1. Startseite
  2. Leben
  3. Gesundheit

Risiko Netzhautablösung

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

null
Augenklinik am St. Joseph-Stift, Bremen.

Für Sehende ist das Auge das zentrale Sinnesorgan. Orientierung und Informationsaufnahme werden, unterstützt durch die anderen Sinne, vor allem von den Augen gesteuert.

Deshalb sind Erkrankte auch unsicher und haben Ängste, beispielsweise ob sie ihren Alltag weiterhin bewältigen können. Die Bandbreite der therapeutischen Möglichkeiten für verbreitete Krankheitsbilder der Augen ist heute groß.

Während viele Augenprobleme ausschließlich durch eine Krankheit ausgelöst werden, werden die Ablösung oder der Riss der Netzhaut oft durch Unfälle verursacht. Im gesunden Zustand ist die Netzhaut nur direkt hinter der Iris fest mit ihrer Versorgungsschicht verbunden. Auf der übrigen Fläche wird der Kontakt zwischen den Schichten durch ein „Ansaugen“ der Netzhaut durch ihre Versorgungsschicht, genannt Pigmentephitel sichergestellt.

Auf erste Symptome achten

Lesen Sie auch:

Druck und Durchblutung des Sehnervs entscheiden

Experten: Grüner Star bleibt lange unbemerkt

Das Risiko für ein Glaukom steigt mit dem Alter

Gegen trockene Augen: viel trinken und schlafen

Hilfe bei einem Glaukom

Augentropfen helfen nicht immer

Löcher und Risse in der Netzhaut sorgen dafür, dass Flüssigkeit zwischen die innere Netzhaut und ihre Versorgungsschicht eindringen kann. Die eindringende Flüssigkeit löst die beiden Schichten voneinander ab. Vergleichbar ist dies mit einer Tapete, die sich bei zu flüssigem Untergrund von der Wand ablöst. Patienten, die akut betroffen sind, sehen je nach Ursache der Ablösung Lichtblitze, rote und schwarze Flecken oder erleben eine vorhangartige Gesichtsfeldeinschränkung. Treten solche Symptome auf, sollte umgehend ein Facharzt aufgesucht werden. Denn nach der Ablösung wird die Netzhaut nicht mehr versorgt.

Bereits nach 48 Stunden können irreparable Schäden auftreten. Ist die Netzhaut noch länger abgetrennt, droht die Erblindung. Kleine Löcher und Risse können mit Hilfe eines Lasers behandelt werden. Bei größeren Ablösungen wird im Auge ein Druck erzeugt, der die Netzhaut wieder an ihre Versorgungsschicht legt. Dieser Druck kann auf ganz unterschiedliche Weise erzeugt werden: Eine vorübergehende Einschnürung des Auges hilft bei leichten Fällen. Ist großflächigere Unterstützung nötig, so kann Öl oder Gas in das Auge eingebracht werden. Hat ein Patient einmal eine Ablösung der Netzhaut erfahren, sollte er sich regelmäßig beim Augenarzt untersuchen lassen, da diese häufig wiederkehrt. Abgesehen von Unfällen gibt es auch gesundheitliche Risikofaktoren für eine Netzhautablösung. Dazu zählen starke Kurzsichtigkeit und Diabetes sowie familiär gehäuftes Auftreten.

Die Altersbedingte Makuladegeneration

Während das Auftreten einer Netzhautablösung altersunabhängig ist, tritt die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) definitionsgemäß erst nach dem 50. Lebensjahr auf. In Deutschland leiden etwa 2 Millionen Menschen an einer Form dieser Krankheit, die etwa ein Drittel aller Neuerblindungen verursacht. Sie betrifft die Stelle des schärfsten Sehens, die Makula. Wesentlich für die Entstehung der AMD sind Probleme bei der Entsorgung von Stoffwechselschlacken, die die Makula in Mitleidenschaft ziehen.

AMD tritt in zwei unterschiedlichen Formen auf. Weitaus häufiger (ca. 85 Prozent) ist die „trockene“ Form, bei der es ganz allmählich zur Sehverschlechterung kommt. Bei der selteneren (circa 15 Prozent), aggressiven „feuchten“ Form wachsen krankhafte Gefäße von der Aderhaut in die Netzhaut ein. Austretende Flüssigkeit und Blut zerstören nach und nach die lichtempfindlichen Sinneszellen der Netzhautmitte.

Dies führt letztlich zum völligen Verlust der zentralen Sehschärfe. Neben Rauchen, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck ist vor allem das Alter der zentrale Risikofaktor. Ältere Menschen sollten deshalb regelmäßig zur augenärztlichen Untersuchung, vor allem, wenn Hinweise auf eine AMD schließen lassen: Gerade Linien, die verbogen oder verzerrt erscheinen, blasser wirkende Farben oder ein grauer Fleck im zentralen Gesichtsfeld.

Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten

Gesicherte therapeutische Ansätze bestehen bislang nur für die „feuchte“ Form der AMD. Als eine der ersten Kliniken in Deutschland führte die Augenklinik am St. Joseph-Stift in Bremen bereits 2005 die Anti-VEGF-Behandlung ein, die seit 2007 offiziell anerkannt ist. Dabei wird der Botenstoff VEGF („vascular endothelial groth factor“) gezielt mit einem Medikament gehemmt, das in das Auge injiziert wird. VEGF gilt als wesentliche Ursache für die krankhafte Gefäßneubildung in der Netzhautmitte. 80 Prozent der rund 1500 jährlichen AMD-Patienten im St. Joseph-Stift erhalten diese Behandlung, den „Goldstandard“ bei der Behandlung der „feuchten“ Form.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Behandlungen, die teilweise ergänzend durchgeführt werden: Mit Hilfe der Schlüsselloch-Chirurgie können Blutungen bei Gerinnseln in der Makula aufgelöst werden, pathologisches Gewebe unter der Makula entfernt und dann neues Gewebe implantiert werden. Bei einer photodynamischen Therapie wird mit einem Laser pathologisches Gewebe zerstört, das zuvor mit einem lichtaktivierbaren Farbstoff angereichert wurde. Bei schneller Verschlechterung und nur noch einem sehenden Auge kann eine Makula-Rotation durchgeführt werden, bei der das Gewebe nach Ablösung um ca. 45° auf einen gesunden Gewebeuntergrund gedreht wird. Auch wenn der zentrale Schärfebereich des Sehens durch AMD stark eingeschränkt wird, kann durch individuelles Anpassen von Sehhilfen das Restsehvermögen noch voll ausgeschöpft und ein eigenständiges Leben sichergestellt werden.

Auch interessant

Kommentare