ereile. Ihre Familie ist besorgt – und ratlos.

US-Amerikanerin leidet plötzlich unter Verfolgungswahn und muss in die Psychiatrie

Schließlich scheint es, als ob Emily, die gerade im zweiten Jahr ihres Studiums an der University of Scranton in Pennsylvania ist, komplett durchdreht. Sie beginnt, zu halluzinieren und redet nur noch wirres Zeug, kann keine zusammenhängenden Sätze mehr artikulieren. Als Emilys Familie nicht mehr weiter weiß, bringt sie sie in die Psychiatrie.

Doch auch dort kann ihr anfangs niemand helfen – sie verfällt langsam aber sicher physisch und psychisch. Ihr Zustand verschlechtert sich immer mehr – am Ende kann die US-Amerikanerin kaum mehr gehen oder sprechen. Der Grund dafür: Ihr Gesicht wird allmählich ganz taub und starr.

"Sie verabreichten ihr ein Medikament nach dem nächsten, doch keines davon zeigte Wirkung", erzählt ihr Vater dem US-TV-Sender. Am Ende ist Emily sogar so schwach, dass die ehemalige Eiskunstläuferin einen Rollstuhl benutzen muss.

Ein Jahr lang dauert ihr Martyrium, bis die Familie eines Abends eine Folge der "Today Show" im Fernsehen sieht. Zu Gast ist Susannah Cahalan, die Reporterin bei der "New York Post" ist. Diese berichtet, dass sie unter einer rätselhaften Krankheit gelitten hatte, die erstaunlicherweise mit genau denselben Symptomen wie bei Emily begann.

Ein Jahr lang Höllenqualen, bis herauskommt: Es ist Autoimmun-Enzephalitis 

Sofort suchen Emilys Eltern erneut einen Arzt auf, denn sie sind überzeugt: Ihre Tochter ist nicht psychisch krank – sondern körperlich. Nach unzähligen Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten dann endlich die richtige Diagnose: Die Studentin leidet an Autoimmun-Enzephalitis, einer Entzündung des Gehirns.

Wie bei so vielen anderen Autoimmunerkrankungen auch richtet sich bei der Autoimmun-Enzephalitis das Immunsystem gegen das körpereigene Gewebe und greift es an. In Emilys Fall also gegen einen Teil ihres Gehirns, den sogenannten NMDA-Rezeptor. Daher wird die Erkrankung auch Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis genannt.

Der NMDA-Rezeptor ist unter anderem dafür zuständig, dass die Nervenzellen im Gehirn im Austausch miteinander stehen. Wenn dieser gestört ist, hat das eine negative Auswirkung auf die Wahrnehmung des Betroffenen - und sogar auf den gesamten Körper. Die Folge: Folgen können Gedächtnisverlust und psychische Störungen sein.

Lesen Sie hier auch über das Martyrium einer Frau, die plötzlich nicht mehr ihren Mund öffnen konnte. Fünf Jahre lang musste sie Höllenqualen erdulden.

Diagnose und Therapie bei Autoimmun-Enzephalitits

Das Pikante daran: Ein einfacher Test kann die Erkrankung bereits anzeigen. Dazu muss der Patient nur eine Uhr mit Ziffern malen. Wenn dieser alle Zahlen im Kreis auf die rechte Hälfte zwängt, leidet er an Autoimmun-Enzephalitis. Der Grund dafür: Die rechte Gehirnhälfte, die für das linke Gesichtsfeld zuständig ist, muss also gestört beziehungsweise entzündet sein.

Und wie es aussieht, mehren sich die Fälle. So sollen es vor zehn Jahren noch etwa zehn Fälle weltweit gewesen sein, nun sind bereits etwa Tausend bekannt. Doch wie kann man die Antikörper stoppen?

Dank Medikamente wie Steroide, die diese schwächen und daran hindern, weiter das Gehirn anzugreifen. Mit Erfolg. Emily kann nun ein Jahr nach der Diagnose endlich wieder ihr Leben in vollen Zügen genießen – und läuft sogar schon wieder beschwingt übers Eis.

Erfahren Sie hier zudem von einer Frau, die heftige Regelschmerzen hatte - bis sich herausstellte, dass etwas viel Tragischeres dahinter steckt.

Traurig: Dieser kleine Junge spürt keinen Schmerz - und schwebt dennoch in Lebensgefahr.

jp

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