Neue Therapie gegen Schmerzen

Neue Hoffnung für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen: Eine dünne Sonde kann gleichzeitig Schmerzen ausschalten und ihre Ursache beseitigen. Die Erfolgsquote liegt bei 70 Prozent.
Die Behandlung unter örtlicher Betäubung dauert nur eine Stunde und wird von den Kassen bezahlt.
„Pascha-Therapie nahm mir meine Rückenschmerzen“
Public Viewing im Café „Wiener´s“. Alles jubelt. Özil schießt das 1:0. Und Stephanie Hofmann (43) kommt mit dem Servieren kaum noch nach. Ständig schleppt sie neue Tabletts mit Getränken durch die Reihen der durstigen Gäste ihres Restaurants. Die Arbeit macht ihr wieder Spaß.

Bis vor kurzem sah das noch ganz anders aus. Da machte ihr gar nichts mehr Spaß. Stephanie litt unter so starken Nacken- und Rückenschmerzen, dass sie kurz davor stand, ihren Beruf aufzugeben: „Ich habe es vor Schmerzen kaum nochausgehalten. Sie schossen wie Blitze in meine Schulter und zogen von der Halswirbelsäule bis tief runter in den Arm. Das Schlimmste war, dass mir jahrelang keine Therapie helfen konnte. Die Ärzte empfahlen mir als letzten Ausweg schon eine künstliche Bandscheibe. Eine schwierige Operation, die ich mir nicht unbedingt antun wollte.“
Die häufigsten Rücken-Irrtümer
Heute kann Stephanie wieder lachen. Sie braucht keine künstliche Bandscheibe mehr. Denn die Restaurantleiterin wagte einen letzten Versuch. Sie ließ sich mit einer minimal-invasiven Methode behandeln, die in München noch neu ist: „Ich bekam eine Pascha-Elektrode in den Wirbelkanal. Erst hat es gekribbelt, dann waren meine Schmerzen weg.“
Anfangs war sie noch misstrauisch, ob die Schmerzen nicht doch wiederkommen würden: „Doch der Erfolg hält immer noch an. Für mich scheint das wie ein Wunder.“

Für Stephanie Hofmanns Arzt Dr. Peter Krause (44) ist die Wirkung der Pascha-Therapie jedoch kein Wunder: „Drei Viertel aller Münchner wissen, wie quälend Rückenschmerzen sein können. Meist vergehen sie von selbst oder reagieren gut auf die verschiedenen Therapien. Doch bei etwa jedem zehnten Patienten werden die Schmerzen chronisch. Das betrifft rund 100 000 Münchner. Bei Frau Hofmann hatten die chronischen Schmerzen gleich mehrere Ursachen, darunter ein Bandscheibenvorfall und gereizte Nervenwurzeln. Hier sind normalerweise mehrere Behandlungsmethoden Behandlungsmethoden nötig. Doch mit der neuen Pascha-Elektrode können wir drei Schritte gleichzeitig durchführen.“

Nachdem der Arzt die Elektrode unter örtlicher Betäubung und unter Kontrolle durch eine Röntgenkamera in den Wirbelkanal eingeführt hat, kann er durch eine leichte elektrische Stimulation der verschiedenen Nerven feststellen, wo genau die Schmerzursache liegt. Das empfinden die Patienten als leichtes Kribbeln. Dr. Krause: „Danach unterbrechen wir die Schmerzleitung dieser Nerven durch einen gepulsten Hochfrequenzstrom. Weil die Temperatur durch diese gepulste Energie nur auf 43 Grad ansteigt, kann der Nerv nicht durch Hitze beschädigt werden.

Zusätzlich können wir durch die Sonde wie bei einem Wirbelsäulenkatheter entzündungshemmende und abschwellende Medikamente an die Nervenwurzel spritzen und das Gebiet mit Kochsalzspülen. Dadurch werden Schmerzstoffe besser abtransportiert. Das alles ist mit einer einzigen Sonde möglich, die von dem Chirurgen Dr. Omar Pascha entwickelt wurde. Daher kommt der Name.“ Die Behandlung wird von den Kassen bezahlt. Nach zwei Tagen dürfen die Patienten wieder nach Hause. Manchmal ist der Eingriff sogar ambulant möglich. Etwa jeder zehnte Patient ist danach sofort schmerzfrei, bei 60 Prozent stellt sich der Erfolg nach ca. drei Wochen ein. Außer bei Bandscheibenvorfällen und Nervenwurzel-Reizungen ist die Pascha- Therapie auch bei verengtem Wirbelkanal, nach erfolglosen Bandscheiben-Operationen, bei Wirbelsäulen-bedingten Kopfschmerzen und bei Schmerzen durch Gürtelrose möglich.
Michael Timm
MEHR INFOS
WIM Wirbelsäulen- Institut München, Rosenkavalierplatz 15, 81925 München, Tel.: (089) 890 43 34-10, www.wi-muenchen.de