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Rosazea: Die Angst vorm Rotwerden

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Die Hauterkrankung Rosazea verläuft in drei Subtypen: Erst rötet sich die Haut, dann entstehen Pusteln und am Ende wuchern die Hautzellen.
Die Hauterkrankung Rosazea verläuft in drei Subtypen: Erst rötet sich die Haut, dann entstehen Pusteln und am Ende wuchern die Hautzellen. © dpa

Viele Deutsche sind von Rosazea betroffen - doch nur wenige wissen es. Ein Experte klärt jetzt über die Erkrankung auf - und was Sie dagegen tun können.

Ein knallrotes Gesicht haben – das erlebt jeder mal. Weil man sich schämt, oder gerade schnell gerannt ist. Das ist unangenehm, vergeht aber schnell wieder. Menschen jedoch, die unter der Hautkrankheit Rosazea leiden, können ständig solche Flushs haben.

Dabei weiten sich die feinen Äderchen der Gesichtshaut, Blut schießt ein und weil die Haut entzündet ist, schimmert das Rot besonders gut durch – die ganze Birne leuchtet für Stunden. Denn, was sich bei gesunder Haut schnell normalisiert, bleibt bei entzündeter Haut länger bestehen.

Jeder achte Deutsche leidet unbewusst an Hautkrankheit Rosazea

Neueste Studien gehen davon aus, dass jeder achte Deutsche an Rosazea erkrankt ist. Dennoch sind die Symptome und die Therapien fast unbekannt. Das ist schade, denn bei der umgangsprachlich auch Couperose genannten Erkrankung ist eine frühe Behandlung besonders sinnvoll – Rosazea (mit Betonung auf dem ersten A) schreitet chronisch fort.

Die tz sprach mit dem Hautexperten Dr. med. Markus Reinholz. Er leitet die Münchner Rosazea-Sprechstunde der Universitätshautklinik der Ludwig-Maximilians-Universität in der Frauenlobstraße.

Ständig rote Flecken an Wangen und Stirn, aber auch kleine Pusteln und eitrige Papeln im Gesicht – Rosazea erzeugt bei den Erkrankten einen großen Leidensdruck. Das Bild gleicht auf den ersten Blick der Akne bei Jugendlichen, es handelt sich jedoch um eine völlig andere Krankheit.

Rosazea: Heller Hauttyp, mehr Männer als Frauen und viel Schärfe

Dr. Reinholz: "Die meisten Menschen erkranken zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr, zu einer Zeit, wo sie voll im Berufsleben stehen." Die Hautkrankheit ist so belastend, da man sie nicht verstecken kann. Dr. Reinholz: "Andere Hautkrankheiten lassen sich mit geschickter Kleidung verbergen." Das Immunsystem reagiert zu stark auf Reize wie Hitze, Kälte, Alkohol oder dem Stoff, der die Chilischote scharf macht, das Capsaicin.

Betroffen sind meist Erwachsene mit eher hellem Hauttyp (geringer UV-Tolerabilität), Männer wie Frauen ungefähr gleich häufig. Die meisten Menschen sind wohl erst fassungs- und ratlos, wenn sich die vorher glatte und makellose Haut plötzlich rötet und entzündet. Vor allem Frauen leiden.

Bei ihnen ist der Druck besonders groß, gut auszusehen. Viele ziehen sich zurück, sie werden einsam und bekommen depressive Verstimmungen. Was den Arzt bedrückt: "Noch immer dauert es sehr lange bis zur richtigen Diagnose."

In seiner Spezialsprechstunde sieht er manchmal Menschen, die seit zehn Jahren auf eine adäquate Behandlung warten. Rosazea ist nicht heilbar und unbehandelt oder mit der falschen Therapie oder Pflege können sich die Symptome verschlimmern. Aus den zunächst flüchtigen Rötungen im Gesicht, werden ständige rote Flecken.

An einigen Stellen können sich Pusteln oder eitrige Knötchen bilden. Besonders bei Männern kann es zu einer geschwollenen Knollennase kommen. Dr. Reinholz: "Die Stadien gehen nicht klassischerweise ineinander über, es können auch mehrere Symptome gleichzeitig bestehen." Neben der Gesichtshaut können zusätzlich auch die Augen betroffen sein, dann spricht man von einer Augenrosazea.

Rosazea: Mögliche Ursachen der Hauterkrankung

Über die Ursachen der Erkrankung ist noch wenig bekannt. Genetische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen, Betroffene haben oft Familienmitglieder, die auch erkrankt sind. Was dazu führen kann, dass die ersten Symptome nicht ernst genommen werden: Wenn auch die Oma diese komischen Flecken auf der Wange hat, denkt das Enkelkind nicht unbedingt daran, dass es sich bei den eigenen roten Flecken um eine Krankheit handeln könnte.

