Soll ich mich ein viertes Mal gegen Corona impfen lassen? Neue Analysen zeigen die Effekte der Auffrischimpfung
Die Ständige Impfkommission empfiehlt für Risikogruppen eine zweite Auffrischimpfung. Doch Studien aus Israel weisen darauf hin, dass optimaler Schutz vor Omikron ausbleibt.
Immunschwache Menschen, Ü-70-Jährige und Personal in Pflegeeinrichtungen sollten sich nach dem ersten Corona-Booster erneut immunisieren lassen*, so die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Die Begründung: Der Impfschutz würde dank zweiter Auffrischimpfung erneuert werden. Doch stimmt das wirklich? Israelische Forscher haben untersucht, wie sich die vierte Corona-Impfung auf das Erkrankungsrisiko auswirkt.
Die Forschenden hatten für ihre Analyse die Daten von 1.050 Beschäftigten des Gesundheitswesens ausgewertet. 154 Personen erhielten eine vierte Dosis des Corona-Impfstoffes von Biontech/Pfizer, 120 Mitarbeiter wurden mit dem Moderna-Präparat zum zweiten Mal geboostert. Für jeden Teilnehmer wurden zwei altersgleiche Kontrollpersonen aus den verbleibenden infrage kommenden Teilnehmern ausgewählt, heißt es weiter in der im Fachblatt The New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie.

Vierte Impfung stellt Antikörperspiegel wieder her, doch Omikron-Schutz fällt gering aus
Zwar regte die vierte Impfung mit einem mRNA-Impfstoff die Antikörperproduktion an, doch der Schutz vor Omikron fiel gering aus. Wie das Ärzteblatt die israelische Studie zitiert, lagen die Antikörpertiter drei Wochen nach der zweiten Auffrischimpfung neun- bis zehnfach höher als vor der Impfung. Gemessen am Antikörpertiter war die Wirksamkeit des zweiten Boosters vergleichbar mit der dritten Impfstoffdosis, zitiert das Ärzteblatt Gili Regev‑Yochay vom Sheba Medical Center. Allerdings fanden die Forscher heraus, dass die vierte Impfstoffdosis keinen optimalen Schutz vor Omikron bot.
Die Tests zeigten, dass der Omikron-Antikörpertiter zwei Wochen nach der vierten Impfung mit dem Biontech-Präparat Comirnaty bei 136,3 lag. Zum Vergleich: Gegen die Delta-Variante lag der Titer bei 638,3 und bei 1542,0 gegen den Coronavirus-Wildtypen. Der Moderna-Impfstoff zeigte ähnlich schwache Wirkung gegen Omikron. Dem Ärzteblatt zufolge ermittelte einer der Studienleiter, Regev-Yochay, eine Impfstoffwirksamkeit des zweiten Boosters gegen alle Corona-Varianten von 30 Prozent für das Biontech-Produkt und eine Wirksamkeit von elf Prozent für den Moderna-Impfstoff. Vor einer Ansteckung hatte die 4. Dosis nicht nachweisbar geschützt, heißt es weiter.
„Unsere Daten belegen, dass eine vierte Dosis des mRNA-Impfstoffs sicher und einigermaßen wirksam ist (vor allem gegen symptomatische Erkrankungen). Ein Vergleich der anfänglichen Reaktion auf die vierte Dosis mit der Spitzenreaktion auf die dritte Dosis zeigte keine wesentlichen Unterschiede in der humoralen Reaktion oder in der Menge der Omikron-spezifischen neutralisierenden Antikörper. Zusammen mit früheren Daten, die die Überlegenheit einer dritten Dosis gegenüber einer zweiten Dosis zeigen, deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die maximale Immunogenität von mRNA-Impfstoffen nach drei Dosen erreicht wird und dass die Antikörperspiegel durch eine vierte Dosis wiederhergestellt werden können“, schlussfolgern die israelischen Forscher. (jg) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA