„Ich bin absolut dafür, die Maskenpflicht noch einzusetzen“ – Virenexperte über aktuelle Lockerungen und deren Nutzen
Die meisten Infektionsschutzmaßnahmen sollen fallen – trotz enorm hoher Ansteckungsraten. Warum, fragen sich viele. Im Exklusivinterview rät ein Corona-Experte zur Maske.
Vor einem Jahr hatten nur wenige Corona-Fälle im Bekanntenkreis oder waren selbst getroffen. Das hat sich in den letzten Wochen drastisch geändert. Jetzt hat man sich entweder bereits selbst mit Omikron* oder einer anderen Variante infiziert oder kennt mindestens einen Patienten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte bereits Anfang des Jahres vorausgesagt, dass sich rund die Hälfte der europäischen Bevölkerung in den ersten Monaten des Jahres mit Corona infizieren wird. Und so ist es auch gekommen. Die Inzidenzen sind hoch wie nie, doch trotzdem hat sich die Regierung entschlossen, viele Infektionsschutzmaßnahmen zu kippen.
So soll ab dem 2. April das neue Infektionsschutzgesetz gelten. Zum Beispiel fällt die FFP-2-Maskenpflicht ab diesem Datum im Handel. Die Händler können ab dann selbstständig entscheiden, ob sie ihren Kunden weiterhin den Eintritt nur mit Maske gewähren oder der Einkauf auch ohne Mund-Nasen-Schutz möglich sein wird. In Bus und Bahn sowie Krankenhäusern bleibt es vorerst bei der Maskenpflicht.
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Die aktuell hohen Corona-Fallzahlen und die damit verbundene angespannte Lage in Kliniken führt derzeit wieder dazu, dass planbare Operationen verschoben werden müssen. Auch, weil sich viele Klinikmitarbeiter aufgrund von Corona-Infektionen in Quarantäne begeben müssen. Vor dem Hintergrund fragen sich viele, ob es eine gute Idee ist, gerade jetzt in der Omikron-Welle Infektionsschutzmaßnahmen zu lockern. Im Merkur-Exklusivinterview erklärt Professor Franz-Xaver Reichl als Beauftragter für die biologische Sicherheit von Bakterien und Viren an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), warum die Regierung keine andere Wahl hat.
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Corona aktuell: Aus virologischer Sicht sollten Masken weiterhin getragen werden
Da die Mehrheit der Deutschen mittlerweile gegen Covid-19 geimpft ist, muss der Gesetzgeber handeln. Die hohe Impfquote hat zur Folge, dass das Infektionsschutzgesetz neu überarbeitet wurde. Juristische Gründe sprächen dem Corona-Experten Franz-Xaver Reichl zufolge für die Schritte, die jetzt eingeleitet werden: „Wenn ich sehr viele Geimpfte habe, dann rechtfertigt es eben nicht mehr hier jetzt alles umzustellen, nur für paar wenige nicht Geimpfte“, so Reichl. „Das ist eine juristische Geschichte und hat nichts mit Virologie oder dergleichen zu tun“, fährt der Virenexperte fort.
Reichl zufolge können Geimpfte wie auch Ungeimpfte das Virus weitertragen. Das Tragen einer Mundschutzmaske und andere Hygieneschutzvorkehrungen reduzieren das Corona-Ansteckungsrisiko immens, weshalb der Toxikologe die Lockerungen auf Bundesebene skeptisch einordnet: „Es ist natürlich sehr sehr schwierig in der jetzigen Zeit mit den höchsten Infektionszahlen, mit den höchsten Inzidenzen hier jetzt auf diese ganzen Maßnahmen zu verzichten. Also ich selber bin absolut dafür diese
Maskenpflicht noch einzusetzen“. Um andere zu schützen, spricht sich der Virenexperte auch für eine Maskenpflicht ab einer hohen Inzidenz von 2.000 aus. (jg) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.