Corona-Pandemie: Aktuelle Umfrage – Erschreckend viele Mitarbeiter auf Intensivstationen wollen kündigen

Rollt demnächst eine Kündigungswelle über Deutschlands Intensivstationen hinweg? Eine aktuelle Umfrage zeigt, wie sehr die Corona-Pandemie Pflegekräfte, Ärzte und Rettungsdienste belastet.
Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin e. V. (DGIIN) hat eine Online-Befragung unter Mitarbeitern auf Intensivstationen, Notaufnahmen und im Rettungsdienst durchgeführt. Und die Ergebnisse verheißen nichts gutes.
Folge der Corona-Pandemie: Pflegekräfte auf Intensivstationen und Ärzte sind überlastet
Mehr als 70 Prozent der Mitarbeiter in Gesundheitsfachberufen fühlt sich aktuell überlastet. Jeder dritte Arbeitnehmer, vor allem unter den Intensivpflegern, denkt sogar daran, seinen Job innerhalb der nächsten zwölf Monate zu kündigen. Auch bei Ärzten ist die Erschöpfung in der Pandemie deutlich zu spüren: Rund 45 Prozent gaben hier an, an der Überlastung zu leiden. Und auch hier denken knapp 20 Prozent über eine Kündigung innerhalb des nächsten Jahres nach.
„Die Belastung und Beanspruchung des Personals auf Intensivstationen, in den Notaufnahmen und im Rettungsdienst ist hoch und seit der Corona-Pandemie kontinuierlich gestiegen, die aktuelle dritte Welle verstärkt die Arbeitsbelastung noch einmal mehr“, bestätigen die DGIIN-Experten Professor Dr. med. Uwe Janssens, Carsten Hermes und Professor Dr. med. Christian Karagiannidis in einer Pressemitteilung.
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Vor allem schlechte Arbeitsbedingungen treiben Pflegekräfte zur Kündigung
Eine enorme Arbeitsbelastung ist das eine. Doch der Grund, warum so viele Pflegekräfte und Ärzte über eine Kündigung nachdenken, scheinen vor allem die schlechten Arbeitsbedingungen zu sein, die sich durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt haben. „Beim Blick in die Zukunft, also den Zeitraum nach der dritten Welle, halten 93 Prozent der Befragten aus den Gesundheitsfachberufen die Intensiv- und Notfallmedizin für strukturell und personell nicht mehr ausreichend belastbar ausgestattet“, berichtet die DGIIN.
Deshalb sei es wichtig, „dass die Politik wirksame Maßnahmen trifft, um die dritte Welle zu brechen“, so Professor Dr. med. Uwe Janssens, Generalsekretär der DGIIN. Doch das allein wird nicht reichen. Gerade von Seiten der Politik fühlen sich die meisten Mitarbeiter offenbar im Stich gelassen. Mehr als 95 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Politik den Pflege- und Ärztepersonalmangel nicht ausreichend beachtet und Lösungsansätze fehlen. Sattdessen werde zu kurzfristig gedacht, etwa wichtige Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen ausgesetzt, um vorhersehbare Personalengpässe zu kompensieren, beklagt ein Sprecher der Sektion Pflege.
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Was Pflegekräften wirklich hilft: Bessere Bezahlung und Personalschlüssel
Was den Pflegekräften wirklich hilft? Laut DGIIN müssen Pflegeberufe endlich aufgewertet werden und konkrete Verbesserungen erfolgen: gerechte Bezahlung, nachhaltige Anpassungen der Arbeitsbedingungen, die auch kontrolliert werden, und ein verbindlicher Personalschlüssel, der sich am tatsächlichen Bedarf orientiert. Applaus allein reicht eben nicht aus. „Der Pflegeberuf ist ein anspruchsvoller und erfüllender Beruf. Es müssen sich lediglich die Rahmenbedingungen ändern, damit mehr Personen in diesem Beruf bleiben oder ihn erlernen“, appellieren die Experten der DGIIN.
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Zur Umfrage
Die Umfrage war zwischen dem 5. und 16. April 2021 durchgeführt worden. An der Befragung haben 1.321 Mitarbeitende aus den Bereichen der Intensiv- und Notfallmedizin sowie des Rettungswesens teilgenommen. Davon sind rund 65 Prozent in Gesundheitsfachberufen tätig und 35 Prozent ärztliche Mitarbeitende. (as) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
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