Verschwörungstheoretiker im Freundeskreis? So gehen Sie damit um

Verschwörungstheorien sind nicht erst seit der Coronakrise weit verbreitet. Folgende Tipps wappnen Sie für ein Gespräch - auch in Hinblick auf andere radikale Ansichten.
- Kennen Sie auch jemanden, dessen extreme Ansichten oder Verschwörungstheorien Sie nicht nachvollziehen können?
- Gespräche können sehr anstrengend verlaufen, wenn die Einstellung extrem konträr ist.
- Damit es nicht eskaliert, sollten Sie ein paar Verhaltensregeln kennen.
Der Coronavirus-Ausbruch sei keine Zoonose*, sondern beruhe auf einem geheimen Biowaffen-Entwicklungsprojekt der chinesischen Regierung: Solche oder ähnliche Theorien beschäftigen einige Menschen. Und nicht nur die neuartige Lungenkrankheit Covid-19 ruft Verschwörungstheoretiker auf den Plan. Es gibt unzählige Arten und Bereiche, in welchen sich Menschen extreme Ansichten aneignen, für die es keine Beweise gibt. Jeder, der einen extrovertierten "Verschwörungstheoretiker" im Bekanntenkreis hat, wird bereits einmal in ein Gespräch verwickelt worden sein. Doch was ist zu tun, wenn sich die andere Meinung einfach nur verrückt anhört? Journalistin Dana Buchzik hat ein ganzes Buch darüber geschrieben.
Vier Tipps, die im Umgang mit Verschwörungstheoretikern helfen
Buchautorin Buchzik erklärt, wie Sie sich am besten mit radikalen Meinungen auseinandersetzen, sei es im Bereich der Ausländerfeindlichkeit, Esoterik, Religion oder im Gespräch mit Impfgegnern*. Menschen können sich so weit radikalisieren, dass dies sogar Freundschaften und Beziehungen zerstören kann - vor allem, wenn der Freund oder Partner immer wieder versucht, von seiner radikalen Meinung zu überzeugen.
Es gibt nicht den einen Verschwörungstheoretiker: Mit manchen sind konstruktive Diskussionen möglich, andere machen komplett dicht und lassen andere Meinungen nicht gelten. Diese Tipps können im Extremfall helfen:
- Grenzen setzen: Machen Sie sich vor dem Gespräch klar, wo Ihre Grenze liegt - und beenden Sie das Gespräch oder wechseln Sie das Thema höflich aber bestimmt an diesem Punkt.
- Ich-Botschaften: Angriff ist nicht immer die beste Verteidigung - wer im Gespräch die Meinung des anderen nicht gelten lässt, riskiert Streit. Mit Ich-Botschaften wie "ich fühle mich überfordert", "deine Ansicht macht mich traurig" oder "ich bitte dich, auf meine Gefühle Rücksicht zu nehmen" manövrieren Sie sich geschickt durch heikle Themenfelder.
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- Wertschätzung zeigen, Bindung stärken: Auch wenn die Ansichten des anderen befremdlich wirken - wenn es ein guter Freund ist, der in eine radikale Richtung abdriftet, sollten Sie ihm deutlich machen, dass er Ihnen wichtig ist. Damit er oder sie sich nicht noch tiefer in Verschwörungstheorien verstrickt, sind Freunde immens wichtig, die eine andere Weltanschauung vertreten.
- Hinter die Kulissen schauen: Oftmals ist es ein neuer Freundeskreis, ein neuer Partner oder eine neue berufliche Situation, die Einfluss auf die Radikalisierung des Gegenübers haben. Versuchen Sie herauszufinden, welches Bedürfnis die Radikalisierung befriedigt. Ein möglicher Grund wäre etwa, dass sich Ihr Gegenüber bei einer Sekte oder einer ähnlichen Verbindung zugehörig fühlt. Wer die Hintergründe des Sinneswandels kennt, kann besser entgegenwirken.
Selten ist das Phänomen keineswegs, dass sich Menschen im Laufe ihres Lebens einer radikalen Gruppierung wie einer Sekte oder einer rechten Partei anschließen. Dem Portal editionf zufolge, glaubt 46 Prozent der Bevölkerung an geheime Organisationen, die politische Entscheidungen beeinflussen. Dies ginge aus der aktuellen "Mitte-Studie" der Friedrich-Ebert-Stiftung hervor. Problematisch: Menschen, die an Verschwörungen glauben, bewerten Gewalt eher als "legitime" politische Ausdrucksform. "Gerade deshalb ist es wichtig, im Gespräch wachsam zu bleiben: Sollte dein Gegenüber Gewalt verherrlichen, kontaktiere Beratungsstellen wie EXIT, MBR (Berlin), der Goldene Aluhut oder die Polizei", so das Portal editionf.
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jg
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