Sonne ist ein starker Triggerfaktor, der Krankheitsschübe auslösen kann. Menschen mit Rosazea sollten daher immer eine Creme mit Lichtschutzfaktor mit mindestens 20, besser mit 25 bis 30 verwenden. Wer weiß, dass er sich länger in der Sonne aufhält, sollte einen Sonnenblocker auftragen.

Was passiert eigentlich in der erkrankten Haut? Auch das weiß man nicht genau. Man vermutet, dass die Demodex-Milben eine zentrale Rolle spielen. Das sind kleine Mitbewohner in der Haut von allen Menschen. Bei Rosazea-Erkrankten kommen sie jedoch in besonders großer Zahl vor – die Dichte der Milben auf der Haut ist fünf- bis sechsmal so groß.

Markus Reinholz: "Letztlich ist es ein multifaktorielles Geschehen, was immer auch bedeutet, dass wir keine konkrete, spezifische Ursache kennen. Es handelt sich bei der Rosazea um eine komplexe Erkrankung."

Rosazea-Therapie für ein normales Leben

Wann sollte man zum Arzt gehen? 

Dr. Markus Reinholz: "Wenn sich die Haut verändert, raten wir auf jeden Fall dazu, einen Arzt aufzusuchen. Die ersten Symptome sind typischerweise ein Jucken, Brennen, ein Spannungsgefühl der Haut. Bei der Augenrosazea haben die Patienten ein Fremdkörpergefühl, das Auge ist trocken, brennt und juckt. Ich rate immer, früh zu kommen. Mit der richtigen Diagnose und Therapie können wir die die Symptome deutlich lindern oder das Fortschreiten zumindest aufhalten."

Welche Therapien stehen Ihnen zur Verfügung? 

Reinholz: "Gerade in den letzten Jahren sind einige Medikamente dazugekommen. Wir beraten jeden Patienten individuell und stellen eine genau auf ihn abgestimmte Behandlung zusammen. Jeder hat eine andere Kombination von Symptomen, die jeweils verschieden behandelt werden müssen.

Es gibt Cremes, die gegen die Entzündungen oder gegen die Demodex-Milben wirken. Aber es stehen auch Medikamente zum Einnehmen zur Verfügung, die dann nicht nur auf den betroffenen Hautstellen, sondern über den ganzen Körper wirken. Es gibt viel Forschung in diesem Bereich. Wir beraten auch dazu, welche der Eigenschaften Pflegeprodukte haben müssen, damit sie sich für Rosazea-Haut eignen."

Männer heißt es, sind schwerer betroffen als Frauen. Warum? 

Reinholz: "Bei Männern kommt es häufiger zu der sogenannten Knollennasenbildung. Das liegt daran, dass sie eine höhere Talgdrüsendichte haben als Frauen und in diesen Talgdrüsen starke Entzündungsreaktionen ablaufen. Aber meiner Erfahrung nach sind es besonders die Frauen, die unter ihrer entzündeten Haut im Gesicht sehr leiden.

Mir tut es immer unendlich leid, wenn die Patienten viele Jahre auf eine Diagnose und vor allem auf eine optimale Therapie warten mussten. Wir haben sehr viele Patienten, die sehr dankbar sind, wenn die Medikamente dann wirken. Sie sagen: 'Ich habe mein Leben wieder, ich kann wieder so leben wie vor der Erkrankung.'

Dr. Markus Reinholz ist Ansprechpartner der Rosazea-Sprechstunde an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Ludwig-Maximilians-Universität, Frauenlobstraße 9-11. Sprechstunde Do. 14 bis 15.30 Uhr, Infos unter: 089/440 05 61 11 oder 089/44 05 61 07.

In akuten Fällen steht die Allgemeinambulanz (ohne Terminvereinbarung) jederzeit von Montag bis Freitag von 8.00 bis 10.30 Uhr als Anlaufstelle zur Verfügung.

Hintergrundinfos zur Rosazea

Die Rosazea konzentriert sich meist in der Mitte des Gesichts: Wangen, Nase, Kinn und Stirn sind häufig betroffen. Selten zeigen sich auch an Hals, Dekolleté und dem beharrten Kopf die typischen Hautveränderungen. Der Bereich unmittelbar um Mund und Augen bleibt meist ausgespart.

Es werden verschiedene Subtypen unterschieden, die jedoch nicht zwangsläufig aufeinanderfolgen müssen. Im ersten Subtyp ist die Haut gerötet und weist deutlich sichtbare erweiterte Gefäße auf. Besonders Wangen und Nase sind betroffen.

Anfangs klingen die Rötungen noch ab, später bleiben sie bestehen. Im Subtyp II treten zusätzlich zu den Rötungen Knötchen und Eiterpickel auf. Im Subtyp III wuchern Bindegewebe und Talgdrüsen verstärkt.

tz

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